"Im Leben, wie im Tot"

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Er kämpfte an der Seite seines Königs, als die Lange Nacht endete. Er stand an der Seite seines Königs, als dieser ihm das Leben rettete. Er kniete neben seinem König, als dieser sein Leben verlor.

Loras hatte die ganze Nacht gekämpft. Seit beginn des Sturmes hatte er das Schwert kaum aus der Hand gelegt. Sein Gesicht war schweißnass und in seiner Rüstung klafften mehrere Risse, während er sich durch eine Reihe von Toten kämpfte. Doch er war nicht alleine. Eintausend Männer kämpften an seiner Seite. Leo Schwarzgitter, sein ehemaliger Stellvertreter. Garth Tyrell, sein Großonkel. Lord Tommen Reisig, Gil Steinerns Neffe. Brynden Schwarzhain, Sansas Gemahl. Edmure Tully, der Lord von Schnellwasser. Doch für Loras war nur ein Kämpfer wichtig: König Renly Baratheon.

Egal was Renly in der Vergangenheit zu ihm gesagt hatte und wie sehr er ihre Liebe verleumdete, Loras stand an seiner Seite. Gemeinsam kämpften sie gegen die Toten und versuchten die Diener des Nachtkönigs vom Götterhain fernzuhalten.

Der Kampf war unglaublich hart. Und sie waren nur eintausend vor dem Götterhain. Von den mehr als hunderttausend Menschen, die sich in Harrenhal gegen die Weißen Wanderer versammelt hatten, waren bereits zehntausende gestorben. Und der Rest war entweder vor Verzweiflung kampfunfähig, oder in den entlegenen Orten der gewaltigen Burg eingeschlossen.

Doch Loras gab nicht auf. Immer weiter focht er, um die Toten vom Götterhain fernzuhalten. Loras hatte schon andere Schlachten bestritten. Er hatte im Wisperwald neben Robb Stark gekämpft und seine erste Schlacht geschlagen. Er hatte seine Armee nach Königsmund geführt, um dem Löwen von Lennister eine Falle zu stellen. Er hatte sich gegen die Drachen gestellt und eine schwere Niederlage einstecken müssen.

Doch über all dem hatte für ihn nur ein Ziel gestanden. Er hatte all dies nur aus einem Grund getan:

Um bei seinem König zu sein.

Und während Robb Stark, der ihm ein Bruder war, die Armee gegen die Toten führte und Generäle wie Edmure Tully und Yohn Rois sich mit Ruhm überhäuften und die Tyrion Lennister über allem schwebte und sie koordinierte, stand Loras neben Renly Baratheon und kämpfte, um seinen König zu beschützen.

Erneut stürzten sich die Toten auf sie. „Haltet die Linie!" rief Renly, das Schwert in der Hand, den Schild fest umklammernd.

Loras atmete schwer. Schweiß brannte ihm in den Augen und doch um ihn herum war es eiskalt.

„Kämpft weiter!" brüllte Robb Stark. Er war umgeben von seiner Leibwache, das Schwert in der Hand. Bei Renly stand nur noch ein Mitglied seiner Königsgarde: Ser Jeremias Hastings. Der weiße Mantel des Ritters war voller Dreck und Blut, doch er kämpfte tapfer weiter, bis ein Untoter ihn erschlug.

„Ser Jeremias!", rief Renly. Er wollte zu seinem Ritter eilen, doch Loras hielt ihn zurück.

„Vergiss ihn! Kämpfe weiter!", sagte Loras wütend. Renly starrte ihn mit seinen wunderschönen Baratheon-Augen an. Das Schwert in seiner Hand senkte sich. „Was bringt es denn alles noch?" fragte er so leise, das Loras ihn kaum verstand.

Wütend packte er Renly und zog ihn zu sich heran. Um sie herum wütete die Schlacht und niemand beachtete sie. „Jetzt hör mir mal zu!" brüllte Loras. „Du wirst jetzt nicht aufgeben! Du wirst dein Schwert nehmen und gegen diese Toten kämpfen!"

Renly sah ihn nur an. Unfähig, sich zu bewegen. Um sie herum fielen ihre Gefährten. Lord Rois wurde von den Toten getötet. Tommen Reisig, Leo Schwarzgitter, Lord Jason Mallister, Lord Willerich Muton, Lord Rykker und viele andere waren in starker Bedrängnis, oder starben bereits, während ihnen die Toten das Fleisch von den Knochen rissen.

„Da! Schau sie dir an!" brüllte Loras. „Das sind deine Leute! Sie haben dich zu ihrem König gemacht! Beschütze sie!

Renly starrte ihn noch immer an. Dann weiteten sich seine Augen. Er packte Loras an den Schultern und wirbelte ihn herum.

Das andere Lied, von Eis und Feuer - Der letzte SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt