"Ruinen"

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Nachdem die Soldaten Renly und sein Gefolge gefangengenommen hatten, verließ Jon den Roten Bergfried. Er hatte genug vom Kampf. Und sein Drache brauchte ihn!

Der Rote Bergfried war ein Schlachtfeld. Überall lagen Tote und Verletzte. Männer schrien und Schweigende Schwestern liefen umher, um sie zu versorgen. Jon verschloss die Augen vor ihrem Leid, bestieg ein Pferd und galoppierte los.

Er musste nicht fragen, wo Rhaegal gelandet war. Sein Instinkt leitete ihn, genau so wie die große Rauchsäule, die von Rhaenys Hügel aufstieg, mitten im Flohloch

Das Flohloch war das Elendsviertel von Königsmund. Hier hatten sich, während Robbs Eroberung von Königsmund, die Männer der Lennister und Stark die heftigsten Gefechte geliefert. Doch nun lag das Flohloch in Schutt und Asche. Feuer loderten überall und die Ruine der Drachengrube war von Rauch verhüllt.

Noch während Jon auf das Viertel zuritt, erhob sich ein schwarzer Schatten aus der Grube.

Drogon breitete seine gewaltigen Schwingen aus und glitt über die Stadt zu Roten Bergfried. Kolonnen von Unbefleckten folgten ihm und in der Ferne meinte Jon, die großen Elefanten der Goldenen Kompanie zu sehen. Alle marschierten zum Roten Bergfried. Daenerys hatte von dem Sieg gehört und würde nun den Eisernen Thron beanspruchen.

Jon lenkte sein Pferd in die Entgegengesetzte Richtung der Armee. Hinein ins Flohloch.

Er fand Rhaegal in den Ruinen eines Schlachthofes. Die verbrannten Kadaver von Schweinen, Kühen, Hunden und Pferden lagen um ihn herum verteilt. Jons Pferd scheute, als es den Drachen roch und er musste absteigen. Langsam nähert er sich dem Drachen. „Rhaegal?", fragte er leise.

Der Kopf des Drachen fuhr unter seinem Flügel hervor. Seine roten Augen waren voller Schmerz und er brüllte Jon laut an.

„Ganz ruhig. Ich bin es!", brüllte Jon. Langsam ging er auf Rhaegal zu, der ihm die Zähne zeigte und knurrte. Doch der grüne ließ es zu, das Jon ihn an der Schnauze berührte und über die blutigen Schuppen strich. „Wo hat man dich getroffen?", fragte er leise.

Rhaegal wand sich und hob einen Flügel. Jon ballte die Faust vor Wut. In Rhaegals Schulter steckte ein Mannslanger Eisenspeer. Die Wunde rauchte und heißes Blut tropfte zu Boden. Der Speer war verdreht und heiß, wo es aus Rhaegal Schulter ragte.

Zorn über die Verletzung seines Drachen ließ Jon an seinem Entschluss zweifeln, Renly am Leben gelassen zu haben. Er packte den Speer und zog an ihm.

Rhaegal kreischte vor Schmerz und winselte. Er schlug mit den Flügeln und stieß Jon beinahe um. Jon wollte seinem Drachen nicht noch mehr Schmerzen zufügen, doch ihm blieb keine Wahl. Er zog erneut an dem Speer und endlich löste er sich aus der Wunde. Jon verlor den Halt und stolperte zu Boden. Der Speer fiel neben ihm zu Boden. Seine Spitze war verdreht und zum Teil geschmolzen. Rhaegal brüllte triumphierend. Dann machte er einen gewaltigen Satz nach vorne und schlug seine Zähne in Jons Pferd. Das panische Wiehern verstummte, als Flammen aus seinen Augen, Nüstern und Maul schlugen.

Jon stand mühsam auf. Rhaegal verschlang das Pferd und ignorierte ihn. Jon blickte zum Roten Bergfried. Er wusste, dass sein Platz an Daenerys Seite war, wenn sie den Eisernen Thron bestieg, doch ihm war der Geschmack an Politik vergangen. Er setzte sich zu Rhaegal, der noch immer an dem Pferd nagte. Gestalten huschten an ihnen vorbei. Sie sahen ängstlich zum großen Drachen und schnitten sich dann Streifen von verkohlten Fleisch aus den verbrannten Kadavern, ehe sie wieder verschwanden.

„Warum musstest du nur im Flohloch abstürzen?", fragte er leise und mehr zu sich selber. Rhaegal gab keine Antwort, sondern begann seine Wunde, mit der Zunge zu säubern.

Das andere Lied, von Eis und Feuer - Der letzte SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt