Temperament

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„Was soll das heißen?", fahre ich Finnick empört an. Er gestikuliert wild mit den Händen in der Luft herum, Verunsicherung und Wut zeichnen sich in seinem hübschen Gesicht ab. „Es soll heißen... was es nun mal heißt". Ich schnaube und streiche mir das Haar aus der Stirn. Vielleicht schneide ich es bald wieder, es geht mir auf die Nerven.

„Was es heißt? Es heißt also... ich verbringe zu viel Zeit mit... das meinst du nicht ernst!" Er will mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass ich ihm nicht genug Aufmerksamkeit schenke, weil ich versuche, Katniss und Peeta zu helfen. Das kann er nicht ernst meinen. Finnick fährt sich mit beiden Händen durch das Haar, was ich sonst immer tue, und läuft vor mir auf und ab. Ich sitze auf seinem Bett und folge ihm mit den Augen.

Wann ist das alles in einen Streit ausgeartet? Eben noch haben wir hier gelegen, postkoital erschöpft und verliebt wie eh und jeh... und jetzt schreien wir uns an. Finnick hält inne und sieht mich aus dunklen Augen an. „Doch... nein, also... verdammt!" Fluchend läuft er wieder los. Für genau zehneinviertel Sekunden sehe ich mir das an, dann wendet er sich ruckartig wieder zu mir. „Du bist doch sonst nicht so versessen darauf, sie rauszubringen. Was ist anders? Was ist an diesen beiden brennenden Tributen anders?"

Meine Zähne malen und meine Finger krampfen sich in das Laken. Ich weiß, was er meint. Normalerweise bin ich nicht so enthusiastisch bei der Sache. „Finnick...", ich seufze und sehe zu Boden. „Nova". Seine Stimme klingt eindringlich. „Ich verstehe es einfach nicht". Ich hebe den Kopf, blicke ihm ins Gesicht und hole tief Luft, um die Worte auszusprechen, die ich mir selbst nur schwer eingestehen will. „Sie sind wie wir. Wie Kaidan und ich".

Für einen Moment starrt er mich nur sprachlos an, dann runzelt er die Stirn. „Wie... ihr?" Ich nicke und betrachte dann wieder die Staubflusen, die auf einmal sehr viel interessanter geworden sind. „Wie meinst du das?" Er klingt genauso verwirrt wie vor meiner Offenbarung, aber zu mindestens viel sanfter und nicht mal annähernd so wütend. Ich zucke die Achseln und versuche noch immer, mit den Fusseln telepathisch zu kommunizieren. Es klappt nicht. Sie bleiben stumm wie Fische.

„Du kennst sie kaum aber... schau sie dir doch an. Katniss ist genauso entschlossen wie ich, genauso stur und genauso kämpferisch". Es hat eine Weile gedauert, bis ich mir das eingestehen konnte, aber das ich damals die Spiele gewann, war nicht aus purem Glück. „Und sie hat sich freiwillig gemeldet. Sie hat jemanden, zu dem sie zurückmuss. Und Peeta...:" Ich lache verbittert auf und fahre mir mit der Hand über die müden Augen, „Peeta wird von Sekunde zu Sekunde mehr wie er".

„Wie war er denn?", fragt Finnick. Er klingt nicht eifersüchtig, sondern tröstend, weil er weiß, wie sehr mir Kaidan fehlt, als Freund. Ich lächele traurig. „Er war charismatisch und freundlich. Naja... wenn das Eis einmal gebrochen war. Am Anfang habe ich ihn gehasst". Ich lache wieder, dieses Mal erstickt. An ihn zu denken tut schrecklich weh. Das blutverschmierte Messer... die Kanone... meine Tränen... Sorgfältig verschlossene Erinnerungen, kämpfen sich wieder an die Oberfläche.

„Aber dann... er hat dafür gesorgt, dass ich nicht aufgebe, wenn Haymitch mich in den Wahnsinn getrieben hat. Er hat mich aufgebaut, mich getröstet, gehalten und abgelenkt, wenn ich Angst hatte. Und er war verliebt, in Roxy". Eine stumme Träne läuft mir über die Wange. Als Finnick das sieht, setzt er sich neben mich, vorsichtig, als könnte ich ihn verscheuchen wie eine lästige Fliege.

Er legt mir einen Arm um die Schultern und zieht mich an sich. Ich weine nicht, ich schmiege mich einfach nur an ihn und genieße die Wärme eines vertrauten Körpers und den Trost, den er spendet. „Den letzten Teil verstehe ich zwar nicht... aber naja", sagt Finnick und ich spüre sein Schmunzeln in meinem Haar. Auch ich muss kichern, wenn es auch einen deprimierenden Beigeschmack hat.

The second mentor- DieTributeVonPanemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt