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Aufgeregt stürzen Katniss und Peeta zu den Fensterscheiben des Zuges und betrachten die erhabene Gestalt des Kapitols, die mir inzwischen vertraut ist. Als jedoch die Kapitol Bewohner erscheinen, sie bestaunen und auf sie zeigen als wären sie ein interessantes Forschungsobjekt das ausgestellt wird, wie sie es jedes Jahr tun, weicht Katniss von dem Glas zurück als hätte sie sich verbrannt.
Pure Abneigung zeichnet sich in ihrem Gesicht ab, die zwar gerade nicht hilreich ist, ich aber nachvolziehen kann. Peeta flieht nicht, entzieht sich nicht den gaffenden Blicken. Er bleibt am Fenster stehen und winkt und lächelt, bis wir den Bahnhof erreichen. Er präsentiert sich der Menge vom ersten Augenblick an als aufgeschlossen und liebenswert. Annerkennung steigt in mir auf.
Katniss hingegen ist entsetzt. Als Peeta ihren Blick bemerkt, murmelt er: „Wer weiß. Vielleicht ist ein Reicher dabei". Er hat es verstanden, das Prinzip der Spiele.
Etwas an Katniss verändert sich als er das sagt. Ihre Schultern straffen sich, sie presst die Lippen zusammen und ihr Blick wird härter. Ich frage mich, was in ihr vorgeht.
Adrenalin durchfließt meine Adern, als die Hymne erklingt und der erste Wagen in Sicht kommt. Die Spannung ist kaum auszuhalten. Haymitch mustert mich von der Seite. „Du weißt was Cinna und Portia vorhaben, oder?" Wage nicke ich, denn so genau weiß ich es ja doch nicht. Ich habe nur eine grobe Idee. Die kleine Rue und der gigantische Thresh aus 11 verlassen in ihren schimmernden Anzügen mit den silbernen, filigranen Kränzen aus Getreide um den Kopf das Erneuerungsstudio und ich betrachte gespannt den Ausgang.
Als Katniss und Peeta aus der Dunkelheit auftauchen, stockt mir der Atem. Sie tragen schwarze, enganliegende Ganzkörperanzüge, hochgeschlossen bis zum Hals, aus glänzenden Leder, genauso wie die hohen Schnürstiefel, die ihnen bis zu den Knien reichen. Katniss Haar ist genauso hochgeflochten wie am Tag der Ernte, doch das ist es nicht, was mir die Luft geraubt hat.
Sie brennen! Lichterloh, in einem Farbenspiel aus rot, gelb, orange und blau. Ihre Haare und die Umhänge stehen in Flammen, sie stehen in Flammen. Unter dem Feuer kann man die Umhänge und Kopfbedeckungen kaum erkennen, sie ziehen Spuren aus Licht hinter sich her. Sie sind menschliche Fackeln. Aber sie verbrennen nicht, deshalb muss es sich um irgendeine besondere Art von Feuer handeln, doch es ist so täuschend echt.
Ich höre die Menge durch den Lautsprecher laut aufschreien, erst erschrocken, dann vollkommen begeistert, als sie bemerken, dass dieses Spektakel beabsichtigt und kein tragischer Unfall ist. Sie rufen ihre Namen, ihren Distrikt, werfen ihnen Flugküsschen und Rosen zu. Ich sehe, wie Katniss eine davon fängt und als sie einen Kuss in die grobe Richtung zurückschickt, rasten die Kapitol Bewohner aus vor Euphorie.
Haymitch schnalzt anerkennend mit der Zunge. „Junge, junge. Dieser Cinna hatte eine noch viel bessere Idee als Lennox damals bei dir, nehm's mir nicht übel". Ich lache und fasse es lieber als Kompliment auf, weil ich ja auf eine ähnliche Idee gekommen bin. Auch Haymitch lacht, aber anders als ich es tue, überrascht und begeistert. „Sieh dir das an. Ihre Hände".
Ich weiß was er meint. Ihre Hände sind verschränkt, als wären sie ein Paar, ein Team, das gemeinsam kämpft und nicht gegeneinander. Niemand sonst tut das. Noch etwas, wodurch sich unsere Tribute von den anderen abzeichnen. „Genial", wispere ich.
Die Hymne verstimmt und der Präsident hält seine übliche Rede, während die Kamera nach einander über die Gesichter aller Tribute schwenkt. Doch bei Distrikt 12 bleibt sie ungewöhnlich lange hängen, als könnten sich die Kameraleute nicht dem Anblick der züngelnden Flammen entziehen. Als sich langsam Dunkelheit über den Platz zieht, erleuchtet das Feuer die Gesichter von Katniss in und Peeta und wirft noch mehr Aufmerksamkeit auf sie. Nicht, dass sie das nötig hätten.
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The second mentor- DieTributeVonPanem
FanficNiemand hätte gedacht, dass ausgerechnet die unscheinbare Novalee aus Distrikt 12 den Mut aufbringen würde, sich für die 66. Hungerspiele freiwillig zu melden. Sie selbst auch nicht. Aber als ihre beste Freundin in den Tod geschickt werden soll, gib...