Gefährliches Terrain

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Warm und weich sind die Laken die mich umhüllen wie ein Kokon. Mit einem Gähnen will ich mich tiefer in das Kissen kuscheln, doch mein Gehirn hat bereits angefangen zu denken und erinnert mich an Katniss und Peeta in der Arena. Wiederwillig öffne ich die Augen und blicke in einen rotgetränkten Himmel. Schöner Sonnenaufgang. Oh nein, es ist der Sonnenuntergang, wie mir ein Blick auf den Wecker verrät. Okay... ich schmatze einmal schlaftrunken, als mein Gehirn beginnt, diese Information zu verarbeiten.

Ich fahre aus der horizontalen hoch und sitze kerzengerade in Finnicks schneeweißem Bett. Ich habe den ganzen Tag verschlafen. Lebt Katniss noch? Der letzte Stand war schließlich, dass sie auf einem Baum mit Jägerwespen festsaß. Ich springe aus dem Bett, wobei ein Kissen herausfällt, und laufe, den plötzlich eintretenden Schwindel ignorierend, in die Wohnküche. Niemand ist zu sehen.

Kopflos und panisch rufe ich Finnicks Namen und als ich keine Antwort erhalte, stürme ich in Richtung Lounge. Ich reiße die Türe auf. „Haymitch? Lebt sie noch?" Alle Blicke richten sich auf mich. Man könnte eine Stecknadel fallen hören, so leise ist es geworden. „Ja". Haymitchs Stimme klingt verwirrt und amüsiert zugleich. Ich atme ehrleichtert auf. „Gut". Noch immer starrt mich jeder an und so langsam wird mir bewusst, dass ich immer noch nur einen Slip und Finnicks T-Shirt trage.

Peinlich berührt ziehe ich die Enden des Shirts über meine Oberschenkel. „Wo ist Finnick?", richte ich mich wieder an Haymitch. „Im Trainingsraum. Er war bis vor einer Stunde hier, meinte du seiest zu müde". Ich nicke dankbar. „Anstrengende Nacht gehabt?", fragt Gloss, eine Mentorin aus Distrikt 1, und man könnte meinen, es sei bloß eine fürsorgliche Nachfrage gewesen, doch der spöttische Unterton ruiniert es.

Die Mentoren wissen alle, was zwischen mir und Finnick läuft, wie könnten sie es auch nicht bemerkt haben, aber es scheint irgendwie eine Art unausgesprochenes Gesetz zu sein, dass wir es nicht an die Öffentlichkeit weitergeben. Zu unser aller Schutz. Ich weiß nicht, wie begeistert Snow wäre, wenn ich und Finnick nicht mehr seine Prostituierten spielen würden. Und was würde aus unseren Geliebten werden. Aber uns damit aufzuziehen, lassen sich die Anderen trotz nie entgehen.Ich ziehe eine Grimasse in ihre Richtung, verneige mich, ebenso ironisch wie sie, und verlasse mit hochrotem Kopf die Lounge.

Wie peinlich. Ich sollte wirklich öfter nachdenken bevor ich handele. Ich klopfe an die Tür des Trainingsraums und stecke meinen Kopf durch den Spalt zwischen Tür und Rahmen. Nur um sicherzugehen, dass nicht noch jemand anderes drin ist und mich in diesem Aufzug sieht. Zum Glück ist es nur mein Freund. Ich höre ihn bevor ich ihn sehe. Ohne Shirt natürlich, dieser Angeber, liegt er unter einer Metallstange die er hoch und runter drückt. Er muss schon ziemlich lange hier drin sein, denn er keucht und der Schweiß glänzt auf seinen muskulösen Armen (Viel Spaß mit diesem Bild im Kopf).

Als er mich bemerkt, stemmt er das Gewicht zurück in die Halterung, richtet sich auf und lächelt mich an. „Auch mal aufgewacht?" Ich versuche, ihn ganz böse anzugucken. „Warum hast du mich nicht geweckt?" Finnick breitet die Arme aus und zieht mich an der Hüfte näher zu sich. Er drückt mir einen flüchtigen Kuss auf den Hüftknochen und ich erschaudere unmerklich, vor allem als die Erinnerungen an die letzte Nacht in meinen Gedanken aufploppen.

„Du sahst so süß aus", sagt Finnick und grinst. „Und du bist erschöpft, du brauchst Schlaf". Ich schmolle. „Aber ich bin Katniss' Mentorin, ich muss auf sie aufpassen". Ich runzele die Stirn und winde mich aus seinem Griff. Demonstrativ verschränke ich die Arme vor der Brust. „Haymitch war doch da. Und ich habe aufgepasst", versucht er mich zu beruhigen. Ich würde ihn ja gerne zusammenstauchen, aber er sieht mich mit diesem entschuldigenden Lächeln, da kann ich ihm einfach nicht mehr böse sein.

Ich setze mich neben ihn und rücke ein Stückchen ab, wegen des penetranten Schweißgestanks. Was soll man machen? „Was ist denn so passiert... also als ich geschlafen habe?" So langsam aber sicher kommen die Schuldgefühle, dass ich Katniss und Peeta einem Risiko ausgesetzt habe. Finnick schmunzelt. „Katniss hatte ihren ersten Kills". „Was?" Erstaunt sehe ich ihn an. „Glimmer aus 1 und...". Er zögert und sieht zu Boden. „Marina".

Ich schlucke betreten. Sein verbliebener Tribut. Erst jetzt realisiere ich, dass er gestern die ganze Zeit zu mir gestanden hat, obwohl Marina unter den Karrieros war, die Katniss bedroht haben. Ich gebe ihm einen langen Kuss auf die Wange und lege dann den Kopf auf seine Schulter, den Schweiß Geruch ignorierend. Finnick erzählt mir, wie sie das Wespennest auf die Karrieros hat fallen lassen und selbst gestochen wurde. Ich verspanne mich leicht.

Aber sie lebt noch und das ist alles was zählt. Als sie den Bogen von Glimmer holen ging, wäre sie fast getötet worden, von Cato. Ich zische scharf durch die Zähne. Aber zumindest hat sie jetzt einen Bogen. Damit steigen ihre Chancen rapide. Dumm war es trotzdem. „Was ist mit Peeta?", frage ich zögernd, denn ich fühle mich schuldig, weil ich wieder zuerst an meinen weiblichen Schützling gedacht habe. Es ist unfair, wie sehr ich ihn vernachlässige. Ich bin eine schlechte Mentorin.

„Er lebt. Er war es, der Katniss vor Cato gerettet hat". Ich nicke langsam. Heldenhaft, ganz typisch für ihn. Die Kapitoler waren sicher begeistert. Ich denke wiedermal an Kaidan. Ich wette, er hätte das gleiche für mich gemacht. Ich für ihn ja auch. Ich ignoriere den Schmerz, der mich jedes verdammte Mal überkommt, wenn ich mich an ihn erinnere und ihn vermisse.

„Er wurde im Kampf verletzt", ergänzt Finnick zögerlich. „Schlimm?" Er nickt nur. Ich nehme mir vor, so bald wie möglich nach ihm zu sehen. Wenn ich mir endlich was Richtiges angezogen habe. „Und... ich sollte dir vielleicht noch etwas sagen...", setzt er vorsichtig an. „Was?" Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Katniss ist bewusstlos".

Erneut stürme ich in die Lounge, diesmal in Finnicks, mir natürlich viel zu großen, Wechsel-Trainingsshorts. Und wieder blicken mich alle etwas belustigt an, aber es macht mir nichts. Finnick an meiner Hand lasse ich mich zu Haymitch auf das Sofa fallen und starre gebannt auf den Bildschirm. „Wie geht es ihnen?" Mein Partner seufzt. „Nicht gut".

Dann sehe ich Katniss auf einem der Bildschirme, wie sie mit geschlossenen Augen, zusammengerollt unter einem Felsvorsprung liegt. Sie zittert am ganzen Körper und ständig zucken ihre Gliedmaßen. Die kleine Rue, die sie gestern Abend vor dem Nest gewarnt hat, sitzt neben ihr und spielt an einem Stock herum. „Ist sie eine Gefahr?" Ich klinge kaum misstrauisch. Wäre sie es, wäre Katniss längst tot. Sie hätte sie notfalls mit einem der Pfeile aus dem Köcher abstechen können, der neben meiner leidenden Tributin liegt.

Haymitch winkt ab. „Im Gegenteil, guck, sie hat ihr die Wunden versorgt". Ich sehe was er meint. Auf Katniss Bein, Wange und Hals liegen grüne, für mich nicht definierbare Blätter. „Hoffentlich weiß sie was sie tut", murmele ich. „Wenn Katniss aufwacht, wird sie sich sicher mit dieser Kleinen verbünden", stöhnt Haymitch. „Sie wollte sie von Anfang an". Ich zucke die Schultern und lächele schwach. So ist Katniss eben.

„Was ist mit Peeta?" Ich erinnere mich an meine Schuldgefühle von eben. Haymitch verzieht das Gesicht mitleidig, als er auf ein anderes Viereck zoomt, wo wir Peeta sehen können, der sich mit schmerzverzehrtem Gesicht Schlamm und Seegras über sein gesundes Bein schmiert. Das Andere ist schwerverwundet, ich erkenne Schwerteinschnitte und es ist blutüberströmt. Wenn ich mich nicht irre, bildet sich schon Eiter. Das wird sich definitiv entzünden. Ich presse die Lippen zusammen und Finnick drückt meine Hand.

„Was tut er da?", frage ich, etwas verwirrt. „Er tarnt sich oder so". Auch Haymitch schmunzelt. „Bäckersjunge". Finnick gluckst verhalten neben mir. Ich lasse mich in die Kissen zurück sinken. „Toll. Meine Tribute sind also ausgeknockt oder unfähig sich zu wehren. Sind ja gute Aussichten". Der Sarkasmus trieft nur so aus meiner Stimme. Finnick legt einen Arm um mich und drückt mir einen Kuss aufs Haar, mehr muss er gar nicht tun.

„Sieht wohl so aus", meint auch Haymitch deprimiert und schenkt mir wortlos irgendein schlechtriechendes, alkoholisches Getränk ins Glas. Ich trinke wortlos. Mehr als warten und hoffen können wir jetzt auch nicht mehr. Solange sie nicht gefunden werden...


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I'm so sorry for the very slow updates, I really try my best ^^

The second mentor- DieTributeVonPanemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt