Vertrau mir

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Ich sitze mit angezogenen Knien auf einem der gemütlichen Sofas und kaue nervös auf meinen Fingernägeln herum. Draußen ist es schon tiefste Nacht, außer mir sitzt niemand mehr in der Lounge. Aber ich kann nicht schlafen. Vor mir flimmert das Geschehen in der Arena über den Bildschirm, ich habe auf das Feld gezoomt, in dem man die Karrieros sieht. Katniss liegt schlafend, in ihrem erbeuteten Schlafsack hoch oben auf einem Baum. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr etwas passiert, ist gering.

Bei Peeta bin ich mir da hingegen gar nicht so sicher. Er liegt schlafend unter einem der Zelte, die sich die Karrieros aufgebaut haben. Den ganzen Tag haben sie damit verbracht, die Vorräte und Waffen zu einer dynamischen Pyramide aufzustapeln. Schon bald hatte ich ihre Taktik durchschaut. Es ist schlau, verdammt schlau sogar, was sie planen. Zuerst hatte ich mich gewundert, dass sie Ian, den schwächlichen Jungen aus Distrikt 3, nicht sofort getötet hatten.

Bis mir einfiel, dass er weiß, wie man Bomben baut, entschärft und vor allem wieder neu in Betrieb setzt. Innerhalb von nur einer halben Stunde, hat Ian in einem Schachbrettmuster um die Pyramide herum, die Sprengfallen vom Start der Spiele wieder scharfgemacht. Beeindruckende Taktik. Clove und Cato aus 2 halten die Nachtwache, Glimmer, Marvel, Marina, Ian und Peeta schlafen. Das beunruhigt mich so, deshalb finde ich keinen Schlaf.

Ich traue den Karrieros nicht, dass traue ich nie. „Warum wolltest du Lover Boy eigentlich dabeihaben?", fragt Clove misstrauisch. Ich konnte nicht viel über sie herausfinden, bloß, dass sie ein begabter Karriero ist und eine sehr ironische und provokante Art zu sprechen hat. Und einen Hang zur Gewalt hat. Aber mal ehrlich, welcher Karriero hat das nicht?

Cato, der auf einer Kiste voll mit Äpfeln sitzt und mit einem Messer an einem Stück Rinde herum pult, zuckt die Schultern. „Er soll uns helfen seine kleine Flamme zu finden", sagt er und sowohl Clove, als auch sogar ich, müssen über das Wortspiel grinsen. Clove schiebt sich das dunkle Haar über die Schulter und grinst spöttisch. „Denkst du, sie sind... telepathisch verbunden oder so?", scherzt sie.

Ihr Mittribut schmunzelt auf seine typisch arrogante Art und reißt ein Stück von der Rinde ab. Der Klumpen Holz, den er in der Hand hält, scheint keinen definierten Sinn zu ergeben. „Wer weiß. Ist doch bestimmt bei Verliebten so, oder nicht?", sagt Cato, mit über-romantisierter Stimme, wie man es höchstens von Caeser Flickermann erwarten würde. Es soll wohl ein Scherz sein.

Clove grinst zu ihm auf, für einen Moment blicken sie sich in die Augen. Meine Augenbrauen wandern vielsagend in die Höhe, als ich das beobachte. „Leg Zeitlupe und einen romantischen Song drüber, dann würden sie Peeta und Katniss Konkurrenz machen", sagt eine Stimme hinter mir und ich fahre zusammen. Als ich mich umdrehe, sehe ich Finnick, der hinter mir steht und genauso zu mir herunter grinst, wie Cato es bei Clove tut. „Hi Babe", sagt er schmunzelnd.

Als sich mein paranoider Herzschlag beruhigt hat, beginne ich zu lachen. Finnick drückt mir einen Kuss auf die schmunzelnden Lippen, dann setzt er sich neben mich auf das Sofa. „Die beiden aus zwei also", stellt Finnick fest und nickt zum Bildschirm. Clove und Cato haben sich wieder ihrem Gespräch über die anderen Tribute zu gewannt. „Wer weiß", grinse ich. „Haben sie euch einfach die Taktik geklaut", behauptet er und legt einen Arm um mich, ich kuschele mich kichernd an ihn.

Mein Kopf wird langsam schwer, ein Gähnen entfährt mir. „Es ist spät. Wie lange sitzt du schon hier?", fragt er und ich seufze erschöpft. „Seit dem Beginn der Spiele". „Hast du etwas gegessen?". Ich schüttele den Kopf. Finnick schnalzt mit der Zunge und winkt einen Avox mit dunkler Haut und dunklem Haar herbei. Er sagt irgendwas zu ihm, dann greift er nach einer der roten Flausche Decken, die uns auf den Sofas zur Verfügung stehen und legt sie mir um die Schultern.

The second mentor- DieTributeVonPanemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt