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„Nova", flüstert Finnicks vertraute Stimme und ich schrecke hoch. „Wo, wann, was, wie?", murmele ich verschlafen. „Kontrollzentrum, sieben Uhr morgens, du, schlafend auf der Couch", erklärt er schmunzelnd und streicht mir eine verirrte Strähne hinters Ohr. Ich sehe mich konfus um, betrachte das noch rötliche Sonnenlicht, dessen Finger über die fast leeren Sofas und Tische der Lounge wandern. Haymitch ist nicht mehr da. Ich sehe an mir herunter. Noch immer trage ich nur das Seidennachthemd, meine Haare sind unordentlich nach hinten gebunden. Als ich auf den Bildschirm blicke, und die im Tümpel liegende Katniss sehe, fällt mir plötzlich wieder alles ein. Das Feuer, der Rauch, die Wunde.
„Katniss", murmele ich panisch und rappele mich auf. Mit zittrigen Fingern greife ich nach der Fernbedienung und auf ihr Bein. Aber durch das Tümpel Wasser kann man nicht viel erkennen. „Was ist passiert?", fragt Finnick und ich schildere ihm die Ereignisse der letzten Nacht. Er stößt kaum hörbar einen Fluch aus, vermutlich an das Kapitol gerichtet. Ich sehe mich hektisch um, doch niemand scheint in der Nähe zu stehen und es gehört zu haben.
„Pass auf", zische ich, „wir dürfen das Kapitol nicht provozieren". Finnick presst die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und starrt auf den Bildschirm, ohne etwas dazu zu sagen. Ich frag mich, was wohl in ihm vorgeht. Wir reden nicht mehr darüber.
Ich vergewissere mich noch, dass bei Peeta alles in Ordnung ist. Er läuft mit den anderen Karrieros durch den Wald und betrachtet besorgt die verkohlten Bäume. Ob er sich Sorgen um Katniss macht? Wahrscheinlich. Aber es geht ihm gut.
Ich lasse mich zurück in die Kissen gleiten. Eine weitere Nacht, die meine Tribute überlebt haben. Ich bin so erschöpft. Dieser Stress ist auslaugend. Finnick nimmt mir sanft die Fernbedienung aus den Fingern, legt einen Arm unter meine Knie, den anderen unter meine Schulter. Im Brautstyle hebt er mich von der Couch. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und vergrabe mein Gesicht an seiner Halsbeuge.
„Na?", murmelt er. „Hm", gebe ich schmunzelnd zurück. „Gut geschlafen?" Ich gähne wie zur Wiederlegung und spüre sein tiefes Lachen an meinem Körper nachhallen. Ich schließe die Augen, und lasse mich von seinen starken Armen halten. Ich spüre, dass er sich in Bewegung setzt, höre ein paar Türen auf und zu gehen und schließlich die weichen Laken von einer Kapitol Bettwäsche in meinem Rücken.
Ich öffne die Augen wieder und sehe, dass Finnick mich auf seinem Bett abgelegt und zugedeckt hat und jetzt aus Schuhen, Socken und Shirt schlüpft um sich neben mich zulegen. Er schlingt einen Arm um mich und zieht mich an seine muskulöse Brust. Sofort umschließt mich die wohlige Wärme und Geborgenheit, die ich wirklich nur hier, bei ihm bekommen kann. Mit einem Lächeln auf den Lippen döse ich wieder weg.
Staub kitzelt mich in der Nase und mit einem leisen Niesen wecke ich mich und Finnick auf. Verschlafen drehe ich ihm den Kopf zu. Als er mich erkennt, beginnt er verträumt zu Lächeln. „Morgen Baby", flüstert er und ich hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. „Wie viel Uhr ist es?", brumme ich verschlafen. Finnick verzieht das Gesicht und zieht mich enger an sich. Er rollt sich auf den Rücken, sodass ich auf seinem Bauch liege.
„Ist doch unwichtig", versucht er mich zu überzeugen, doch ich stemme mich glucksend von ihm herunter. „Wir haben nur einen Job Finnick, in dieser Lounge sitzen und uns um diese Kinder kümmern", maßregele ich ihn grinsend und krabbele aus dem Bett. Murrend streckt er die Arme nach mir aus. Immer noch kein Frühaufsteher. Obwohl... es ist 11:48, wie mir ein kurzer Blick auf die Uhr verrät. Früh kann man das wohl nicht mehr nennen.
„Aber du siehst so verdammt heiß aus in diesem Nachthemd. Und jetzt ist es so kalt hier", beschwert er sich und ich muss beinahe schon vor ihm flüchten, sosehr streckt er sich nach mir aus. Kichernd verschwinde ich ins Badezimmer und putze mir die Zähne. Ein Blick in den Spiegel genügt, um mir zu sagen, dass mir letzte Nacht eindeutig der Schönheitsschlaf fehlte.
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The second mentor- DieTributeVonPanem
FanfictionNiemand hätte gedacht, dass ausgerechnet die unscheinbare Novalee aus Distrikt 12 den Mut aufbringen würde, sich für die 66. Hungerspiele freiwillig zu melden. Sie selbst auch nicht. Aber als ihre beste Freundin in den Tod geschickt werden soll, gib...