Aufgewacht im Paradies

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Levis Sicht
Genervt steige ich aufs Pferd. Was kann schon so wichtig sein, dass es keine Minute Aufschub verkraftet.
Ich folge Eld zu dem Rest meiner Einheit, die für die Sicherung des linken Flügels abgestellt wurde.
Eld führt mich zu einem kleinen Ausläufer des nahen Waldes und kurz darauf kann ich etwas sehen.
Mein Team scheint etwas gefunden zu haben und jetzt wo ich nahe genug bin, erkenne ich es auch.
Dort vor mit im Gras liegt ein bewusstloses Mädchen.
Für einen Moment mustere ich sie von meinem Rappen. Ihre Kleidung sieht anders aus, als alles was ich je gesehen habe.
Ich steige ab und gehe auf sie zu.
„Vorsicht Hauptgefreiter!" Ich sehe meinen Untergebenen über die Schulter an. „Bist du dämlich? Das ist nur ein Mädchen."
Trotzdem frage ich mich, wie sie hier her gekommen ist.

Ich knie mich neben sie nieder um zu gucken ob sie noch lebt.
Ihr Gesicht sieht so friedlich und unbekümmert aus, wie ich es noch nirgends gesehen habe.
Der Anblick fesselt mich für einen Moment, ehe ich meine Hand ausstrecke.
Langsam streiche ich ihr Haare beiseite und greife mit meiner Hand nach ihrem Hals.
Sofort fällt es mir auf. Ihre Haut ist so unfassbar weich, dass ich mein eigentliches Ziel aus den Augen verliere. Statt nach einem Puls zu suchen, wandern meine Fingerspitzen über ihre Kehle unterhalb ihres Kiefers.
Dabei lasse ich meinen Blick über ihren Körper wandern.
„Und? Lebt sie?" Elds Stimme reisst mich aus meinen Gedanken und ich taste nach meinem ursprünglichen Ziel.
Sofort finde ich das, wonach ich eigentlich gesucht habe. „Ja" sage ich knapp ohne meine Augen von ihr zu lösen.
„Wir nehmen sie mit" sage ich und greife bereits nach ihr.
Während ich ihren Rücken mit dem einen Arm und unter ihre Knie mit dem anderen greife, hebe ich sie hoch an meine Brust.
Ihre Haare fallen ihr dabei wieder wild ins Gesicht und ein bekannter frischer Geruch steigt mir dabei in die Nase. Riecht sie nach Apfel?

Nach Absprache mit Erwin trage ich sie auf einen Wagen und wickel ich sie in einen Mantel des Aufklärungstrupps.
Dabei fessel ich sie aus Sicherheitsgründen.
Auch die Haut ihre Hände und Handgelenke sind so unfassbar weich, das ich nicht anders kann als über sie zu streichen. Als musste sie noch nie in ihrem Leben körperlich Arbeiten.
Nicht mal im Ansatz sind Abschürfungen oder Schwielen zu erfühlen.

Die Rückkehr verläuft Problemlos. Niemand bemerkt etwas. Sie ist immer noch bewusstlos, als ich im Keller die Seile gegen Eisenketten ersetze.
Ein letztes Mal streiche ich ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht und lass dabei meine Finger über ihre Wange gleiten. Wieder fällt mir der frische Geruch von Apfel in die Nase und wieder fesselt mich dieser friedliche Ausdruck in ihrem Gesicht.
Ich muss mich zwingen zu gehen und verlasse ich ihre Zelle.

Deine Sicht
Schläfrig drehe ich mich auf die Seite, wobei mir etwas Kaltes und hartes ins Gesicht schlägt.
Sofort schrecke ich auf und blicke entgeistert auf die eisernen Handschellen, die ich mir selbst ins Gesicht gehauen habe.
Was zum Geier? Alarmiert sehe ich mich um. Ich befinde ich in einer Zelle; liegend auf einen spärlichen kleinen Bett. Angekettet an die Wand. Sofort werde ich nervös.

Erst auf den zweiten Blick sehe ich, dass ich nicht alleine bin.
„Levi?!" sage ich laut heraus ohne darüber nach zu denken. „Das ist nen Scherz.."
Die Handschellen schränken meine Bewegung ein und ich rüttel frustriert an ihnen. Was habe ich als letztes gemacht?
Ich war auf dem Heimweg vom Sport. Dann mustere ich mich selbst. Meine Kleidung hat sich nicht verändert. Immer noch trage ich die Leggins, meinen Lieblings Sport BH der so schön geschnitten ist, dass ich im Sport nichts drüber tragen muss.
Aber ich trage auch noch mein langes weites kurzärmliges Shirt, das mir über eine Schulter runter hängt.

Ein paar Schritte ziehen meine Aufmerksamkeit zurück auf das Gitter.
„Erwin?" sage ich mit gerunzelter Stirn. „Hanji!" rufe ich fast freudig hinterher.
„Schön dass du unsere Sprache sprichst.. Das macht alles etwas einfacher. Aber woher kennst du unsere Namen?" Erwin spricht zu mir und ich verstehe sofort, dass ich ein Problem habe.
Wie soll ich das nur erklären. Ich verstehe es ja selber nicht.

„Ich glaube das wird mir niemand glauben! Nicht mal ich."
„Lass es drauf ankommen.." Levi spricht ernst. Er hat diesen Blick aufgesetzt. Diese Mischung aus Neugier und Dessinteresse.
Ich seufze. „Okay.. Auf deine Verantwortung..." Das wird doch nie etwas denke ich mir.
Ein letztes Mal hole ich tief Luft und rede mir Mut zu.
„Ich komme nicht aus eurer Welt. Da wo ich herkomme, ist das hier eine Geschichte die eure Abenteuer beschreibt."
„Ist das so?" antwortet Levi natürlich skeptisch. Das Augenrollen habe ich sogar bis hier gesehen. „Dann kannst du uns sicherlich noch mehr über uns verraten., als unsere Namen."

Da fallen mir sofort jede Menge Sachen ein. Aber wie Creepy ist das denn. Ich stelle mir gerade vor wie ich reagieren würde, wenn mir jemand fremdes etwas aus meinem Leben erzählt.
Ich stehe auf und gehe soweit aufs Gitter zu, wie es meine Eisenketten erlauben.
Ich zeige auf Erwin, dann auf Levi und Hanji. *Mr Augenbraue, Shorty und Brillenschlange* Nein ernsthaft reisse ich mich zusammen.
„Du hast deine Liebe für den Kampf gegen Titanen hinten an gestellt. Sie ist jetzt mit deinem ehemals besten Freund liiert, der der Kommandant der Militärpolizei ist.. Aber seinen Namen kann ich mir nicht merken."
Ich gucke Levi an. „Als du Isabell kennen gelernt hast, hatte sie einen verletzten Vogel bei sich. Sie hatte Stress weil sie den Treppenzoll prellen wollte um den Vogel an die Oberfläche zu bringen." Einen Moment Verharre ich bei ihm und seine Reaktion aufzunehmen.
Seine Miene bleibt gleich, aber seine Augen ziehen sich kaum merklich zusammen.

Hanji blickt mich erwartungsvoll an „Du bist besessen von Titanen und der Forschung über sie. Das alles hat angefangen, als du nach einen ihrer Köpfe getreten und festgestellt hast, wie leicht er ist."
„Ja das stimmt!" Hanji strahlt über beide Ohren.
„Knapp daneben" sagt Levi. Er löst seinen genervten Blick von Hanji und schwenkt zu mir.
„Nile Dawk ist nicht der Kommandant der Militärpolizei."
„Da muss ich dir widersprechen." mischt sich Erwin ein. „Die Nachricht seiner Beförderung, lag bei unserer Rückkehr auf meinem Schreibtisch." Levis Blick verändert sich zum ersten Mal. Er wirkt jetzt überrascht.

„Wie heisst du?" fragt mich Erwin.
Ich will gerade antworten, doch dann zögere ich. Niemand von ihnen kennt mich und meine Welt. Ich kann mich also nennen wie will. Bevor ich den Gedanken zu Ende durchdacht habe antworte ich auch schon.
„Mein Name ist Lara... Lara Croft." Automatisch grinse ich alleine über meinen persönlichen Scherz.

Ich seufze bevor ich weiter spreche
„Hört zu. Ich bin kein Feind. Ich habe eure Geschichten förmlich verschlungen und mit euch mit gefiebert." Okay das könnte jetzt vielleicht ein bisschen Creepy geklungen haben. Beim Gestikulieren klimpern und scheuen meine Fessel. Schon jetzt fühlen sich meine Handgelenke wund an.
„Bitte" sage ich und halte meine Fesseln nach vorn. „Das ist völlig übertrieben. Die einzige Bedrohung die ich darstelle, liegt in den Informationen die ich habe."
„Was genau meinst du damit?" Erwins Blick ist hoch konzentriert.
„Ich meine damit, dass die Militärbrigarde mich genauso umbringen wird wie deinen Vater, wenn sie von mir erfahren."
„Wieso sollten sie das tun?" Hanji kratzt sich am Kopf.
„Weil Erwins Vater Recht hatte!" sage ich und blicke Erwin wissend in die Augen. „Was glaubt ihr sonst wieso es keine Informationen gibt die älter als 100 Jahre sind!?"
„Sag uns alles was du weisst." fordert Erwin sofort.
„Sehr gerne." entgegne ich. „Aber können wir das bitte an einem Tisch bei einer Tasse Tee machen? Das wird ein ziemlich langes Gespräch werden."

Erwin zögert. Dann nickt er. „Levi. Lass sie raus. Wir unterhalten uns in meinem Büro weiter."
Levi öffnet das Gitter und kommt auf mich. Mehr braucht es nicht um mein Herz plötzlich aufgeregt Schlagen zu lassen.
Als hätte mein Hirn erst jetzt begriffen, dass das Gitter keine imaginäre Leinwand war. Ich bin wirklich hier und der Mittelpunkt meiner Lieblings-ff steht jetzt direkt vor mir.
Aus Reflex weiche ich einen Schritt zurück, als er mir so schwungvoll nahe kommt. Er greift nach meiner Hand und hält mich fest, damit ich stehen bleibe.
Sein Kopf ist gesenkt, aber seine Augen sind auf meine fixiert. Ich kann meine Augen nicht von seinen lösen. Will ich das überhaupt? Ihre Farbe übertrifft alles, was ich mir real vorgestellte habe.
Dabei spüre ich, wie er meine Hand in seine hält und dreht, während er die eiserne Fessel löst.
Mein Kopf arbeitet auf Sparflamme. Er ist schon bei meiner anderen Hand als ich mich frage, ob er mir tatsächlich ganz kurz mit dem Daumen über die Innenseite meines Handgelenkes gestrichen hat. Allein die Vorstellung lässt mich erröten.
Reiss dich zusammen! Niemand mag Groupies.

Das Klirren der Handschellen reisst mich aus meinen Gedanken und lässt mich zusammen zucken.
„Geh." sagt Levi hinter mir und ich verlasse zögernd die Zelle während ich mir über die schmerzenden Handgelenke streiche.

Erwins Büro.
Das Gespräch war bis jetzt schon lang und ermüdend. Draussen ist es stockdunkel.
Ich habe mich hauptsächlich auf die Vergangenheit konzentriert. Ihnen erklärt wie die Welt tatsächlich ist. Über den vergangenen Krieg. Die Titanenshifter. Ihre Insel, den Urtitanen und den wahren Hintergrund der normalen Titanen.
„Gibt es denn keine Möglichkeit sie zurück zu verwandeln?" fragt Hanji mich.
„Nur eine." antworte ich und bereue es schon, ihre neue Zuversicht in ihrem Gesicht zu zerstören. „Wenn ein Titan einen Titanenshifer frisst, wird er erneut zum Menschen und übernimmt seine Fähigkeiten.. Aber auch dann wird er spätestens nach 13 Jahren sterben."

„Wenn du sagst, du weisst was passieren wird." fängt Hanji an. „Was wird aus uns?"
„Antworte nicht darauf!" sagt Erwin schnell.
„Es ist eine Sache unsere Situation zu verstehen; aber eine andere mit unserer Zukunft zu spielen."
Levi scheint verwirrt. „Wieso sagst du das Erwin? Wir könnten unzählige Leben retten."
Jetzt mische ich mich ein. „Erwin hat Recht. Das was auf euch." Ich stocke. „Auf UNS zukommen wird, ist weitaus komplexer und weitreichender als man sich auf anhieb vorstellen kann."
Alle Blicke liegen auf mir während ich spreche.
„Es ist durchaus möglich, dass wir mit veränderten Entscheidungen ganz Paradies zerstören."
Vorsichtig beisse ich mir auf die Lippe und erlaube mir einen hoffnungsvollen Blick.
„Aber wenn wir unsere Karten richtig ausspielen, können wir vielleicht gestärkt aus dieser Situation hervorgehen..."

Nachdenklich knabbere ich an meiner Lippe.
"Tatsache ist, alles beginnt im Jahr 45 mit der Zerstörung von Shiganshina und dem Tor in der Mauer Maria.."
"Was sagst du da!" prustet Erwin hervor. "Reden wir von Jahr 845?"
"Also dieses Jahr." Levis spricht nachdenklich, mustert mich aber unentwegt. "Wann genau?"

Ich grüble. Es gibt keine genaue Zeitangabe an die ich mich erinnern würde.
"Ich weiss nicht genau." Nein warte! Eine gibt es. Jetzt schenke ich Hanji meine volle Aufmerksamkeit. "Diese blauen Blumen auf den Feldern. Wann blühen die?"
Nicht nur Hanji sieht mich irritiert an. Gibt es die vielleicht nur in Shiganshina?

Erwin hat seinen ersten Schock überwunden. "Wie können wir das verhindern?" fragt er mich.
Wieder nehme ich mir Zeit die Umstände der bevor stehenden Katastrophe zu erläutert.
Ich lasse auch nicht die 4 Titanenshifter aus, die sich in diesem Chaos einschleusen.

"Also ist alles was wir tun können, die Opferzahlen durch eine effiziente Evakuierung so klein wie möglich zu halten." schlussfolgert Hanji ernst und mein Blick verfinstert sich.
"Spucks aus." sagt Levi, der mich bisher kaum aus den Augen gelassen hat. So gefährlich kann ich doch gar nicht aussehen, dass er mich weiterhin für eine Bedrohung hält.
Meine Stimme trägt einen Hauch von Frustration.
"Aufgrund der Lebensmittelproblematik wird die Regierung so schon 250.000 Überlebende zur Rückeroberung hinter die Mauer schicken.. Alte.. Kranke. Das ist ihnen völlig egal.
Das wird ein reines Massacker, an dessen Spitze der Aufklärungstrupp reitet."
sage ich und lege meine Hände ins Gesicht.



Levi x Reader Ausflug ins ParadiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt