Ragnarök

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Nur Stunden, nach meinem grössten Horror liege ich jetzt im Heu mit dem grössten Glücksgefühl, das ich mir vorstellen kann. Was für eine Ironie denke ich mir. Vorhin ist es mir gar nicht aufgefallen, aber jetzt wo ich völlig entspannt in Levis Armen liege, sind da neue Erinnerungen. Erinnerungen die nur uns betreffen. Glücklich über diese neue Erkenntnis kuschle ich mich noch etwas näher an ihn heran.
Mit geschlossenen Augen liege ich entspannt auf der Seite. Ich bin noch zu sehr im Halbschlaf, als das ich mir Gedanken machen könnte, wieso Levi nicht mehr neben mir liegt. Träumend rolle ich auf den Rücken und kippe meinen Kopf zur Seite. Langsam gleite ich wieder in die dumpfen Fänge einer nächsten Traumphase, als ich plötzlich spüre das sich jemand über mich beugt. Sofort ist da wieder diese plötzliche Angst und mein entspannter Körper verkrampft sich. Reflexartig reisse ich die Augen auf und bin schon im Begriff wild danach zu schlagen, bevor ich überhaupt gesehen habe wer sich da über mich beugt. Levi greift nach meiner wild fuchtelnden Hand, während ich ihn nur verdattert ansehen kann. Dennoch entspannen sich meine verkrampften Muskeln sofort und der Strom von Adrenalin fällt langsam in mir ab. Levis Reaktion auf mein handeln, lässt mich stirnrunzelnd aufsitzen. Seine weichen Gesichtszüge sind sofort hart und seine Augen strahlen tiefe Frustration aus. Sofort ist es Sorge, die mich vollends einnimmt und keinen Platz mehr für anderes lässt. Er kniet bei mir und ich lege ihm meine Hand an den Arm, als er sich abwenden möchte. "Hey?..." frage ich ihn hörbar besorgt. "Was ist denn los?" Ich kann sehen wie sich seine Kiefermuskeln anspannen, ehe er mich zwar ansieht aber eher steif antwortet. "Es ist nichts." Nie im Leben nehme ich ihm das ab. Seine Reaktion war eindeutig, auch wenn er versucht sie jetzt zu überspielen. Wieder ist er im Begriff sich abzuwenden und wieder halte ich ihn mit meiner Hand davon ab. Als er mich jetzt ansieht, kann ich die tiefen Schatten unter seinen Augen sehen und frage mich sofort, ob er überhaupt geschlafen hat. Doch das ist nicht alles... Denn immer noch sind seine Schrammen von Kenny deutlich ersichtlich. Wie musste ich wohl aussehen, frage ich mich kurz. Zu gerne möchte ich erfahren, was genau ihn plötzlich beschäftigt. Aber es bringt nichts ihn weiter zu nerven, wenn er darüber nicht sprechen möchte. Also wechsle ich das Thema. "Hast du überhaupt etwas geschlafen?" frage ich immer noch besorgt. "So fertig sahst du nicht mal nach unserem ersten Gespräch in Erwins Büro aus.. und das ging die ganze Nacht lang..." Wieder ändert sich Levis Gesichtsausdruck. Jetzt wirkt er Überrascht und seine Augen weiten sich ein wenig.
"Was sagst du da?"
Irritiert sehe ich ihn an. Meine Frage war doch gar nicht so schwer zu verstehen gewesen. Mühsam rutsche ich etwas näher an ihn heran, um ihn besser ansehen zu können. Dabei spüre ich den Schmerz von den Tritten des Braunhaarigen deutlich in meinem linken Oberschenkel. Zärtlich streiche ich ihm mit der rechten Hand durch seine Haarsträhnen über seinem linken Auge. An seinem Wangenknochen angekommen, biege ich ab und fahre die tiefen Schatten unter seinem Auge entlang. "Egal was Erwin sagt.." sage ich nachdenklich. "Wir nehmen uns nachher etwas Zeit.. Dann kannst du dich vielleicht etwas entspannen.. Im Grunde schuldet er mir ja sowieso noch ein paar Tage.." Als ich ausgesprochen habe, starrt er mir gebannt in die Augen. "[V], Woher?.." fragt er vorsichtig und wieder versuche ich zu verstehen was er meint. Dann fällt es mir auf einen Schlag, wie Schuppen von den Augen.. Ich erinnere mich wieder... Als auch mir diese Erkenntnis im Gesicht abzulesen ist, greift er nach meinen Hals und küsst mich kurz aber intensiv. Dann löst er den Kuss und lächelt mich an, während sich in mein breites Grinsen kleine Freudentränen mischen. Augenblicklich schlinge ich meine Arme um seinen Hals und presse mich an ihn. Auch er legt seine Arme um meinen Körper und stütz mich in dieser eher unangenehmen Haltung. Dabei gehe ich in meinem Kopf meine Erinnerungen durch. Jetzt wo ich sie wiederhabe, fühlt es sich so an, als währen sie immer da gewesen. Zwar weiss ich immer noch nicht mehr über meine Welt oder diesen merkwürdigen Moment im Krankenhaus. Doch jetzt empfinde ich diese Zeit als noch einsamer, als sie es ohnehin gewesen war. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, als währe ich erst jetzt wieder wirklich ich selbst und im ganzen hier angekommen. "Ich hab dich so vermisst.." flüstere ich während unserer Umarmung und spüre, wie sein Griff als Antwort fester wird.  

Levi x Reader Ausflug ins ParadiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt