Zweispännig

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Die restliche Nacht zieht sich wie Kaugummi. Eine ganze Weile kann ich nicht schlafen und denke über das Gespräch mit Levi nach. Entweder hatte er wirklich private Informationen über mich, oder er spielte sich nur auf. Wie auch immer. Alles was ich jetzt tun kann, ist abwarten und hoffen mich zu erinnern.
Erst als ich durch ein klopfen an der Tür wach werde, wird mir klar das ich doch wieder eingeschlafen sein muss.
"Ja?" rufe ich vorsichtig zur Tür. "Hier ist Mike." höre ich die Stimme des grossen Blonden von gestern. "Ich bin hier um dich zum Frühstück abzuholen."
Den schwachen Kopfschmerz, den ich beim Aufstehen verspüre, ignoriere ich so gut ich kann.
"Einen Moment!" rufe ich ihm zu und greife nach der Kleidung die auf der Bank vor dem Bett liegt. Schnell nehme ich eine kurze Katzenwäsche vor und öffne die Tür. 
Mike lehnt an der Wand mit verschränkten Armen und lächelt mir freundlich zu, während er mir anschließend mit einem Arm die Richtung weißt.

Ich fühle mich noch leicht unbehaglich nach dem gestrigen Tag, also schweige ich vorerst.
Sichtlich angespannt verharre ich im Eingang des großen Speisesaals, bis ich eine Hand auf meinen Rücken spüre. Mike sieht aufmunternd zu mir hinunter. "Du musst keine Angst haben." will er mich aufbauen, doch mich beschäftigt etwas anderes. 
Aber erst als wir uns unter mehreren Seitenblicken mit dem Frühstück an einen Tisch setzten, spreche ich meine Bedenken aus. "Was wissen sie über mich?"

Mike antwortet mit bedacht. "Für die meisten bist du eine normale Soldatin, die bei einer früheren Expedition zurück geblieben ist. Zu deiner Sicherheit wussten damals nur der Kommandant, Hanji und Levis Team bescheid... Nachdem ich den Kommandanten von deiner Warnung unterrichtet habe, hat er auch mich ins Vertrauen gezogen."
Ich verharre in der Bewegung. Mein Löffel nur wenige Zentimeter von meinem offenen Mund entfernt. "Zu meiner Sicherheit?" frage ich stirnrunzelnd. 
Mike nickt. "Die Militärbrigade darf nichts von dir erfahren. Deine Informationen gefährden die innere Stabilität. Wahrscheinlich würden sie dich töten, wenn sie von dir wüssten."
Sofort schweift mein Blick nachdenklich von Mike ab, als ich an meine 2 Namen denke. 
Als ich den ersten Schock überwunden habe wird mein Blick klarer und ich sehe, wie Levi die Halle betritt.  "Deshalb also.." flüstere ich fast.
Kurz darauf wandert Levis Blick in unsere Richtung und sein Miene verfinstert sich drastisch.
"Was meinst du?" fragt mich Mike interessiert und schnell suche ich mir eine Ausrede. Auch er hatte mich mit Lara und nicht mit [V] angesprochen. Er wusste also bei weitem nicht alles.
"Deshalb die Blicke der anderen." sage ich schnell.
Mike antwortet mit einem lächeln "Du bist für viele ein kleines Wunder. Noch nie hat jemand so lange da draussen allein überlebt... Sicherlich mehr Aufmerksamkeit als es dem Kommandanten lieb ist, aber deine Amnesie kommt da wie gerufen."
Als er meinen verstimmten Gesichtsausdruck sieht seufzt er entschuldigend. "Natürlich nur für deine Tarnung." fügt er hinzu.

"Wie gehts jetzt weiter?" frage ich ihn und beobachte Levi dabei wie er sich mit unveränderter Mine zum Kommandanten setzt. "Nach dem Frühstück bringe ich dich zum Kommandanten. Er wird mit dir das weitere Vorgehen besprechen." Ich nicke stumm als Antwort, doch dann wird mir klar das ich nicht um diese eine Frage drum rum kommen kann. 
"Mike..." frage ich vorsichtig. "Klär mich auf. Nach deinen Worten gestern, musst du mich gekannt haben.."
Er zögert mit seiner Antwort. Für einen Moment stochere ich abwartend in meinem Essen, bis er schliesslich passende Worte gefunden haben musste. Seine Stimme ist dabei nachdenklich und sein Blick auf meine Schale gerichtet.
"Ich habe dich beinahe jeden Morgen zum Frühstück abgeholt.. Als du Nachts nicht schlafen konntest, bin ich mit dir in den Innenhof damit du dir die Sterne ansehen konntest... und ich habe dir das Tanzen für das Bankett beigebracht." Während er spricht mustere ich ihn aufmerksam. Seine Kiefer ist angespannt, aber in seinen Augen liegt ein einzigartiges Glänzen während seiner Aufzählung.
So wie er es erzählt, klingt es ziemlich persönlich und auch sein Gesichtsausdruck passt dazu. 
Jetzt muss ich es einfach fragen. "War da zwischen uns irgendetwas?"  Interessiert mustere ich ihn, aber kein einziges Gefühl regt sich in mir.
Als er zu mir aufblickt könnte ich schwören ein leichtes Funkeln in seinen Augen zu sehen. 
Langsam greift er nach meiner Hand, beug sich auf mich zu und sieht mir dabei in die Augen.
"Du hast dich so sehr um mich gesorgt das du mir, damit ich nicht sterbe, von meinem Tod erzählt hast... und das gegen die Anweisung des Kommandanten...
In der Sternennacht habe ich dir gesagt, dass du mich an etwas erinnerst...und du sagtest du hoffst, dass es etwas gutes währe... Am Abend vorm Bankett, hab ich es dir schliesslich bestätigt."

Levi x Reader Ausflug ins ParadiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt