Epilog

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4 Wochen später
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Wieder ist es stetiges monotones Piepsen, das mich langsam aus dem tauben Sumpf an die Oberfläche zieht. Doch diesmal kann ich das Geräusch und seine Bedeutung einwandfrei zuordnen. Ich will meinen Kopf nur minimal zu Seite bewegen, da zieht mir auch schon ein stechender Schmerz den Hals hinauf. Schmerzlich aufseufzend ziehe ich meine Brauen zusammen und versuche gerade meine Augen zu öffnen, als sich auch schon eine warme Hand mit leichtem Druck auf meine legt. "Baby??.." höre ich eine weiche besorgte Stimme direkt an meiner Seite sprechen. Kurz darauf spüre ich, wie sich meine Hand etwas anhebt und sich weiche Lippen an meinen Handrücken schmiegen. "Es ist alles gut.." flüstert er, als müsse er sich eher selbst davon überzeugen, während sich jetzt vorsichtige Finger von meiner Stirn durch die Haare schieben.
"Was ist passiert?" frage ich schwach, während ich immer noch damit kämpfe meine Augen zu öffnen. "Annie.." spricht er knapp und Sekunden später fällt mir alles wieder ein. Schlagartig öffnen sich meine Augen, während sich mein Körper von ganz allein verkrampft. Mein Atem rast und mein Herz schlägt augenblicklich schneller, was die angeschlossene Maschine dazu veranlasst hektischer zu piepsen. "Hey! Sieh mich an.." Levis Hand rutscht vorsichtig zu meiner Wange herunter, als er sich gleichzeitig über mich beugt. "Es ist alles okay Baby! Die Polizei hat sie. Sie ist besser weg gesperrt, als du es dir auch nur im Ansatz vorstellen könntest.."

Mein Blick liegt immer noch auf seinen stumm leidenden Augen, als ich mich langsam wieder beruhige. Vorsichtig taste ich mit meiner zweiten Hand hinauf an dem Verband. "Sie wollte dir die Halsschlagader durchtrennen.. Aber das Messer hat sie zum Glück nur leicht verletzt." spricht er mitgenommen. "Wenige Zentimeter weiter links und du wärst noch vor Ort verblutet... Aber dein Zustand war auch so schon äusserst kritisch. Ohne Derric hättest du es sehr wahrscheinlich nicht bis ins Krankenhaus geschafft." Er atmet einmal tief durch, um sich selbst zu beruhigen. "Als der Chefarzt sagte, sie könnten nichts mehr für dich tun.. und das nur die Zeit zeigen würde, ob du es schaffen würdest.. Fuck.. Ich hab keine Ahnung, was ich gemacht hätte, wenn.. Wenn ich euch beide auf einmal verloren hätte.. Ich glaub, das waren die schlimmsten Wochen meines Lebens.." Geschockt blicke ich jetzt in seine glänzenden Augen auf. "Wochen?" frage ich überrascht. "Was für ein Datum haben wir?" Levi seufzt, als wisse er das mir seine Antwort nicht gefallen wird. "Heute ist der 25. Dezember..." 
"W-Was sagst du da?" frage ich ihn ungläubig. "Aber Saschas Hochzeit.. Deine Einladung an meine Eltern.. und.. dein Geburtstag.." Irrationale Tränen sammeln sich in meinem Augen. "..Du hast heute Geburtstag!! ..Und Ich hab gar kein Geschenk für dich besorgt.." Augenblicklich huscht ein schwaches Schmunzeln über sein Gesicht. "Tch.. Was du wieder redest.." schüttelt er ungläubig den Kopf. "Dabei hast du mir gerade das schönste Geschenk gemacht, was ich mir vorstellen konnte.." mein überforderter und verständnisloser Blick lässt ihn leicht lächeln. "Du bist wieder bei mir.. Mehr brauche ich nicht." Auch seine weichen Worte können den Schmerz in seiner Stimme nicht verstecken. Einen Schmerz, den ich mit meiner unüberlegten Dummheit ausgelöst hatte.. "Es tut mir so Leid.." seufze ich schuldig flüsternd. "Sie hat mich ausgetrickst.." Levi nickt. "Ja, ich weiss.. Mach dir keine Vorwürfe okay?.. Werd einfach wieder Gesund!.. Für euch beide..." Dann atme ich einmal tief durch, ehe ich weiter spreche. "Levi?.." flüstere ich und strecke dabei meine Hand nach seinem Gesicht aus. "Hmm?" Ich lächle schwach, als er sie nimmt und sie sich vorsichtig an seine Wange legt. "Happy Birthday..."

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Weitere 2 Wochen musste ich zur Überwachung im Krankenhaus verbringen. Doch die Zeit war angenehmer als gedacht. Häufig gaben sich die Besucher förmlich die Klinke in die Hand und sogar Silvester hatte seinen ganz eigenen Charme, als Hanji gegen Levis Willen eine kleine Silvesterparty in meinem Einzelzimmer veranstaltete. Trotzdem war ich froh, als mich der Chefarzt mit der Auflage mich zu schonen und mit Derrics persönlicher Betreuung entließ. Wahrscheinlich mussten ihm und dem Krankenhaus das angerichtete Chaos, was täglich ein- und ausgehende Superstars mit sich brachten, so langsam richtig auf die Nerven gegangen sein. Dennoch tat mir Derric etwas Leid, allein und rund um die Uhr nur noch für mich da sein zu müssen..
Ob er sich morgen wenigstens ein bisschen entspannen konnte? Oder würde der Tag ihn nur noch mehr stressen? Völlig entgeistert hatte ich Saschas Textnachricht 4x gelesen, ehe ich es wirklich glauben konnte. Anscheinend hatten sie und Nicolo sich dazu entschlossen, die Hochzeit nach dem Zwischenfall auf dem Konzert zu verschieben. Wieso zur Hölle sollten sie nur so etwas tun? Das alles hatte doch rein gar nichts mit mir zu tun.. Dabei konnte es sich auch nicht um meinen fehlenden Auftritt handeln.. Denn nach diesem Zwischenfall war jedem klar, dass ich in naher Zukunft nicht mehr dazu in der Lage sein würde. Selbst die 3 Tänze zu denen ich Levi mit Mühe überredet hatte, würden mich einiges an Kraft kosten. Dafür hatte sich jedoch Levi überraschenderweise angeboten an meiner Stelle etwas bei zu tragen.

Zum Glück hatte ich mit Belle und Hanji ohne großen Aufwand genau das richtige Outfit für mich gefunden. Angelehnt an das Offiziersbankett in Paradies hatte ich mich für ein rotes Neckholder Kleid mit langem seitlichen Schlitz entschieden. Das es zusätzlich auch noch die letzten sichtbaren Spuren von Annies Attacke verdeckte, war ein passender Nebeneffekt. Grinsend stehe ich jetzt vorm Spiegel und mustere mich ein letztes Mal. Wenn Levi bei diesem Anblick nicht umfallen würde.. Dann weiss ich beim besten willen nicht, was dafür nötig sein sollte.

Levi x Reader Ausflug ins ParadiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt