Kapitel 27. Ungewollte Rückholung

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Wenige Tage waren seit der Extrahierung des Ichibis vergangen. Die Unruhen in den Dörfern und Umgebung legten sich, sodass sich das angenehme Getummel wieder verbreitete. Passend, um ungesehen durch Sunagakure zu streunern, fand Yuno, welche verdeckt durch das große Dorf huschte. Ihr Strohhut verdeckte ihr Gesicht, genauso wie sie einen beigen Umhang trug, weshalb sie unerkannt blieb, auch wenn die Menschen langsam in ihren Häusern Schutz vor der Kälte der Wüste suchten.

Die Sonne ging just in diesem Moment unter, zog dadurch jedoch lange Schatten auf dem Boden, doch Yuno störte es nicht - eher im Gegenteil. Sie fand es angenehm, da die brutale Hitze endlich verschwand. Sie wäre bestimmt noch gekocht worden, wenn die Sonne weiterhin so sehr auf sie eingestrahlt hätte.

Leise suchte die Wächterin sich einen Weg in das Kagegebäude hinein, verschleierte dabei sorgfältig ihr eigenes Chakra. Sobald sie sicher drin war, umschlich sie die Wachen und verschiedenen Shinobi, welche hinter jeder Ecke lauerten. Achtsam tastete sie sich mit ihrem Chakragespür voran, um letztendlich vor dem Büro des amtierenden Kazekagen zu stehen. Sie nahm Gaaras Präsenz unverkennbar stark wahr: Er arbeitete noch. Höflich, um keinen ungewollten Tumult ausbrechen zu lassen, klopfte sie an die Tür, trat daraufhin nach der Aufforderung herein.

Kaum hatte der Suna-Nin sie gesehen, schlangen sich sandige tentakelähnliche Enden um ihren Körper und fixierten sie an Ort und Stelle. Misstrauisch beäugte er sie, war dabei sogar von seinem Stuhl aufgestanden und um den Tisch herum gelaufen. ,,Du unterdrückst dein Chakra. Was willst du?" schlussfolgerte er schnell, dass sie etwas verheimlichen musste und drückte daher mit seinem Sand fester zu. ,,Schade, dass du mich nicht erkennst, ehemalige Eins." nannte sie bewusst seine Bezeichnung als Jinchuuriki, was ihn stutzen ließ.

Mit einem seiner Sandarme entfernte Gaara ihren Hut und stockte weiter, als er die Wächterin nun erkannte. ,,Was will Akatsuki von mir?" packte er straffer mit seiner Fähigkeit zu und war in höchster Alarmbereitschaft, wobei er von Yuno nur ein unverständliches Glucksen bekam. ,,Die wollen nichts mehr von dir. Ich bin nicht als deren Mitglied zu dir gekommen. Es gibt einen anderen Grund, auf welchen du mit Überlegen selbst kommen kannst." Provozierend grinste sie und schmiedete das Chakra der Bijuu um ihren Körper, um den hartnäckigen Sand zu lösen, welcher kurz darauf von ihr abbröckelte.

Der Kazekage versuchte erneut, sie in seine Gewalt zu bringen, ehe sie vorpreschte und ihn zu Boden warf, dabei seine Hände und Beine fixierte. ,,Ich sagte, ich bin nicht als Feind bei dir, sondern im Auftrag der Bijuu - als Verbündete." redete die Wächterin ernst auf ihn ein, spürte allmählich auch, wie er anfing mit seiner Kraft nachzugeben. Dennoch blieb er innerlich bereit zum Angriff. Gaara ließ die Wehr teils fallen, weshalb Yuno von ihm herunter stieg und sich aufrecht hinstellte. Er tat es ihr gleich, blieb jedoch misstrauisch.

Mit einem Nicken bestätigte der Kage, dass sie beginnen durfte. Tief atmete Yuno ein und aus. ,,Meine Aufgabe als Wächterin der Bijuu ist es, die Bijuu sowie die Jinchuuriki vor Menschen wie die Akatsuki zu schützen. Ich habe bereits mehrfach versagt und müsste deswegen schon längst tot sein, aber ich möchte meine Chance, die ich bekommen habe, auch nutzen. Es mag verwirrend für dich klingen, da ich die Extrahierungen zu lasse und nicht eingreife, aber ich habe einen anderen Weg gefunden, wie ich meine Schützlinge in Sicherheit wissen kann." begann sie ihm einen Vortrag zu halten, bedacht darauf, dass sie nicht zu viel verriet.

,,Da du aber noch lebst, muss es einen anderen Weg geben." schlug sie die Richtung ein, in welche sie wollte. ,,Ich bitte dich, dich wieder zum vollwertigen Jinchuuriki machen zu dürfen." Sie pausierte, verbeugte sich jedoch knapp vor ihm. Als der Kazekage nicht antwortete, erhob sich Yuno wieder und sah Gaara an, dass die Zahnräder in seinem Kopf arbeiteten, jedoch einen Haken gefunden zu haben schienen. Sie konnte es deutlich an seinen Augen ablesen, welche früher kalt und von Herzlosigkeit gefüllt waren. Nun offenbarten diese ihr seine Gedanken. ,,Ich hole jetzt nicht zu weit mit einer Erklärung aus, aber ich kann dies durchführen, jedoch möchte ich dafür deine Zustimmung." Sie wollte ihm in diesem Moment nicht mit den Chakra-Arten die Seele vom Leib reden, weshalb sie sich kurz hielt und ihn ernst ansah.

Innerlich bereitete sie Shukakus Schatten-Chakra bereits vor, um so schnell wie möglich zu beginnen, als Gaara zu sprechen begann. ,,Nein. Vergiss es." Am liebsten würde Yuno es sich nicht anmerken lassen, doch die Erschütterung traf sie tief. Sie hatte es sich einfacher vorgestellt, jedoch fiel ihr etwas entscheidendes wie Schuppen von den Augen. Gaara besaß nicht dasselbe Verhältnis zu Shukaku wie die Wächterin. ,,Du musst aber. Ich bitte dich freundlichst darum." hielt sie weiter daran fest, bekam jedoch kalte Ablehnung.

Tief atmete sie noch einmal durch, um nicht die Fassung zu verlieren. Sie brauchte Gaara als vollwertigen Jinchuuriki, denn sonst würde Akatsuki den Kampf gewinnen. ^Tu es.^ rief Isobu bestimmt, wurde dabei von dem zustimmenden Lauten seiner Geschwister bestärkt. ^Du hast genug auf Vernunft gesetzt.^ bestätigte ihr Saiken, was ihren inneren Zwiespalt keineswegs vereinfachte. Sie wollte nicht, dass es auf dieses Manöver hinauslief, doch ihr blieb anscheinend keine andere Wahl.

Yuno konzentrierte sich unter höchster Anspannung auf Shukakus Schatten-Chakra, projezierte es in ihre Hand, welche dunkel aufglimmte. Gaaras Augen zuckten, doch bevor er in Verteidigungsstellung gehen konnte, war die Wächterin bereits vor ihm. Wie bei Kakashi vor vielen Jahren presste sie ihre Hand an seinen Bauch und ließ das Chakra fließen. Deutlich spürte sie, wie er sich dagegen wehrte, doch das Licht-Chakra, das weiterhin in Gaara floss, verschmolz mit dem Dunkleren, ließ sich nicht mehr trennen.

Es ging rasend schnell, als der Kazekage zurückgeschleudert wurde und durch sein Bürofenster krachte - hinaus in die Straßen seines Dorfes. Yuno schluckte. Definitiv jetzt wusste jeder, dass der Kazekage kein gewolltes Meeting vollführte. Am liebsten wäre sie sofort verschwunden, doch sie musste schauen, wie es ihm ging. Hatte er es überlebt? Wie schwer war er verletzt? War er überhaupt bei bewusstsein?

Geschwind hüpfte die Braunhaarige aus dem zerschmetterten Fenster hinab in die Gassen, folgte dem Chakra des Suna-Nins, als sie ihn auf dem Marktplatz liegend vorfand. Unwohl grummelte sie. Einen besseren Platz gab es wohl nicht, um zu landen? Sie hüllte sich tiefer in ihren Umhang, schritt auf das Oberhaupt zu und hockte sich an dessen Seite. Direkt sah sie, dass er noch atmete, seine Augenlider flackerten. ,,Du musstest es aber auch erschweren." seufzend legte sie ihre Hand auf seinen Bauch, überprüfte somit den Chakrafluss Shukakus, welcher stetig stärker wurde. Gaara würde es überleben, doch sie konnte ihn nicht liegen lassen.

So begann sie, ihn an seinen Schulter zu packen und aufzurichten, doch bevor sie ihn sich auf den Rücken werfen konnte, erwischte sie eine Wand aus Wind und schleuderte sie zurück. Der Überraschungsmoment war dem Neuankömmling gelungen, da sie hart gegen eine Hauswand knallte, sich aber nicht rechtzeitig auf die Beine stellen konnte, um dem klapperndem Geräusch, dass sie zu gut von Sasoris Marionetten kannte, zu entkommen. Ihr Sichtfeld wurde augenblicklich schwarz, als die Puppe sie in ihren Bauch gefangen nahm und genauso auch ihre Chakraquelle kappte.

Temari und Kankuro. Eindeutig. Sie saß in der Klemme und Teleportieren konnte sie ohne Chakra vergessen. Augenblicklich konnte sie nur noch auf Akatsuki hoffen, dass ihr Verschwinden bemerkt wurde, doch diese Folgen wollte sie sich nicht ausmalen, wenn dies ans Licht käme. Am besten sie wartete auf die nächstbeste Gelegenheit, um zu fliehen - etwas anderes blieb ihr trotz allen Überlegungen und Gedankensprüngen nicht übrig.

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Die Wächterin der Bijuu - Dark and Light (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt