Kapitel 3. Neugier und Sorge

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Während Yuno nun auf dem Weg ins Dorf versteckt unter den Blättern war, lag ein gewisser grauhaariger Jonin in seinem Bett und legte seufzend sein Bingo-Buch beiseite, ehe sein Blick aus dem Fenster schweifte. Eine Amsel saß zwischernd auf seinem Fensterbrett und sang ihre schönsten Lieder, was alle Herzen eigentlich fröhlich stimmen sollte, doch seines blieb verschont.

Durch ein langes Gähnen setzte sich Kakashi ein wenig in Bewegung und hielt sich die Hand vor den Mund. Diese Nacht war von Alpträumen besessen gewesen, weshalb er kein Auge zugedrückt bekommen hatte. Er wusste nicht, wann er zuletzt einmal durchgeschlafen hatte, doch es musste bereits zwei Jahre her sein. Seitdem sie nicht mehr bei ihm war, konnte er es nicht mehr und wurde Nacht für Nacht von seiner Vergangenheit eingeholt. Es machte ihn fertig.

Erneut schwang sein Blick zu dem aktuellsten Bingo-Buch Konohas und blieb auf dessen aufgeschlagener Seite hängen. Diesen Nuke-Nin wollte er nicht wahrhaben, aber dennoch sah er sie in jeden Bingo-Buch. Immer wieder wurde ihm klar, wie wenig er über sie, ihre Gründe und ihr Verhalten wusste. Als wäre sie ihm fremd geworden, doch dass konnte er nicht glauben - sein Herz ließ dies einfach nicht zu. Erneut seufzte er und klappte es schlussendlich zu, stieg unmotiviert aus seinem Bett und machte sich für den Tag fertig.

In der Küche blieb er jedoch wieder an einem weiteren seiner Feinde des Alltags hängen: Der Teller stand vor ihm, von dem er nur drei Bissen geschafft hatte. Mehr ging nicht. Mehr wollte sein Körper auch nicht. ^Du musst etwas essen. Bitte, Kakashi.^ Flehte Matatabi ihn bereits seit gut fünf Minuten an sowie jeden anderen Tag davor auch schon. Er antwortete ihr nicht, sondern schob das Stück Porzellan von sich schlussendlich weg und stand auf, nur um in den Flur zu seinen Schuhen zu schlürfen. Diese zog er an und verschwand aus seiner Wohnung. Matatabis Flehen blieb ihn in den Ohren und der Bijuu würde auch nicht aufhören, bis er wieder normal ein Leben führen würde.

Aus allen Ecken und Kanten des Dorfes erklangen fröhliche Laute wie Lachen oder einfach entspannte Gespräche, welche sich allesamt um die kommende Mondscheinnacht drehten. Eine Woche blieb den Leuten noch, um letzte Besonderheiten zu besorgen und womöglich sogar einzupacken, doch Kakashi hatte sich dieses Jahr nicht darum gekümmert. Wem sollte er auch etwas schenken? Es war niemand mehr bei ihm, dem er besonders Nahe stand.

Mit gesenktem Kopf lief er durch das Dorf und kurz darauf erreichte er auch schon den Dango-Stand, wo alle seine Freunde sowie Kollegen saßen. Kaum hatten sie ihn gesehen, rief Guy ihn lautstark zu der Gruppe an Jonin, wobei es beinahe das gesamte Dorf mithörte. Da er nichts besseres zutun hatte, ging er auf sie zu und lehnte sich letztendlich an den hölzernen Rahmen des kleinen Ladens. Wäre er nicht hier, würde er nur sinnlos durch das Dorf wandern und sich fragen, was er nur tat.

,,Kakashi. Na, wie geht es dir?" fragte Kurenai auch sofort nach. ,,Wie soll es mir schon gehen." meinte er nur schulterzuckend. ^Dir geht es bescheuert. Lass dir doch von deinen Freunden helfen.^ *Du kannst mir auch einfach etwas erzählen, was ich wissen will. Somit hätten wir das Problem gar nicht.* Durch seine keifende Art, war sie direkt still. ,,Na, mein ewiger Rivale. Sieht man dich auch mal wieder außerhalb deiner Wohnung?" Guy stand plötzlich neben ihm und legte einen Arm um seine Schultern, worauf nicht einmal eine Reaktion kam. Kakashi wollte sich wieder abwenden, doch der grüne Flummi hielt ihn fest. Bevor er jedoch überhaupt anfangen konnte zu sprechen, befreite sich der Grauhaarige aus dem Griff seines Rivalen und lief unberührt weiter. Mit so viel Energie kam er dann doch nicht klar, doch Guy ließ diese Reaktion nicht kalt und so folgte er ihm.

,,Was ist denn los mit dir? Seit Yunos Verrat verhältst du dich abweisend und ziehst dich zurück. Sag doch endlich mal etwas und friss es nicht in dich rein." Redete er los und versuchte, an ihn heranzukommen, wobei er jedoch einen schlechten Nerv bei ihm traf. ,,Was soll schon sein. Lass mich einfach in Ruhe." klatschte der Hatake ihm so monoton wie möglich entgegen und lief weiter seiner Wege. Guy blieb überrascht stehen, holte aber schnell wieder auf. ,,Nein. Ich lasse nicht zu, dass du noch einmal in dein Loch fällst. Das kannst du mir glauben, Kakashi." mit verschränkten Armen stellte er sich ihm nun in den Weg, um ihn an seinem trotzigen Marsch zu hindern, was sogar funktionierte.

,,Dafür ist es längst zu spät. Lass es einfach Guy und geh mir aus dem Weg." Ohne noch weiter darauf einzugehen, schritt Kakashi an ihm vorbei und ließ Guy besorgt stehen. Auch wenn es nicht zu dem Tai-Jutsu-Spezialisten passte, gab er dem Junchuuriki seinen Freiraum, da er gemerkt hatte, dass er diesen wirklich brauchte.

Nachdem er seinen Verfolger abgeschüttelt hatte, steuerte der Grauhaarige nun die Trainingsplätze an. Dem Sonnenstand zu folge, war es kurz vor Mittag und sie brannte sich nur so in seinen Nacken ein. Es brannte beinahe so sehr, wie die Wunden seines Herzens schmerzten, doch an diesen Schmerz kam kein erdenklicher physischer heran. Vor dem Denkmal der IKA-Helden kam Kakashi schlussendlich zum Stehen und kniete respektvoll vor diesem nieder. Alle diese Personen besaßen seinen größten Respekt, doch einige spezielle noch mehr.

Stumm blieb er an Ort und Stelle und ging seinen Gedanken nach. Sozusagen, wie immer, wenn er hier kniete und nicht wusste, wohin mit sich. *Matatabi?* Immer wieder keimte Hoffnung in ihm auf, wenn er nach ihr rief und seine mittlerweile gewohnte Frage stellte. ^Was ist los?^ Kam es sofort als Gegenfrage. *Warum erzählst du mir nichts über Yunos Gründe zu gehen?* Ihr Schweigen war Antwort genug - so wie sonst auch - doch diesmal holte sie noch einmal tief Luft und versuchte ihn, mit allen Mitteln, was sie preis geben durfte, zu besänftigen.

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Die Wächterin der Bijuu - Dark and Light (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt