Kapitel 62. Ach, du heiliger Arzt!

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Koray wollte nur noch weg. Nach Hause, zurück in sein Krankenhaus. Er wollte den Krieg und dessen Schäden vergessen, doch das Blut klebte bereits an seinen Händen. Er kniete auf dem blutgetränkten Schlachtfeld - umgeben von Schreien und dem dumpfen Klang des Kampfes. Der Jyubi war verschwunden, doch Madara hatte es irgendwie geschafft, den Mond rot zu färben und eine Hasengöttin zu beschwören.

Wie, hatte er nicht verstanden, als die Shinobi darüber philosophiert hatten. Er wusste nur, das er durch diese Shinobi nicht von dem Jutsu besetzt wurde und er hastig über die Trümmer gestürzt war. Während er sie gesucht hatte, hatte die Göttin den Kampf begonnen.

Sein Herz raste, im Gegensatz zu dem seiner Patientin. Er sah ihren leblosen Körper im Schutt, deren Leben langsam in einem breiten Fluss roter Tropfen entrann. Er hatte gesehen, wie sie zu Boden gestürzt war. Das Blut drang aus ihrem Körper. Tiefe Furchen zierten ihre Haut. Sie verblutete. Sie starb - doch nicht, wenn er daneben stand! Die Zeit schien für ihn stillzustehen, während er sich auf seine einzig wichtige Aufgabe konzentrierte.

Mit geschickten Händen begann er, die Wunden zu versorgen. Seine Finger flogen über die blasse Haut, doch er verzweifelte. Der Blutfluss wollte nicht stoppen! So grün seine Hände auch leuchteten, es nahm kein Ende. Irgendwann musste sie doch leer sein! Jeder ihrer Atemzüge wurde langsamer. Immer seltener kam sie zu Atem. Mit geschlossenen Augen und Blut im gesamten Gesicht, schien sie zu schlafen, als wäre sie dabei, in die andere Welt abzutreten.

Verzweiflung packte ihn, Stress gesellte sich dazu und die Angst nisstete sich in sein Herz ein, doch er bemühte sich, Yuno am Leben zu erhalten. Auch wenn er den Puls kaum spüren konnte, gab er nicht auf. Koray kämpfte verbittert, denn sein Geist war getränkt in purer Entschlossenheit. Seine Chakrareserven begannen sich drastisch zu leeren.

Plötzlich setzte die Atmung der Wächterin für einen schrecklichen Moment aus, in dem auch er die Luft anhielt und die Veränderung registrierte. Sie atmete nicht mehr. Sein Herz schien für einen Augenblick nicht zu schlagen, doch dann begann er erneut den Kampf, um sie mit aller Kraft zurückzuholen. Seine Hände presste er auf ihre Brust, während ihr Leben mit jeder Kompression weiter an den Abgrund rutschte. Die Wunden waren zum Glück bereits geschlossen, sonst hätte er nur den Rest aus ihr heraus gepresst.

Die Zeit dehnte sich, als Koray bangte. Jeder Moment war kostbar und er gab sein Bestes.

Das Schlachtfeld war plötzlich so still und unheimlich, wurde nur von seinem hastigen Atmen und dem Klang seines eigenen Herzens durchbrochen. Er achtete nicht darauf, dass die letzten Shinobi durch die ehemaligen Kage und dem Rikudou Sennin persönlich aus einer anderen Dimension geholt wurden. Seine Gedanken spielten ganz bei Yuno. Er machte zu Hause definitiv drei Kreuze im Kalender!

Auch ihr Freund, der ihn in Kyoyama aufgesucht hatte, schien nun zu bemerken, dass sie noch immer fehlte. Nur im Augenwinkel sah Koray, wie der Grauhaarige zu ihm gestolpert kam - mit vor Schreck geweiteten Augen, einer starren Körperhaltung. Der Schock saß tief ihn ihm, als er sich neben ihm auf die Knie fallen ließ und sich nicht einmal traute, sie zu berühren. Der Arzt spürte, dass er Angst hatte - mächtige Angst. Er verstand ihn. Seine Freundin starb unter seinen Händen und er konnte nichts tun.

Auch die pinkhaarige Kunoichi, Sakura glaubte er, hieß sie, eilte zu ihnen. Auch sie besaß Wissen der Medi-Nin, sodass sie sich neben die Wächterin kniete und sie abcheckte. Innerlich bangte Koray noch immer, ob seine Mittel halfen. Drücken, beatmen, drücken, beatmen. Immer wieder, bis die Kunoichi den Kopf schüttelte. Er entfernte seine Hände, stoppte die Kompressionen, während grüne Hände den Bauch der Toten abtasteten.

Eine schlimme Ahnung beschlich ihn, als er die Blicke zwischen dem Jonin und seiner Schülerin sah. Die Tränen standen diesem in den Augen - zwei gleichfarbige. Er hätte schwören können, dass er davor ein schwarzes und ein rotes besessen hatte. Doch darüber zerbrach der Arzt sich nun nicht den Kopf. Die Welt des Jonins brach in diesem Moment zusammen und am liebsten hätte er einige Worte gesagt, doch nichts wäre angemessen gewesen.

Die Wächterin der Bijuu - Dark and Light (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt