In der U-Bahn besprachen Dave und Phil, was sie den Fernsehleuten über die Papiere aus Libyen sagen sollten. Vor allem wollten sie aber die Situation in Nordirland mit ihnen diskutieren. Dave wollte ihre Meinung hören, bevor er sich entschied, ob er das Himmelfahrtskommando antreten sollte.
Hans und Reiner rieten ihm ab. Sie schätzten die Situation als explosiv ein und waren nicht glücklich, dass sie am nächsten Tag wieder einmal nach Belfast mussten. Dann zeigte ihnen Phil von Weitem die Papiere aus Tripolis.
„Was ist das jetzt? Euer Friedensplan für Irland?" spöttelte Hans.
„Hier steht, wo die Amerikaner in wenigen Tagen Libyen bombardieren werden. Zahlt mir ein paar Pfund Gehalt, und ich zeige Euch, wo. Oder Ihr zahlt mir ein paar Pfund mehr, und ich sage Euch, warum."
Hans und Reiner konnten inzwischen einschätzen, wann Phil einen seiner berüchtigten Scherze machte und wann er die Wahrheit sagte.
„Du weißt, dass wir keine Gehälter zahlen können," erwiderte Reiner. „Aber wir können versuchen, unseren Chef zu überreden, Dir ein paar Pfund zu zahlen. Dafür musst Du uns aber erst mal sagen, um was es geht."
Dave schlug den Atlas auf, den er schon bereitgelegt hatte. Hans und Reiner beugten sich über eine Karte von Nordafrika. Phil zeigte auf eine Stelle mitten in der Wüste:
„Ungefähr hier ist ein Grenzübergang von Libyen nach Tunesien. In der Nähe der Stadt Wazin - obwohl, Stadt ist etwas übertrieben. Zwei Kilometer südöstlich gibt es einen Fabrikkomplex am Fuß der Berge. Der ist natürlich auf dieser Karte nicht eingezeichnet. Rundherum ist alles Wüste, deswegen ist die Fabrik gar nicht zu verfehlen. Die werden die Amerikaner oder wer auch immer in drei, vier Tagen zerstören."
„Wow. Das war das „Wo"," lobte ihn Reiner. „Wie sieht's mit dem „Warum" aus?"
„Ich würde vorschlagen, einer von Euch geht ein paar Straßen weiter in eine Telefonzelle, Euren Chef anrufen. Ich möchte eine Zahl hören, dann gibt's das „Warum"."
Das Angebot, das der Londoner Chefkorrespondent des deutschen Fernsehsenders machte, enttäuschte Phil. Jedenfalls konnte er gut den Enttäuschten spielen:
„20 Pfund pro Woche für 12 Monate, Ihr seid aber geizig. Jemand hat mir schon eine halbe Million für diesen Austrag gegeben. Aber gut, weil Ihr's seid, mache ich's. Kriege ich einen Vertrag?"
Reiner schüttelte den Kopf:
„Das geht nicht. Du hast doch gar keine Arbeitserlaubnis. Du bist freier Mitarbeiter, Cash auf die Hand. Jetzt rück mal raus mit der Sprache."
„Die Amerikaner meinen, dass in der Anlage Giftgas hergestellt wird. Beziehungsweise, dass das dort hergestellt werden soll," sagte Phil.
„Das ist mehr als interessant," gab Reiner zu.
„Habt Ihr Lust, da zu filmen?"
„Das ist nicht unser Gebiet, es sei denn, jemand gibt uns das exklusiv. Dann müssten wir ja...," grinste Hans.
Phil witterte das nächste Geschäft.
„Was wäre Euch eine Drehgenehmigung denn wert? Das Gelände ist zur Zeit Sperrgebiet, sollte ich erwähnen."
Hans ging telefonieren. Sein Chef fand die Sonntagsruhe vor dem Trip nach Belfast ohnehin belastend:
„Das geht nicht am Telefon. Ich komme zu Euch."
Hans und Reiners Chef brauchte fast eine Stunde von Kensington an den Regent's Park.
Der manchmal etwas cholerische Journalist vertraute Phil. Von diesen jungen Leuten hatte er schon so manchen brauchbaren Tipp bekommen. Eine Drehgenehmigung für einen Bombenangriff der NATO in Libyen wäre allerdings der Gipfel.
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Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in Obervolta
Historical FictionAufgrund ihrer Verbindungen nach Libyen werden Tom und seine Freunde immer tiefer in die politischen Entwicklungen des Jahres 1972, insbesondere in Deutschland und arabischen Ländern, verwickelt. Zuerst wird Phil mit den deutschen TV-Journalisten Ha...