John, der Geheimagent Ihrer Majestät, und seine Frau Lizzy schleppten vier große Koffer zur Gepäckabfertigung. Sie hatte keinen Moment gezögert, als er sie fragte, ob sie mit nach Athen kommen wollte. Ihr Reihenhäuschen in Croydon hatten sie an Lizzys ältere Schwester übergeben, die als Bibliothekarin arbeitete und sich freute, das Haus für einen Spottpreis mieten zu können.
John und Lizzy tranken noch einen Kaffee und gingen dann durch die Passkontrolle. Der Warteraum an ihrem Abfluggate war gähnend leer. Ein paar Geschäftsleute, zwei griechische Familien, fünf orthodoxe Geistliche und - ein junger Mann mit einem Rucksack, den John kannte.
Die freundliche Stewardess begrüßte sie am Eingang:
„Setzen Sie sich ruhig ans Fenster, wenn Sie möchten. Wir haben heute nicht so viele Passagiere."
John und Lizzy setzten sich trotzdem nebeneinander. Als John das Handgepäck in die Ablage stopfte, sah er den jungen Mann, Dave, mit der Stewardess reden. Er trat zurück in die Sitzreihe, um ihn passieren zu lassen, und sah Dave nach, der in die Erste Klasse ging.
***
Am Mittwochnachmittag rief Motte, der Kanzleramtschef, beim Stab für besondere Aufgaben an:
„Wann kriegt Ihr die Absichtserklärung für die Israelis fertig?"
„Ist eigentlich schon fertig," antwortete Torsten Eberl. „Wir machen gerade Fotokopien."
„Sehr gut. Kommt Ihr bitte morgen um acht ins Kanzleramt zum Unterschreiben?"
„Wer ist „Ihr"?" fragte Torsten.
„Alle vier. Pünktlich, frisch gewaschen und rasiert."
***
Nicky half ihrer Kollegin, die Tabletts wieder einzusammeln und Getränke auszuschenken. Sie hatte nichts mehr zu tun und beschloss, Dave Gesellschaft zu leisten. John sprach sie an, als sie auf dem Weg nach vorne an seiner Sitzreihe vorbeikam:
„Ich habe einen jungen Mann in die Erste gehen sehen. Ich kenne ihn von früher. Ob ich ihn wohl begrüßen dürfte?"
Nicky stutzte und antwortete ausweichend:
„Die Leute fliegen Erster Klasse, weil sie ein bisschen mehr Ruhe haben wollen. Aber ich werde ihn gerne fragen."
Dave mochte es tatsächlich überhaupt nicht, in Flugzeugen angesprochen zu werden - er hatte damit keine guten Erfahrungen gemacht. Er stimmte trotzdem zu. Wer immer da meinte, ihn zu kennen, würde ihm spätestens am Flughafen auflauern, wenn er sich jetzt verweigerte, und das wollte er auf keinen Fall. Er sah John skeptisch an. Nein, diesen Mann kannte er nicht.
„Dave, entschuldigen Sie, dass ich Sie so überfalle. Mein Name ist John."
„Setzen Sie sich doch, John. Schöne weiche Sitze hier."
„Die ich mir leider nicht leisten kann."
„Nicky, ich meine, die Stewardess sagte, Sie kennen mich von früher. Das muss eine Verwechslung sein."
„Ist es nicht. Woher sollte ich sonst Ihren Namen kennen? Aber ich sollte vielleicht präziser sein. Ich habe Sie mal gesehen, Sie mich aber nicht."
„Jetzt machen Sie mich neugierig."
John nahm ein Foto aus seiner Innentasche und gab es Dave.
„Erinnern Sie sich? Chania? Und später an dem Tag die Kneipe am See? Französische Studenten in einem Hotel in Rethymnon?"
„Ich nehme an, Sie fuhren Rover. Ist es Zufall, dass wir uns hier treffen? Oder wollen Sie mich nach all den Jahren verhaften?"
„Absolut nicht. Tatsächlich ein Zufall. Ich bin auf dem Weg zu meinem neuen Job. Sie kennen meinen Vorgänger ganz gut, Thomas. Ist uns abhanden gekommen, der Mann, aber das wissen Sie ja."
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Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in Obervolta
Historical FictionAufgrund ihrer Verbindungen nach Libyen werden Tom und seine Freunde immer tiefer in die politischen Entwicklungen des Jahres 1972, insbesondere in Deutschland und arabischen Ländern, verwickelt. Zuerst wird Phil mit den deutschen TV-Journalisten Ha...