12 Terroristen ohne Angst vor dem Tod

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Der Vorzimmerbulle des Kompaniechefs knallte widerwillig drei Kaffeebecher auf den Tisch und goss aus einer Glaskanne ein. Trotz Unmengen Zucker und Milch stellte sich nicht annähernd ein Aroma wie bei Toms geliebtem Nescafé ein, der ohne zu fragen den Telefonhörer nahm und die Vermittlung bat, ihn noch einmal mit derselben Nummer in London zu verbinden.

„Phil ist schon auf dem Weg zum Flughafen," berichtete Dave. „BEA legt ihm das Ticket ans Gate. Er kriegt den Flieger nur, wenn er richtig Glück hat. Dann ist er um 10.15 in Köln/Bonn, Eure Zeit. Wenn nicht, zwei Stunden später."

„Hoffen wir, dass es klappt. Habt Ihr inzwischen Nachrichten gehört?" fragte Tom.

„Nein, wir warten auf die 7-Uhr-Nachrichten. Weiß Du Genaueres?"

„Nein. Der Militärgeheimdienst holt mich nach Bonn, und ich dachte, Phil sollte dabei sein, auch wegen unserem Vieraugenprinzip."

„Viel Glück, Tom. Sie haben wirklich das Dorf überfallen?"

„Da hätte man eigentlich drauf kommen können. Das Dorf zu überfallen ist doch einfacher als ein Flugzeug zu entführen. Ach so, sagst Du Basilis Bescheid, wo wir sind?"

„Mach ich."

Als Tom den Hörer aufgelegt hatte, hakte der Geheimdienstoffizier nach:

„Wieso hätten Sie drauf kommen können, dass das Olympische Dorf überfallen wird?"

„Wir haben uns mal mit ein paar Politikern und Geheimdiensten Gedanken darüber gemacht, was passieren könnte. Wir waren so dumm. Es gibt in dem ganzen Olympiagelände nicht einen einzigen bewaffneten Polizisten. Und wie es aussieht, wird das Gelände auch nicht nach außen abgeschirmt. Das ideale Ziel, und keiner von uns hat dran gedacht."

Die letzten Sätze hatte er mehr zu sich selbst gesagt.

„Und, Panzergrenadier Tom, wie lauten die weiteren Befehle?" fragte der MAD-Hauptmann.

„Wir müssen um 10.15 am Flughafen in Köln sein. Schaffen wir das, Herr Hauptmann?"

„Locker. Wir fahren mit Sonderrechten, wenn's einen Stau gibt."

Toms Marschbefehl wurde gebracht, Tom meldete sich bei seinem Kompaniechef ab, und Hauptmann Klein führte ihn zu dem braunen Opel Rekord mit Y-Kennzeichen und aufmontiertem Blaulicht. Tom warf seinen Seesack in den Kofferraum.

„Wo haben Sie Ihr Gepäck, Herr Hauptmann?"

„Meinen Sie, wir bleiben über Nacht?"

„Das könnte passieren."

„Wir haben genug Zeit. Ich fahre zuhause vorbei und packe eine Tasche. Das liegt fast auf dem Weg, Dortmund."

„Hauptsache, wir sind rechtzeitig in Köln. Können wir auf das Getue mit dem „Sie" und dem „Herr Hauptmann"verzichten? Ich bin Tom."

Der Hauptmann überlegte kurz, ob er sich das gefallen lassen sollte – der korrekte Dienstweg war das nicht. Aber dieser unscheinbare Rekrut hatte anscheinend einen guten Draht nach oben.

„Sicher, solange keiner zuhört bin ich Klaus."

Tom konnte sich nicht beherrschen:

„Klaus Klein? Im Ernst? Also entweder hast Du Dir einen total bekloppten Decknamen ausgedacht, oder Dein Vater war besoffen, als er Dich angemeldet hat."

„Ist schon mein richtiger Name," lachte Klaus Klein, „und ich schätze mal, Du hast nicht ganz unrecht. Meine Mutter sagt, sie hat ihn losgeschickt, um einen gewissen Eberhard anzumelden."

Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in ObervoltaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt