Es war kühl und windig, als sie am frühen Morgen aus dem Haus traten. Tom und Phil trugen Jeans und ihre derben braunen Lederjacken, Klaus einen Bundeswehrparka ohne Deutschlandflagge. Torsten sah mit seinem blauen Anzug und dem Trenchcoat wie ein Diplomat aus, was durch den ledernen Aktenkoffer an der linken und einen braunen Hartschalenkoffer an der rechten Hand unterstrichen wurde. Die anderen hatten einen Armeerucksack aufgeschnallt. Am Flughafen Köln-Bonn meldeten sie sich in der Dienststelle der Flughafenpolizei und wurden zu einem kleinen weißen Jet mit einem Malteserkreuz am Heck gebracht.
Der Pilot war ein junger Mann mit dunklem Teint in blauer Uniform. Seine Brille war verspiegelt.
„Ich bringe Sie nach Tripolis," sagte er in gutem Englisch. „Wenn Sie zurückfliegen wollen, rufen Sie in Valetta an. Ich bin drei Stunden später da. Bedienen Sie sich bitte selbst, Getränke sind im Kühlschrank."
Seinen Kopiloten sahen sie nur von hinten. Sie ließen sich auf den Ledersesseln nieder, und kurze Zeit später durchstießen sie die Wolkendecke. Der Himmel war blau, und die Sonne schien, wie meistens über den Wolken. Tom und Phil untersuchten die Kabine nach versteckten Mikrofonen, fanden aber keine. Sie nutzten die dreieinhalb Stunden, um ihre Gespräche mit der libyschen Führung und dem Palästinenservertreter noch einmal Punkt für Punkt durchzugehen. Am Flughafen in Tripolis erwartete sie Hassan mit einem Jeep.
„Ihr habt nicht viel Zeit," offenbarte er ihnen auf dem Weg zu Phils Wohnung. „Oberstleutnant Al-Marzouki kommt gleich zu Euch, aber Ihr fliegt heute noch nach Damaskus."
Diese Information schlug ein wie eine Bombe. Phil war traurig. Er hatte sich auf Amira gefreut. Klaus und Torsten waren beunruhigt. Warum hatte sie niemand über diese Planänderung informiert? Tom sah die ganze Sache eher positiv. Warum nicht Damaskus?
In der Wohnung am Rand des Stadtzentrums tischten Zahira und Halim mächtig auf. Tom, Phil, Klaus und Torsten machten sich über die Leckereien her, als es klopfte und Stavros mit Spiros zu ihnen stieß. Letzterer trug eine libysche Uniform, ein ungewohntes Bild.
„Kaum in Libyen und schon Hauptmann," begrüßte ihn Tom. „Wie ist das so?"
„Anders. Ganz anders. Ich habe gedacht, ich fange gleich mit dem Studium an und arbeite zeitweise als Trainer für die Streitkräfte, aber sie haben mir angeboten, mich zum Piloten auszubilden, und da kann man schlecht nein sagen. Tolle Wohnung, Phil. Danke, dass ich hier wohnen darf."
„Heißt das, Du bist nun doch Vollzeitsoldat?" fragte Tom irritiert nach, denn das hatte Spiros eigentlich ausgeschlossen, weil er studieren wollte.
„Ja. Ich hätte auch studieren können, so wie vereinbart, aber Pilot reizt mich mehr. Ich mache 3 Monate Grundausbildung, dann fange ich mit der Pilotenausbildung an, also mit der Theorie. Praxis kommt später in Europa. Ist alles noch ziemlich neu, aber die Soldaten akzeptieren mich. Ich trainiere nebenbei Ausbilder, wie ursprünglich geplant."
„Du hast ja auch einen Ruf, Al-Yunani," grinste Phil.
„Das ist wahr," bestätigte Spiros. „Es hilft. Ihr solltet Euch umziehen, der Oberstleutnant kommt jeden Moment."
Tom und Phil zogen die leichte Sommeruniform an. Torsten kam sich in seinem Diplomatenaufzug deplatziert vor und tauschte ihn gegen Jeans und Hemd.
„Stavros, fliegst Du uns nach Damaskus?" fragte Phil.
„Ja. Tareq und ich. Wir bekommen den kleinen Jet vom Chef."
„Wie lange fliegen wir?"
„Ungefähr vier Stunden. Wir müssen einmal zwischenlanden."
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Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in Obervolta
Ficción históricaAufgrund ihrer Verbindungen nach Libyen werden Tom und seine Freunde immer tiefer in die politischen Entwicklungen des Jahres 1972, insbesondere in Deutschland und arabischen Ländern, verwickelt. Zuerst wird Phil mit den deutschen TV-Journalisten Ha...