Torsten und Manfred hatten einige Fragen an Tom, aber er entschuldigte sich, ging in Klaus' Büro und rief in London an, wo er Dave erwischte, der sich über den Anruf aus Bonn freute:
„Hey, Überraschung. Schön, dass Du anrufst. Wie geht's?"
„Gerade nicht so gut. Ich muss mich kurz fassen. Du hast im Moment Kontaktsperre zum Britischen Geheimdienst. Rede kein Wort mit denen und fahr nicht nach Nordirland, bis Dir Basilis was anderes sagt, okay? Wir haben ein Problem in Athen. Es sieht so aus, dass Thomas ein doppeltes Spiel treibt."
„Das kann nicht sein. Inwiefern ein doppeltes Spiel?"
„Er hat uns an die Israelis verraten. Ich rufe wieder an, wenn ich mehr Zeit habe. Ist Phil da?"
„Nein, der ist gleich heute Mittag zur Schule gegangen."
„Egal. Ich geb Dir mal meine Nummer. Grüß ihn von mir."
Dann wählte Tom Basilis' Geheimnummer und schilderte ihm sein „Privatgespräch" mit dem Mossad-Agenten. Er verließ sich darauf, dass Klaus' Telefon wirklich nicht abgehört wurde. Wenn dieses Telefon nicht sicher war, welches dann? Basilis war geschockt:
„Ich kann das nicht glauben, Tom. Aber wenn der Israeli es zugegeben hat, muss es ja wohl so sein. Was tun wir?"
„Ich habe Dave gesagt, er soll den Kontakt zu den Briten auf Eis legen. Ihr müsst Euch Thomas vorknöpfen. Nimm Martin und Nikos dazu und erinnere sie daran, wie wir die DDR-Spione behandelt haben, die uns im Hotel am Strefi überfakllen haben. Ich meine nicht die Show, aber die Intensität.
Wir müssen wissen, ob Thomas auf eigene Kappe mit den Israelis mauschelt, oder ob der britische Dienst das weiß. Wenn er das allein ist und der MI6 erfährt, dass er als Doppelagent gearbeitet hat, wird er ihn rausschmeißen. Oder liquidieren. Dave könnte die Sache in Derry mit dem Mann in London, also Thomas' Vorgesetztem, durchziehen, der steht ja auch hinter dem Projekt.
Aber wenn Thomas mit Wissen oder auf Veranlassung seines Dienstes Informationen über uns an die Israelis gegeben hat, müssen wir die Zusammenarbeit mit den Engländern einstellen, und Dave darf nicht nach Derry gehen. Wenn so viele Leute über uns Bescheid wissen, ist das zu gefährlich. Auch für die ganze Gruppe. Ist nur meine Meinung - alles noch frisch, nicht durchdacht."
„Ich setze mich mit dem Alten Mann, Nikos und Martin zusammen, und zwar jetzt gleich," entschied Basilis. „Wir könnten Thomas unter einem Vorwand irgendwohin locken. Mal sehen. Gut, dass Du angerufen hast. Ich hoffe nur, dass er allein gehandelt hat, sonst haben wir ein Riesenproblem. Wie läuft's sonst so?"
„Heute Abend gehe ich essen mit dem Mossad-Agenten. Idee von Klaus. Könnte ich gerne drauf verzichten."
„Alles nicht schön. Gib mir mal Deine Nummer."
Als er in den Besprechungsraum zurückkam, unterbrachen die anderen drei eine hitzige Diskussion. Torsten Eberl hielt sich nicht mit der Vorrede auf:
„Tom, was hast Du mit dem Israeli besprochen? Klaus hat uns von Eurer Gruppe in Griechenland erzählt, dass Du in Libyen Major bist und dass Ihr sowas wie Agenten in eigener Sache seid..."
Tom schenkte seinem Bundeswehr-Vorgsetzten einen vernichtenden Blick:
„Klaus?"
„Ich hab nur ganz allgemein gesprochen, Tom, aber Du musst zugeben, dass Torsten und Manfred das schon wissen sollten."
Tom musste ihm recht geben und erklärte ihnen die Zusammenhänge:
„Okay. Ein Kontaktmann von uns in Athen, mit dem wir seit Jahren zusammenarbeiten, hat Dinge über uns an die Israelis weitergegeben. Das könnte für einige von uns sehr gefährlich werden. Weniger wegen der Israelis, die würden anscheinend sogar ganz gerne Kunden unserer Organisation werden, habe ich den Eindruck. Aber wenn der Verräter noch an anderer Stelle geplaudert hat, haben wir ein richtiges Problem. Man arbeitet schon daran."
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Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in Obervolta
Historische RomaneAufgrund ihrer Verbindungen nach Libyen werden Tom und seine Freunde immer tiefer in die politischen Entwicklungen des Jahres 1972, insbesondere in Deutschland und arabischen Ländern, verwickelt. Zuerst wird Phil mit den deutschen TV-Journalisten Ha...