17 Ein dreckiges Spiel

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Beim Einschlafen in dem unglaublich weichen Himmelbett musste Tom an seine Stahlrohrkoje im Mief der dritten Etage seiner Bundeswehrstube denken. Man sollte den Urlaub von der Truppe ausdehnen, solange es ging, enstchied er. Sein Aufpasser Klaus machte inzwischen auch nicht mehr den Eindruck, als wollte er so schnell wie möglich zurück in sein Dienstzimmer.

Hassan riss sie aus guter Tradition um 7 Uhr aus dem Schlaf. Sie duschten und frühstückten, und dann machten sich die libyschen Soldaten und Ahmed auf den Weg zu dem Camp in der Wüste. Tom und Klaus setzten sich auf den Balkon und sahen zu, wie die Stadt erwachte.

„Ich weiß immer noch nicht, zu was für einer Organisation Ihr in Griechenland gehört," meinte Klaus. „Aber wenn ich das alles so sehe, hätte ich Lust, eine Bewerbung abzugeben."

„Wir gehören zum Widerstand gegen die griechische Militärdiktatur," erklärte Tom. „Irgendwann hat es sich so ergeben, dass Nikos' Gruppe – Nikos ist mein Freund und unser Chef – dass sich also seine Gruppe auf die Finanzierung des Widerstands spezialisiert hat. Wir bekommen für diesen Trip hier Geld vom deutschen Staat, das geht komplett an den Widerstand."

Das also war die Verbindung mit Griechenland. Allmählich sah Klaus klarer der folgerte:

„Offenbar nicht der erste Auftrag für die Deutschen, wenn man sieht, wie Bilski und Motte mit Euch reden. Aber die Libyer behandeln Euch, als ob Ihr, ja, als ob Ihr Libyer wärt."

„Wie gesagt, wir haben den Libyern manchmal einen Gefallen getan, und sie uns auch. Man kennt sich inzwischen, und man schätzt sich."

„Es ist mehr als das. Was mir die Soldaten erzählt haben, als Ihr mit Gaddafi verhandelt habt, hörte sich nach enormem Respekt an. Sie würden alles für Euch tun."

„Und wir für sie. Weißt Du, ich habe vor drei Jahren das Glück gehabt, durch Zufall in Griechenland die richtigen Leute kennenzulernen. Im Lauf der Jahre kamen immer mehr dazu, immer die richtigen. Die Politik hat uns ursprünglich zusammengebracht, und dann haben wir Dinge zusammen erlebt, die unsere Gruppe unglaublich zusammengeschweißt haben."

„Das habe ich in Bonn gesehen," grinste er. „Ahmed hat aus dem Nähkästchen geplaudert, und Hassan wusste auch ein paar Geschichten. Also Frauen kriegt Ihr anscheinend reichlich ab."

„Mal so, mal so," meinte Tom. „Den einen Tag kriegen wir ein Festessen wie gestern Abend, die nächsten drei Tage Bohnensuppe aus der Dose. Mal geht was mit Frauen, mal geht gar nichts."

„Das hörte sich bei den Libyern anders an."

„In Afrika übertreibt man manchmal. Übrigens, bist Du schon mal Fallschirm gesprungen?"

„Mehr als einmal. Ich war ja nicht von Anfang an beim MAD. Ich habe eine ganz normale Infanterieausbildung, plus Einzelkämpfer. Manches ist ein bisschen eingerostet, aber Springen kann ich. Und über der Wüste? Das wäre ein Traum!"

Phil und Amira bedienten sich an den Resten des Frühstücks. Tom und Klaus setzten sich zu ihnen und tranken noch ein Glas Tee.

„Eigentlich eine Verschwendung, dass die Wohnung die ganze Zeit leer steht. Könnte Amira nicht hier wohnen?" schlug Tom vor.

„Die Idee hatte ich auch schon," meinte Phil.

„Das geht nicht," sagte Amira. „Wenn mein Cousin Euch nicht so gut leiden könnte, dürfte ich überhaupt nicht hier sein. In einem Jahr bin

ich mit dem Studium fertig. Vielleicht kann ich dann in unserem Landwirtschaftsministerium arbeiten. Dann kann ich ihn ja mal fragen, ob ich hier einziehen darf. So lange wird es wohl bei Besuchen bleiben."

Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in ObervoltaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt