22 Noch ein Problemkind

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„Der deutsche Staat weiß Ihre Mitwirkung zu schätzen," versuchte Klaus, die Schärfe aus der Diskussion zu nehmen. „Sie werden Wünsche haben. Was sollen wir den Entscheidungsträgern in Deutschland weitergeben?"

„Wir möchten, dass sich die deutsche Politik nicht ständig die israelische Position vertritt," begann Abu Reza seinen Vortrag, in dem er offenbar eine Reihe von Punkten auf seinem Spickzettel abhakte. „Die Deutschen tragen eine Mitschuld daran, dass immer mehr Juden nach Palästina gekommen sind und uns aus unserer Heimat vertrieben haben. Deutschland wird bald Mitglied der UNO, wir natürlich nicht. Wir möchten, dass Sie sich dort für unsere Interessen einsetzen. Zum Beispiel, indem Sie Resolutionen unterstützen, die Israel zum Rückzug aus den besetzten Gebieten auffordern und unser Recht auf einen eigenen Staat anerkennen, wie von der UNO 1947 beschlossen. Aber wir brauchen auch finanzielle, personelle und allgemein humanitäre Hilfe. Die Infrastruktur in den Flüchtlingslagern ist miserabel."

„Ich werde Ihre Wünsche weitergeben. Der Major hat das aufgenommen," versprach Klaus und deutete auf Phil, der sein Diktiergerät vorzeigte. „In Bonn meint man, Sie sollten auch für Ihre finanziellen Aufwendungen in der Angelegenheit entschädigt werden."

„Es ist mir peinlich, über Geld zu sprechen," zierte sich Abu Reza wenig glaubwürdig, „aber meine Kollegen würden zehn Millionen Dollar für angemessen halten."

„Das finde ich nicht" widersprach Klaus. „Major Phil, löschen Sie mal das letzte."

Phil schaltete das Gerät aus und spulte etwas zurück. Er hielt es ans Ohr, um die richtige Stelle zu finden. Tom fragte sich, was Klaus im Schilde führte, und zog innerlich den Hut, als der zu dem Palästinenser sagte:

„Ich denke, Ihre Kollegen wollten doch eigentlich 20."

Abu Reza blickte ihn verständnislos an. Dann lächelte er zum ersten Mal und sagte:

„Sie kennen meine Kollegen besser als ich."

„Das wohl eher nicht," versetzte Klaus. „Aber ich bin nicht hier, um eine möglichst billige Lösung herauszuschlagen. Ich bin dafür verantwortlich, dass die Sache klappt, und Sie tragen das größte Risiko. Major Phil, sind wir so weit?"

Phil hob den Daumen. Abu Reza setzte erneut an:

„Es ist mir peinlich, über Geld zu sprechen. Meine Kollegen haben mich beauftragt, Sie um 20 Millionen Dollar zu bitten. Schließlich sind wir es, die das größte Risiko tragen."

„Das ist viel Geld," grinste Klaus und hoffte, man würde das dem Tonbandmitschnitt nicht anhören. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Wir besprechen das alles noch einmal mit Oberst Gaddafi und berichten dann in Deutschland. Wie kann ich Sie erreichen?"

„Gar nicht. Wenn Sie mich sprechen möchten, sagen Sie in Libyen Bescheid. Ich melde mich dann."

Klaus stand auf und streckte Abu Reza die Hand entgegen:

„Ich bedanke mich für das sachliche Gespräch. Und ich möchte anfügen: ich wünsche Ihnen und Ihrem Volk alles Gute. Ich habe alles Verständnis für Ihren Kampf und hoffe, Sie haben eines Tages Erfolg. Aber ich verheimliche Ihnen nicht, dass ich es ablehne, wehrlose, unschuldige Menschen wie die israelischen Sportler zu töten. Auch ein Befreiungskampf sollte bestimmte Regeln einhalten. Ich bin Soldat, und ich habe gelernt, dass Soldaten gegen Soldaten kämpfen, nicht gegen Zivilisten."

„Schicken Sie uns Panzer, oder wenigstens moderne Waffen, dann haben wir das nicht nötig," erklärte Abu Reza.

„Ich würde lieber politische Lösungen finden," insistierte Klaus.

„Dann haben Sie als Soldat den falschen Beruf."

„Nicht nach meiner Definition. Soldaten sollen Kriege verhindern."

Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in ObervoltaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt