„Wie viele Kilometer ab dem letzten Haus?" fragte Hassan Phil. „Mein Notizbuch mit den Entfernungsangaben liegt im Handschuhfach. Sieh auf der dritten Seite nach."
Pjhil griff sich das Büchlein und schlug es auf:
„Genau zwölf Kilometer, dann geht's links ab."
Der Weg zu dem Camp bestand aus einer Sandpiste, die die Peugeots ohne Probleme bewältigten. An der Einfahrt der nicht eingezäunten Militäranlage hielten sie an. Hassan sprach mit dem Posten, der sie zackig grüßte. Im Mondlicht erkannte Phil mehrere flache Bauten, einige Fahrzeuge, ein Windrad sowie eine Art Aussichtsturm. Ein Soldat winkte die drei Autos zu der letzten Lehmhütte, die neben einer Türöffnung nur ein paar winzige Luftschlitze hatte.
Sie stiegen aus und streckten sich. Ein junger Leutnant kam zu ihnen und sah sie unsicher an, weil ihm nicht klar war, wen er Meldung erstatten sollte. Hassan stellte ihm seine Begleiter vor, und der Soldat baute sich vor Phil auf.
„Im Moment ist noch Hauptmann Hassan der Chef," sagte Phil auf Arabisch, und der Soldat wurde seine lange Meldung endlich los.
Hassan übersetzte für Hans und Reiner:
„Es ist ein Uhr. Wir können uns waschen und bekommen Essen, dann schlafen wir ein bisschen. Trinken Sie nicht das Wasser im Waschraum. Wir haben spezielles Trinkwasser. In dem Haus liegen Matten für uns. Ihre Ausrüstung und unsere Verpflegung wird auf Lastkamele gepackt. Um sechs Uhr starten wir. Das heißt, wir stehen um fünf auf und essen. Leutnant Ismail wird uns morgen begleiten. Hat jemand Fragen?"
„Ich wäre gerne dabei, wenn die Ausrüstung umgeladen wird," sagte Reiner, der Angst um die teuren Geräte hatte.
„Wenn Sie meinen. Dann stehen Sie eben um vier auf. Aber ich verspreche Ihnen, unsere Männer werden vorsichtig sein."
Die einzige Möblierung des Raumes in der Hütte bestand aus einfachen Teppichen, die ihnen als Schlafmatten dienen sollten, und einer Menge niedriger Sitzkissen. Jeder bekam eine Blechschale mit Brei und geschmortem Gemüse. Ein Soldat löffelte ihnen Soße darüber, die zu einem großen Teil aus Knoblauch bestand. Jetzt durfte Reiner wieder scherzen:
„Gut, dass wir morgen draußen sind."
Eine halbe Stunde später schliefen sie alle.
***
Dave, Anna, Barry und Michalis saßen vor dem Kamin in der Villa in London, wo bis vor drei Tagen noch die Besprechungen der IRA-Berater stattgefunden hatten. Die Verhandlungen waren geplatzt, die Iren abgereist.
„Ist das Kindergartenprojekt jetzt eigentlich auch gestorben?" fragte Anna Barry.
„Ich weiß es nicht. Thomas meinte, wir sollten das vielleicht besser in Belfast machen. Da wird es Bezirke geben, die relativ sicher sind. Andererseits sitzen unsere Kontaktleute in Derry, und das Haus dort, das gerade für die Nutzung als Kindergarten umgebaut wird, liegt nicht in den umkämpften Gebieten der Stadt. Aber ein Risiko ist es so oder so. Trotzdem - die Kinder müssen irgendwo bleiben. Wenn es keine Kindergärten und Schulen gibt, sind sie den ganzen Tag zuhause oder auf der Straße. Das ist nicht gut."
„Ich denke, ich gehe trotzdem hin," sagte Dave und blickte in die Flammen. „Die Kinder können auch nicht sagen, „ach nö, ist mir zu gefährlich." Wenn die in den Kindergarten gehen können, kann ich das auch. Also, meine Entscheidung: wenn es Kinder gibt, die in der Einrichtung angemeldet werden, dann mache ich das."
Anna nahm ihn in den Arm und küsste ihn:
„Genau deswegen liebe ich Dich."
„Also verbleiben wir so," schlug Barry vor. „Ihr fliegt jetzt erst mal wieder nach Athen. Thomas meldet sich bei Euch, sobald wir wissen, ob es Eltern gibt, die ihre Kinder in den Kindergarten schicken. Ich bin gespannt, ob es Familien gibt, die es wagen, ihre Kinder in eine Einrichtung für Kinder beider Konfessionen zu schicken. Wenn ja, dann kommst Du. Und was machst Du, wenn nicht?"
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Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in Obervolta
Historical FictionAufgrund ihrer Verbindungen nach Libyen werden Tom und seine Freunde immer tiefer in die politischen Entwicklungen des Jahres 1972, insbesondere in Deutschland und arabischen Ländern, verwickelt. Zuerst wird Phil mit den deutschen TV-Journalisten Ha...