Der Geheimdienstchef trank einen Schluck Wasser und räusperte sich:
„Wir sind uns ja einig, dass die Deutschen so ziemlich jede Bedingung akzeptieren werden. Hauptmann Klaus, was würden Sie davon halten, wenn wir Ihrer Laufbahn ein wenig auf die Sprünge helfen?"
Der Angesprochene wurde rot, nicht vor Verlegenheit, sondern weil sein Gehirn plötzlich sehr viel zu tun hatte. Seine Antwort blieb im Vagen:
„Ich bin nur ein kleiner Hauptmann im Divisionsdienst."
„Das wollen Sie doch sicher nicht bis ans Ende Ihrer Tage bleiben," meinte der Geheimdienstler. „Sie haben bisher einen überlegten Eindruck gemacht. Wir meinen, Sie wären der Aufgabe gewachsen. Und Tom und Phil vertrauen Ihnen, das ist für uns ein gutes Zeichen."
Klaus befahl seinen Gedanken, sich zu konzentrieren. Alle sahen ihm dabei zu. Die Auswirkungen auf seine Karriere waren dabei kein Thema, aber all die Probleme, die im Laufe dieser Aktion auftauchen konnten. Er wäre als Koordinator dieser Aktion darauf angewiesen, dass alle Beteiligten, national wie international, sich einigten, dann auch zu ihrem Wort standen und vor allem den ganzen Vorgang geheimhielten, wo er die größte Hürde sah. Er scheute nicht die Verantwortung, aber ihm war klar, wenn die Sache schief ginge, gäbe es nur einen Sündenbock: ihn.
„Ich würde das machen," sagte er entschlossen, nachdem er die Optionen durchdacht hatte. „Aber jetzt stelle ich auch mal ein paar Bedingungen. Ich will, dass Tom und Phil mir helfen."
„Danke für das Angebot," sagte Phil. „Aber das musst Du mit Tom allein machen. Das wird dauern, und ich will nicht so lange in der Schule fehlen. Tom ist beim Bund, der hat Zeit und Langeweile. Außerdem musst Du zum Major befördert werden, Klaus, sonst steht Dein Untergebener Tom über Dir," fügte er grinsend hinzu.
„Wir müssen aber fertig sein, bis mein Unteroffizierslehrgang anfängt. Den will ich unbedingt machen," schränkte Tom ein.
Gaddafi lachte seine beiden Begleiter an:
„Typisch Tom. Ist längst Major und will unbedingt einen Lehrgang zum Unteroffizier mitmachen! Wann fängt der an?"
„Im Januar."
„Bis dahin ist das längst gegessen. Die Wahl in Deutschland ist im November. Ich bin sicher, die Deutschen wollen die Gefangenen vorher los sein. Also, Hauptmann Klaus und Major Tom, Ihr macht das."
Klaus fand sich sehr schnell in seine neue Rolle hinein:
„Ich hätte noch eine Bitte."
„Nämlich?"
„Ich fände es wichtig, dass ich, wenn ich das koordinieren soll, die Verantwortlichen persönlich kenne. Sie," er sah den Geheimdienstchef an, „kenne ich. In Deutschland wird das Herr Przybilski oder der Kanzleramtsminister sein, die kenne ich auch, und ich könnte mir gut vorstellen, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Fehlt der Kontaktmann der Palästinenser. Bevor ich endgültig ja sage, würde ich den gerne kennenlernen."
„Ich werde die PLO bitten, ihn so schnell wie möglich zu benennen," versprach der Geheimdienstchef. „Muammar, ich finde, wir sollten Klaus, Phil und Tom die Möglichkeit geben, ihn zu treffen."
„Einverstanden. Vorausgesetzt, alles kommt, wie wir es besprochen haben, fliegt Ihr hin, um ihn zu treffen. Das wird wohl in Beirut sein. Die ganze PLO-Führung ist ja im Libanon."
Tom jubelte innerlich und versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen. Es gelang ihm nicht. Gaddafi spottete:
„Seht mal, unser Tom. So sieht das aus, wenn sich jemand freut und es verbergen will. Gut verstellen können sie sich nicht, die Deutschen."
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Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in Obervolta
Ficción históricaAufgrund ihrer Verbindungen nach Libyen werden Tom und seine Freunde immer tiefer in die politischen Entwicklungen des Jahres 1972, insbesondere in Deutschland und arabischen Ländern, verwickelt. Zuerst wird Phil mit den deutschen TV-Journalisten Ha...