25 Wir sehen uns in Afrika

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Bilski brütete über einem Schreibtisch voller Notizzettel. Der Tag hatte im Moment mindestens 12 Stunden zu wenig. Natürlich konnte er nicht nein sagen, als sein Freund „Motte", der Kanzleramtsminister, ihn bat, die Sache mit den drei Palästinensern zu regeln. Natürlich war seine Hauptaufgabe im Moment die Organisation des Bundestagswahlkampfes. Und natürlich konnte er seine angekündigten Wahlkampfauftritte in der Provinz nicht reihenweise absagen.

Er war heilfroh, dass es Tom, Klaus und Phil geschafft hatten, sich mit allen Beteiligten auf einen durchführbaren Plan zu einigen, wie man die drei Palästinenser elegant loswerden konnte, wenn es auch noch ein paar Fallstricke gab.

Jeder, der in Bonn und München mit der Sache befasst war, hatte etwas zu mäkeln. Die Bayern, denen die „Abschiebung der unerwünschten Ausländer" gar nicht schnell genug gehen konnte, stellten die Uhr auf Null, als sie diesen Begriff von den drei Attentätern auf alle Araber ausweiteten.

Der Bundesinnenminister tutete in dasselbe Horn, während der Justizminister pausenlos die Verfassung zitierte. Morgens verlangte er ein Gerichtsverfahren in Deutschland, nachdem ein Gutachten die Abschiebung als verfassungswidrig einstufte. Nachmittags hatte er sich überzeugen lassen, Abschiebungen auch im größeren Stil seien im Sinne der Gefahrenabwehr gerechtfertigt, um abends wieder das Gegenteil zu verkünden.

Wenigstens änderte der Bundeskanzler seine Meinung nicht. Der wusste, dass seine Wiederwahl am seidenen Faden hing und kämpfte löwengleich. Er wollte das Problem im Oktober gelöst sehen. Seine immer gleichlautende Ansage war:

„Du machst das schon, Bilski."

Also machte er. Er wählte die Nummer des jungen Juristen Eberl aus dem Außenamt, den ihm der Kanzleramtsminister empfohlen hatte, um die angedachte Lösung auf dem diplomatischen Parkett vorzubereiten.

„Haben Sie schon was erreicht?" fragte er ihn.

„Zypern können wir abhaken," beruhigte ihn Eberl. „Sie bekommen eine Million für die Show. Entwicklungshilfe für Schulen auf dem Land. Die Jugoslawen haben Bedenken. Sie haben Angst, dass die Palästinenser meinen, sie können in Zukunft immer nach Belgrad oder Zagreb fliegen, wenn sie mal wieder ein Flugzeug entführen. Das tun die ja dauernd. Es gibt ja sonst kaum ein Land, das ein entführtes Flugzeug landen lässt."

„Sagen Sie ihnen, wir werden das den Palästinensern ausreden," sagte Bilski, ohne davon überzeugt zu sein, das Versprechen halten zu können.

„Kann ich das als Garantie formulieren?" fragte Eberl denn auch nach.

„Ja. Wie teuer kommen uns die Jugoslawen?"

„Nicht teuer. Fast symbolisch. Sie wollen, dass ihre Gastarbeiter problemlos Devisen nach Hause überweisen dürfen."

„Sollen sie. Sagen Sie das zu. Wie weit sind Sie mit Libyen?"

„Ihre Leute müssen gut vorgearbeitet haben. Die Libyer sind kooperativ, aber sie kennen sich mit dem ganzen Papierkram nicht aus. Ich arbeite mit meinem Kollegen einen Satz diplomatische Noten aus, also für die Libyer mit. Mein Kollege stimmt sich mit dem Justizministerium ab. In zwei Wochen sollen die Papiere fertig sein. Dann müssen sie irgendwie nach Libyen, ohne dass es einer merkt."

„Kein Problem. Da fällt mir schon was ein. Letzter Punkt. Die Bayern."

„Ich verhandele mit jedem afrikanischen Staat lieber als mit denen," stöhnte Herr Eberl. „Ich kann mich an keinen Satz erinnern, den ich gesagt habe, auf den nicht ein „aber" gekommen wäre. Wenn das so weitergeht, haben wir alle zusammen, nur die Bayern sagen „aber". Ich weiß nicht, wie wir die jemals ins Boot kriegen."

Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in ObervoltaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt