Dave bereitete ein englisches Frühstück für Phil und sich. Die Uptones würden vor 10 nicht auftauchen, nahm er an. Ihnen steckte noch die anstrengende Saison auf den Schiffen in den Knochen, und das Semester hatte noch nicht angefangen, also konnten sie noch ausschlafen.
Als Phil gerade gegangen war, klingelte das Telefon. So früh hatte Dave nicht mit einem Anruf aus Athen gerechnet. Dann fiel ihm die Zeitverschiebung ein. In Griechenland war es ja schon halb zehn. Er meldete sich mit seinem Namen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Nummer mal anrufen würde," sagte eine vertraute MI6-Stimme in reinstem Oxfordenglisch.
„So kann man sich täuschen," versetzte Dave. „Was gibt's denn so Wichtiges?"
„Das würde ich nicht gerne am Telefon besprechen. Ich bin in der Telefonzelle Titchfield Road, Ecke St. Edmund's Terrace. Hast Du ein paar Minuten?"
Dave dachte kurz nach. Eigentlich sollte er ja den Kontakt ruhen lassen, aber wäre es nicht besser, sich anzuhören, was der Brite wollte?
„Ich bin gleich da."
***
Tom kochte, wie es sich für Vorzimmer-Panzergrenadiere gehört, Kaffee für die gesamte Belegschaft. Klaus wollte mit ihnen den Vorabend nachbereiten, als sein Telefon klingelte. Nach wenigen Sekunden rief er:
„Tom, kommst Du mal?"
Er gab Tom den Hörer und hielt die Muschel zu:
„Avi. Hört sich nicht gut an."
Avi hörte sich ganz und gar nicht gut an:
„Nie mehr im Leben Brombeerwein. Ich hab schon zwei Alka Seltzer genommen, aber der Kopf brummt immer noch."
„Du Armer," bemitleidete Tom ihn. „Und deswegen rufst Du mich an?"
„Nein. Ich mache mir Sorgen um Thomas. Seine Frau sitzt heulend in Tel Aviv, sein Haus in Athen ist abgebrannt, und er ist verschwunden, mitsamt Auto und Gepäck."
„Ich sagte Dir doch, wir würden uns um ihn kümmern," antwortete Tom kurz angebunden. Avi war in echter Sorge:
„Was passiert mit ihm?"
„Was würde mit einem Mossad-Agenten passieren, der Euch, sagen wir mal, an die Syrer verrät?"
„Verstehe. Tom, ich möchte Dir etwas sagen. Thomas' Familie hat etliche Juden aus Deutschland gerettet und nach Südafrika gebracht. Sein Vater hat die Schiffe mitfinanziert, die mich und die anderen Kinder nach Palästina gebracht haben. Thomas ist kein schlechter Mensch. Bitte tut ihm nichts."
„Wir würden es gerne vermeiden, ihm etwas anzutun, aber das liegt an ihm, nicht an uns. Bis jetzt schweigt er. Wenn er das weiter tut, kann ich ihm auch nicht helfen. Es sei denn..."
„Es sei denn was?"
„Es würde uns helfen, wenn Du mir versprechen kannst, dass der Mossad meine Gruppe in Ruhe lässt."
„Das verspreche ich Dir, wenn Du mir versprichst, dass wir in Kontakt bleiben. Nur wir beide, auf rein privater Basis."
„Okay, wir haben einen Deal. Kennt Thomas Dich persönlich?"
„Ja. Ich habe ihn mehrmals getroffen."
„Ich sehe, was ich noch machen kann. Hoffentlich ist es nicht zu spät. Guten Flug."
„Mir wird schon schlecht, wenn ich nur dran denke. Brombeerwein! Man sollte die Menschen warnen."
***
DU LIEST GERADE
Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in Obervolta
Historical FictionAufgrund ihrer Verbindungen nach Libyen werden Tom und seine Freunde immer tiefer in die politischen Entwicklungen des Jahres 1972, insbesondere in Deutschland und arabischen Ländern, verwickelt. Zuerst wird Phil mit den deutschen TV-Journalisten Ha...