In Nalut war nur eine einzige Person auf der Straße, ein alter, gebrechlicher Mann in einem weiten Mantel. Als die drei Peugeots an ihm vorbei waren, holte er ein Funkgerät unter seinem Umhang hervor.
„Sie sind jetzt durch. In zwanzig Minuten sind sie da."
Er richtete sich auf und verschwand schnellen Schrittes in einer Gasse. Hydrologen haben teure Geräte, europäische Geräte. Er hatte die Kisten in dem abgestellten Auto, das leider von mehreren Soldaten bewacht wurde, mit eigenen Augen gesehen. Er wusste, wo man solche Geräte sehr profitabel verkaufen konnte - er kannte da mehrere Adressen.
Der Konvoi überquerten den Bergzug wie auf dem Hinweg mit ausgeschalteten Scheinwerfern, womit sie die Leute, die auf sie warteten, allerdings in keiner Weise täuschen konnten.
„Mist, was ist das denn?" fluchte Hassan und bremste. Eine Gruppe Kamelreiter nahm die ganze Breite der Straße ein und bewegte sich im Zeitlupentempo. Phil griff sich das Funkgerät:
„Passt auf. Hier stinkt was. Verhaltet Euch ruhig. Hassan und ich regeln das."
In diesem Moment drehten sich die Reiter alle gleichzeitig um und richteten ihre Gewehre auf die Autos.
„Motor aus. Alle aussteigen und mit den Händen am Dach an die Autos stellen," tönte es über ein Megafon.
„Keiner rührt sich," flüsterte Phil über Funk. „Hassan, Ali, Muhammad, wartet. Auf drei macht Ihr das große Licht an, dann schießen Hassan und ich aus dem Fenster in die Luft."
„In die Luft?" fragte Hassan.
„Sie können uns nicht sehen, wenn wir sie anleuchten, und sie rechnen nicht mit MPis," erklärte Phil seinen spontanen Schlachtplan. „Wenn sie ihr Leben lieben, hauen sie ganz schnell ab. Eins – zwei – drei."
Die drei Autos blendeten auf. Tom und Hassan feuerten eine Salve aus den Uzis in die Luft.
Das Entsetzen war den Räubern anzumerken, die lange, braune Umhänge trugen und die untere Hälfte ihrer Gesichter hinter einem schwarzen Schleier versteckten. Der Mann mit dem Megafon trieb sein Kamel an und trabte den Abhang zur Linken hinunter. Phil feuerte noch eine Salve, und schon wurden die Reiter von der Dunkelheit des Tals verschluckt. Wenig später berichtete der Anführer seinem Onkel in Nalut von ihrem Fehlschlag.
„Dann haben sie ihnen wohl Soldaten mitgegeben," meinte der alte Mann lakonisch. „Allah wollte nicht, dass wir sie ausrauben. Morgen kommen andere, wenn die Grenze wieder auf ist."
„So, Feuerwerk vorbei," gab Phil per Funk durch. „Wir fahren weiter. Bleibt wachsam."
Hans und Reiner unterhielten sich auf Deutsch über ihre Meinungsverschiedenheiten mit Phil. Reiner teilte die grundsatzgetreue Haltung seines Kollegen nicht:
„Es gibt auch noch andere Kategorien als die Verbreitung der Wahrheit, da muss ich Phil schon recht geben. Du musst ihm zugute halten, dass er in einem Loyalitätskonflikt steckt."
„Aber seine Entscheidung ist gegen uns ausgefallen."
„Es geht doch hier nicht um was Persönliches. Es geht darum, was ihm wichtiger ist: die objektive Wahrheit oder seine Überzeugung, dass er so die Libyer vor amerikanischen Bomben schützt. Ich mache Dir einen Vorschlag: wir setzen uns alle drei mit unserem Chef zusammen und diskutieren das mit ihm. Ich bin gespannt, was er dazu zu sagen hat. Ich bin mir nicht sicher, dass er Phil feuert."
Lange nach Mitternacht erreichten sie Tripolis. Hassan
dirigierte den Konvoi in eine von jungen Bäumen gesäumte Straße am Rand der Innenstadt. Sie hielten vor einem ockerfarbenen, fünfstöckigen Neubau. Mit ihrem persönlichen Gepäck folgten sie ihm die breite Treppe zum Haupteingang hinauf und betraten ein kühles Foyer mit Marmorfußboden und -wänden.
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Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in Obervolta
Historical FictionAufgrund ihrer Verbindungen nach Libyen werden Tom und seine Freunde immer tiefer in die politischen Entwicklungen des Jahres 1972, insbesondere in Deutschland und arabischen Ländern, verwickelt. Zuerst wird Phil mit den deutschen TV-Journalisten Ha...