8 Ein Bein in Afrika, ein Bein in Europa

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Vier Soldaten brachten die schwarzen Kisten, und Hans und Reiner bauten im Wohnzimmer die Technik auf. Die Akkus der Geräte waren inzwischen leer.

„Wir brauchen Strom," stellte Reiner fest. Halim legte ein Kabel direkt vom Sicherungskasten ins Wohnzimmer, um die dortigen Steckdosen nicht zu überlasten. Zahira versorgte alle mit Tee und stellte eine Schale mit Gebäck bereit. Stavros platzierte sein Päckchen dezent auf einem Sofa.

Gaddafi winkte Phil in das Büro und sagte zu ihm:

„Hauptmann Hassan hat mir ausführlich Bericht erstattet. Ich möchte Dich beglückwünschen. Du hast den Test in allen Punkten bestanden. Ich bin stolz auf Dich."

Phil wusste nicht, wie ihm geschah.

„Test? Was für ein Test?"

„Ist Dir nicht aufgefallen, dass Du die Funktion eines Majors ausgeübt hast? Ich wollte wissen, ob Du bereit bist, Verantwortung zu übernehmen. Du hast mir Ratschläge gegeben, die uns geholfen haben, dafür bist Du zum Ehrenmajor ernannt worden. Jetzt hast Du gehandelt, Entscheidungen getroffen, und Hassan hat mir berichtet, Du hast das überlegt, aber zügig getan. Und respektvoll. Du sorgst Dich um Deine libyschen Brüder. Sie haben Vertrauen zu Dir, nein, mehr als das. Sie lieben Dich, sie würden mit Dir durch die Hölle gehen. Steh auf."

Phil war völlig verwirrt. Die Gedanken rasten in seinem Kopf. Er hatte vor langer Zeit mit Tom darüber gesprochen, wie es sich auf solchen Missionen anfühlte, bei denen man wirklich in Gefahr war.

„Du blendest das aus. Du bist total im Tunnel," hatte Tom gesagt. „Es geht nur um den Auftrag, und dass niemand zu Schaden kommt, der sich auf Dich verlässt. Du denkst an nichts anderes. Und wenn dann alles vorbei ist, heule ich mich bei Nikos aus."

Wie in Trance stand Phil auf.

„Phil, der Stabschef und ich haben beschlossen, dass Du ab sofort regulärer Major der libyschen Armee bist. Ich bedanke mich bei Dir, vor allem dafür, dass ich in Deiner Dienstwohnung zu Gast sein darf."

Phil war sprachlos. Der Alte Mann erschien vor seinem inneren Auge und ermahnte ihn:

„Lasst Euch nicht vereinnahmen."

Oberst Gaddafi gab dem regulären Neu-Major Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Er wusste ganz genau, was in Phil kämpfte. Es war ihm wichtig, dass der junge Grieche die richtige Entscheidung traf.

„Danke, Muammar. Was bedeutet „regulärer" Major?"

„Das bedeutet zweierlei. Wann immer Du hier bist, bist Du ein Teil unserer Armee, mit allen Rechten und Pflichten."

„Ich kann kommen und gehen, wann ich will?"

„Ja. Aber in Libyen bist Du Soldat. Ein ziemlich privilegierter, wie ich hinzufügen möchte, denn Deine Aufgabe ist die Beratung der Armeeführung."

Urplötzlich musste Phil lachen:

„Ich muss zum Frisör, unbedingt. So kann ich als Major nicht herumlaufen."

Gaddafi fiel in sein Gelächter ein.

„Was ist das „Zweitens"?" fragte Phil, als er sich gefangen hatte.

„Zweitens heißt, solltest Du Dich eines Tages entscheiden, ganz nach Libyen zu kommen, steigst Du als Major mit Deiner jetzigen Aufgabe ein. Was daraus werden kann, weiß ich nicht, aber ich glaube, es könnte viel werden. Unabhängig davon, wie Du Dich entscheidest, ist diese Wohnung Deine Dienstwohnung. Entweder dauerhaft, oder eben, wenn Du zu Besuch bist. Hier ist die Besitzurkunde."

Gaddafi nahm ein in wunderschöner Handschrift verfasstes Dokument aus seiner Tasche und überreichte es Phil, der es sehr zögerlich entgegennahm. Wie sehr ließe er sich vereinnahmen, wenn er dieses Geschenk annahm? Eins war klar: Er würde sicher nicht so bald nach Libyen ziehen. Er würde ein Jahr lang in London zur Schule gehen und anschließend in Korinth Abitur machen, und dann wollte er studieren.

Die richtigen Leute Band 7: Regentanz in ObervoltaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt