Tomie: „Es ist so viel anders als in meiner Zeit. Die Menschen hier wirken alle so entspannt. Als ob Hektik nur eine Illusion ist."
Okata: „Haha! So siehst du die Menschen hier also. Tatsächlich finde ich es hier viel zu voll. Darum leben meine Frau und ich auf dem Land."
Tomie: „Naja in meinem Tokyo gibt es wesentlich mehr Menschen und alles ist so schnelllebig, flüchtig und total stressig. Das hier hat für mich so etwas wie Urlaub. Hier sieht man die Menschen noch lächeln und das Leben genießen."
Okata: „Die Beschreibung deiner Welt klingt wirklich traurig. Das Leben ist schon flüchtig genug. Man sollte es genießen und jeden Moment verköstigen."
Tomie: „Das werde ich von nun an auch tun. Ich habe lang genug Scheuklappen getragen. Hier hab ich nicht die Sorgen wie in meiner Zeit."
Okata: „Das freut mich zu hören. Du bist noch so jung und in der Blüte deiner Zeit. Da sollte nichts deinen jugendlichen Geist beschweren. Das hat meine Frau auch immer zu unseren Kindern gesagt und jetzt auch zu unseren Enkelkindern."
Tomie: „Sie muss eine unglaublich kluge Frau sein. Ich freu mich schon sie kennen zu lernen."
Onkel Okata lächelte mich zufrieden an und freute sich sehr über meine Worte.
Nach ein paar Stunden kamen wir im Morgengrauen, in ein kleines Dorf.
Es lag in einem Tal von Wäldern umschlossen. Für mich, die nur zwischen Beton und Stahl groß geworden ist, war das eine ganz andere Welt.Hier waren nur ganz wenige Menschen auf der Straße, die grade begannen ihrer Arbeit nach zugehen.
Frauen die die Wäsche auf eine Leine hängten und Stoffe im Fluss reinigten, Schmiede die ihre Öfen entfachten und Bauern die die Felder bestellten.Okata: „Das ist unser bescheidenes Dörfchen Hokonjo. Hier leben nicht mal 100 Menschen, aber wir sind auf einer guten Handelsroute gelegen und nicht all zu weit weg vom Fuji entfernt."
Tomie: „Der Berg Fuji? Das ist ja der Wahnsinn! Ich kenne ihn nur aus Bildern und dem Internet!"
Okata: „Was ist denn Internet?"
Tomie: „Stimmt ja, das gibt es hier noch nicht. Stellen Sie es sich vor wie die größte Ansammlung von Wissen und dass sie immer zu jeder Zeit darauf zugriff haben. Sie können dort mit Menschen am anderen Ende der Welt reden und schreiben, Einkaufen, Arbeiten und noch vieles mehr. Das ist das Internet."
Okata: „Das klingt ja wie Zauberei! Ob ich die Entstehung dieses Internets noch erleben werde?"
Tomie: „Denkbar möglich."
Ich konnte ihm ja schlecht sagen dass er in seinem Alter das nicht mehr erleben würde. Ich werde einem alten Mann sicher nicht seiner Träume berauben.
Am Ende der Hauptstraße fuhren wir mit dem Pferdewagen einen Trampelpfad hoch zu einem kleinen Bauernhof.
Es war keine Villa, aber trotzdem ziemlich groß.
Onkel Okata half mir vom Pferdewagen und ich half ihm die schweren Körbe mit Fisch zur Tür zu tragen.
In den High Heels war das mal garnicht so einfach wenn der Boden nicht gepflastert ist.
In der Tür stand eine kleine Alte Dame mit unfassbar langen Haaren, die sie zu einer komplizierten Hochsteckfrisur aufgetürmt hatte.
Ein bisschen erinnerte sie mich an eine Schreinjungfer.Okata: „Liebling ich habe jemand besonderes mitgebracht."
Tomie: „Hallo. Ich bin Tomie Ito, sehr erfreut. Ihr Mann hat mir durch Zufall das Leben gerettet."
Die alte Dame kam etwas näher zu mir und nahm meine Hände.
Dann lächelte sie mich sanft an und streichelte sie.???: „So so. Wie ich sehe warst du wohl im Meer unterwegs? Du bist sicher bis auf die Knochen durchgefroren. Ich habe grade eine leckere Gemüsesuppe aufgesetzt, komm nur rein."
Ich zog meine schmutzigen High Heels aus und ging ihr hinterher. Im Zentrum des Gebäudes war eine gemütliche Feuerstelle um der einige Kinder Schliefen.
???: „Ich bin Ren Goi, meinen Mann hast du ja bereits kennengelernt. Die Kinder hier sind Saki, Mayu,Kenji und Jote. Meine jüngste Tocher ist schon früh zum arbeiten in die Wäscherei aufgebrochen, daher schlafen sie hier. Fühl dich wie zuhause Kindchen."
Tomie: „Sehr nett von Ihnen. Sie sind wirklich sehr Gastfreundlich."
Sie reichte mir eine Decke und setzte mich vor die Feuerstelle.
Die Wärme tat unglaublich gut und langsam taute ich auf.Ren: „So wie du aussiehst und gekleidet bist, kommst du nicht von hier oder?"
Tomie: „Ja. Deshalb hat Ihr Mann mich mit hierher gebracht. Ich... ich denke dass ich durch die Zeit gereist bin oder tot und ich weiß es nicht."
Ren: „Eine Zeitreisende? Wirklich erstaunlich! Lass dich mal ansehen!"
Sie schaute mir ganz tief in die Augen, streichte durch mein Haar und schließlich fiel ihr Blick als letztes auf die Kette, die mir die Alte Frau vom Konbini gab.
Ren: „Einen Talisman mit sehr mächtigen Kräften hast du da um den Hals. Sag mir wer ihn dir gegeben hat."
Tomie: „Das Ding? Ich hab es von einer Alten Frau bekommen die einen Stand vor einem Konbini hat. Sie hat ihn mir als Trost geschenkt. So etwas wie einen Wunschstern hat sie es genannt."
Ren: „Hast du dir denn etwas von dem Stern gewünscht?"
Tomie: „Ein besseres Leben... das ich Glück und Liebe finde. Eben einen Ort, an dem man mich nicht wie Dreck behandelt."
Ren: „Ein wirklich mächtiger Wunsch! Normalerweise würde so ein Wunsch von den Göttern nie gewährt werden, außer man hat eine wirklich Finstere Schlacht geschlagen."
Die Wahrsagerin
Ende
Hier habe ich Nana Ren gezeichnet 😊
Alte Leute malen ist echt schwer 🫣
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Zikaden im Wind
FanfictionDas Leben ist die Hölle! So sieht es die junge Tomie schon seit einigen Jahren. Mobbing, Schikane und Gewalt steht bei ihr an der Tagesordnung. Sie arbeitet neben der Schule hart um zu überleben und eines Tages vielleicht doch noch dem Würgegriff...