Klartext

202 15 0
                                    

Ich versteckte mich schnell hinter einem der Bäume und beobachtete was er da noch tut.
Er hatte ein kleines Buch in dem er herumblätterte und laß.
Dabei schrieb er sich mit einem Kohlestift ein paar Dinge dazu und murmelte irgendwas von Nähe, Freude und Einsamkeit.
Schlussendlich verriet ich mich durch mein Niesen und Sanemi bemerkte mich schließlich.

Sanemi: „Wie lange stehst du da schon rum?!"

Tomie: „Ein wenig... ich... war überrascht dich hier zu sehen."

Sanemi: „Bin ich selbst... aber ich... wollte mal wieder nach dir sehen."

Mein Blick fiel wieder auf seine Narbe und stimmte mich traurig.
Dennoch hatte ich keine Möglichkeit woanders hin zu gehen, also setzte ich mich mit ans Feuer und legte das Handtuch von ihm über meine selbstgespannte Leine.
Ich wärmte mich an der Glut und starrte in das flackernde Licht der Flammen.

Tomie: „Ich hoffe ich hab mich beim Training zu deiner Zufriedenheit geschlagen."

Sanemi: „Das tust du immer. Aber in letzter Zeit scheint dich was zu bedrücken... immer wenn du mich siehst."

Tomie: „Das kommt dir nur so vor."

Sanemi: „Immer wenn du mit mir redest oder ich zu dir komme, weichst du meinen Blicken aus und schaust mich nicht mehr an oder flüchtest so wie vorhin. Also sag mir was es ist! Das macht mich... traurig."

Ich bin nie davon ausgegangen, dass er es nicht spürt, aber das er mich sogar direkt aufsucht und mir so klar deutlich macht, dass es ihn verletzt, darauf war ich nicht vorbereitet.
Mir schlug das Herz bis zum Hals und ich wollte ihn nicht belügen oder erneut davon laufen.
Ich drehte mich zu ihm und legte langsam meine kalte Hand auf die Narbe die ich ihm verpasst hatte.

Tomie: „Dafür gebe ich mir die Schuld und ich kann dir deswegen nicht mehr in die Augen sehen. Denn... ich schäme mich so... dich verletzt zu haben und..."

Ich konnte meinen Satz nicht mal beenden, da schloss er mich schon in seine Arme.
Seine Wärme legte sich um meinen kalten Körper und erfüllte mich.
In mir machte sich wieder dieses angenehme Kribbeln breit und auch das Bedürfnis ihn nicht mehr los zu lassen.

Sanemi: „Ich hab schon gedacht das du mich nicht mehr magst. Dabei ist es nur das gewesen. Du bist so ein Dummkopf!"

Er vergrub sich regelrecht in mir um mir so nah wie möglich zu sein.
Ich legte langsam erwidernd meine Arme um ihn und streichelte sein weiches Haar.

Tomie: „Warum sollte ich dich nicht mehr mögen? Ich... ich bin gerne... bei dir."

Er wollte mich etwas lockerer in die Arme nehmen, doch ich hielt ihn weiterhin in dieser Haltung fest.

Sanemi: „Was... was hast du denn?"

Tomie: „Kannst du mich noch ein wenig weiter so festhalten? Nur noch.... Ein bisschen bitte."

Er sagte nichts weiter und blieb so wie ich ihn hielt.
Ich hörte wie sein Herz in seiner Brust raste und wie aufgeregt er war.
Seine Hände lagen wärmend auf meinem Rücken und streichelten meine Wirbelsäule entlang.

Tomie: „Darf ich dir etwas anvertrauen?"

Sanemi: „Nur zu. Du kannst mir sagen was du willst."

Tomie: „Bevor ich in diese Zeit gekommen war, da hatte mir ein Mann etwas schlimmes angetan und mich... geschändet. Ab da dachte ich, dass ich nie wieder einem Mann vertrauen könnte. Doch die Menschen die ich hier kennenlernte und vor allem du... ihr habt mir wieder Vertrauen geschenkt."

Sanemi: „Ist das auch der Grund warum du dich anfangs so von anderen Kämpfern distanziert hast?"

Tomie: „Ja... selbst jetzt habe ich manchmal noch Angst, aber ich hab gelernt auf mein Bauchgefühl zu hören und grade das erkennen der Seele hilft mir sehr dabei."

Sanemi: „Was siehst du dann jetzt in mir?"

Ich ließ ihn los um in seine Augen zu schauen.
Seine Augenfarbe fand ich schon zu Beginn so wunderschön, dass ich in der Zeit wo ich ihn nicht mehr ins Gesicht gesehen hab, glatt vergessen habe wie sie aussahen.
Wie von allein legte ich meine Hände auf seine Wange um ihn so genauer sehen zu können.
Er hatte eine gewisse Röte im Gesicht während er mit mir Augenkontakt hielt.

Tomie: „Sie sind so schön."

Sanemi: „Was... ist schön?"

Tomie: „Deine Augen. Sie erinnern mich an Flieder der im Frühjahr blüht."

Sanemi: „Ich bin kein schöner Mensch. Das war ich nie und werde ich nie sein."

Ich zog ihm an beiden Wangen und schaute ihn beleidigt an.
Er hat keine Ahnung, dass er eigentlich ein wunderschöner Mann ist und redet sich immer so schlecht.

Tomie: „Sag sowas nicht! Wenn ich sage, dass du schöne Augen hast, dann ist das auch so für mich! Da kannst du sagen was du willst!"

Sanemi: „Das sagst du so leicht. Dabei bin ich voller Mängel."

Tomie: „Was interessieren mich deine Narben?! Ich hab auch welche und du hast mir damals gesagt, dass ich mich nicht für sie schämen brauch! Also gilt dasselbe für dich!"

Sanemi: „Das meinte ich auch nicht."

Klartext

Ende

Zikaden im WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt