∞ 4 Kätzchen

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Jake legte Aiden die Hand auf die Brust und blitzte ihn aus kühlen Augen an. Es war keine Berührung nebenbei, es sah aus, als würde er ihm das Herz heraus reissen, wenn er könnte. Und Aiden wirkte nicht weniger feindselig. Das charmante Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden und das innert Sekunden.
Trotzdem, obwohl er offensichtlich ein Arsch war, hatte er etwas an sich, dass mich irgendwie packte.
Er zog nicht diese typische „Ich bin böse, trage aber nur eine Maske und mache dir Hoffnung, dass du dahinter sehen kannst" Masche ab.
Bei ihm wirkte es eher so, als ob hinter dieser bedrohlichen Fassade tatsächlich eine Geschichte verbarg. Eine, die irgendwie mit Jake zu tun haben musste. Und deshalb interessierte mich dieser Junge auch.
"Komm ihr ja nicht zu nahe, Parker. Ich warne dich."
Zischte mein Bruder drohend, ich wusste dass er von Worten auch zu Schlägen wechseln würde, wenn mich das beschützte. Das wollte ich aber nicht. Schliesslich war ich nicht hergekommen, um noch mehr Probleme zu machen, als sie offensichtlich ohnehin schon hatten. Aiden wandte seine faszinierenden grünen Augen langsam wieder von mir ab. Sehr langsam. Sehr provokant. Und irgendwie fesselnd.
Noch immer schwebte sein Geruch um mich herum und als er sich langsam wieder aufrichtete, musste ich mich zusammenreissen, um die Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, die Aiden dort gerade eben eingepflanzt hatten. Unanständige Gedanken, die da nichts zu suchen hatten.
Er schien es in meinen Augen zu sehen und seine Mundwinkel zuckten siegessicher, bevor er sich wieder zu seinen Jungs einreihte. Als wäre er sich ganz bewusst, was er in den Köpfen unschuldiger junger Frauen auslöste. Was für ein Macho. Oder nein, ich hatte den Verdacht, dass ich ihn gar nicht wirklich interessierte. Er schien mich eher als Mittel zum Zweck anzusehen. Durch mich könnte er Jake eins auswischen, dachte er sich wohl. Da spielte ich aber nicht mit. Im Gegenteil, ich würde es zu verhindern wissen. Denn jetzt wo ich wieder da war, würde nichts auf der Welt die Beziehung zwischen mir und meinem Bruder noch gefährden können.
Und das hatte er wohl nicht mitbedacht.
„Mach dir keine Sorgen Jake. Ich bin gar nicht sein Beuteschema. Er steht mehr auf Dummerchen, die kann er wenigstens beeindrucken."
Merkte ich trocken an und Aiden legte den Kopf leicht schief. Er wirkte nicht beleidigt. Es schien ihm einfach egal zu sein. Dabei hatte ich ihn doch reizen wollen.
„Naja, vielleicht hat sich mein Beuteschema gerade geändert."
Antwortete er dann prompt und schien auf meine Antwort zu warten. Wir ein verbaler Schlagabtausch.
Ich wollte ihm gerade an den Kopf pfeffern, dass er für so eine anspruchsvolle Veränderung doch gar nicht die Hirnzellen hätte, als mich Jake zu sich zurück zog, weg von Aiden.
„Lass es, Jessy. Ich bitte dich, halt dich einfach von ihm fern und lass mich den Rest machen."
Raunte er mir zu. Den Blick den er und Aiden sich dabei zuwarfen entging mit nicht.
„Was ist das für eine blöde Geheimniskrämerei? Was verschweigst du mir Jake?"
Klar war es schön zu sehen, dass mich Jake vor allem und jedem schützen wollte, aber Ehrlichkeit schätzte ich sehr und davon bekam ich gerade echt wenig. Sein Leben in den Bronx sah wohl doch anders aus, als er es mich hatte glauben lassen wollen.
Den Teil den ich bisher erfahren hatte war, dass dieser Aiden ein eingebildetes Arschloch mit Machtproblemen war. Und schönen Augen, aber das war nebensächlich. Aber alle anderen Fragen, wie warum die beiden sich so hassten und was es mit diesem Auto auf sich hatte, das garantiert nicht Jake gehörte, die waren noch unbeantwortet.
„Hör zu okay es ist kompliziert, aber es hat nichts mit dir zu tun."
Er wollte es mir einfach nicht sagen.
„Ja und, ich will es trotzdem wissen."
Jake mahlte mit dem Kiefer. Er schien mir den Wunsch nicht erfüllen zu wollen. Dabei waren wir doch Geschwister und ich dachte, dass wir nichts voreinander versteckten. Jetzt, wo wir endlich wieder vereint waren.
Ich schnaubte und schüttelte frustriert den Kopf.
„Okay, das wird mir jetzt alles echt zu blöd. Setzt euren blöden Streit ohne mich fort."
Murrte ich und setzte mich in Bewegung. Kaum einen war ich Tag hier und schon wurden mir die ersten Dinge vorenthalten. Ich wusste ja, das ich nicht erwarten konnte, dass die Bronx sich so sehr verändert hatte. Aber wenn hier schon krumme Dinge liefen, dann wollte ich wenigstens davon wissen und nicht ausgeschlossen werden.
Nach den ersten Schritten bemerkte ich, dass Lucas mir folgte.
"Ich brauch auch keinen Bodyguard. Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen."
Meinte ich fauchend. Mag sein dass ich gerade etwas überreagierte, aber ich hatte nunmal echt hohe Ansprüche an mein neues Leben. Und dass mir schon am ersten Tag klar wurde, dass sich die meisten davon nicht erfüllen würde, das war schon hart. Lucas reagierte nicht.
„Hast du nicht gehört?"
Zischte ich und Lucas sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. Dann blieb er stehen. Mist, so schroff hatte ich jetzt nicht rüberkommen wollen. Aber was solls.
Jetzt kannte mich sowieso schon die ganze Schule als die kleine Schwester von Jake. Dabei war ich Jessica und wollte auch als selbstständiger Mensch angesehen werden. Das würde aber niemals klappen, wenn mich Jake weiterhin so bewachen liess wie ein wehrloses Kind.
Also nahm ich es mal wieder alleine in die Hand und stapfte an Aidens Gruppe vorbei. Bisher hatte es immer gut geklappt, mir keine Gedanken über schwierige Themen zu machen. Aber nur, weil ich ja gewusst hatte, dass ich bald ein neues Leben beginnen würde. Jetzt hatte es begonnen und ich konnte vor solchen Sachen wie einem offensichtlich gestohlenen Auto nicht mehr einfach die Augen verschliessen.
„Brauchst du wen, der dich tröstet?"
Rief mir einer der Jungs hinter Aiden zwinkernd hinterher und ich zeigte ihm den Finger.
Sie sollten ja nicht meinen ich sei ein wehrloses kleines Püppchen. Ich konnte ihnen sehr wohl in den Arsch treten. Ihnen allen zusammen.
Gelächter machte sich unter der kleinen Gruppe aus Jungen breit, und ich stiess die Türen vor mir auf, um dem zu entfliehen. Echt schön, wie ich sie alle ab mir amüsierten.
Das war ja mal ein toller Anfang.
Und das nannte man Neuanfang.
Aber gut, es war noch immer tausend mal besser als das Heim, in dem ich aufgewachsen war. Es grenzte an ein wahres Wunder, dass ich nicht zu einer Nonne geworden war.
Ich sah mich seufzend um, aber ausser starrenden oder mich ignorierenden Schülern und endlos langen und verschlungenen Gängen entdeckte ich nichts.
Nach kurzer Zeit verloren die Schüler um mich herum ihr Interesse an mir und machten sich auf den weg in ihre Klassenzimmer. Andere wiederum waren erst grad angekommen, rückten ihren Rucksack zurecht und machten sich am Schloss ihres Spinds zu schaffen.
Wo war das Sekretariat? Mit einem Hauch von Verzweiflung trat ich von einem Beim aufs andere. Ich hatte mir doch gesagt, ich würde diese winzige Herausforderung meistern, also sollte ich jetzt gefälligst selbstständig zurecht kommen und kein wandelndes hilfloses Klischee sein.
Immerhin war ich noch nicht in irgendjemanden hinein gelaufen.
Ich beschloss gerade, einfach mal gradeaus zu gehen, als eine Stimme hinter mit ertönte.
"Na, brauchst du Hilfe?"
Ich biss mir auf die Lippen und drehte mich langsam um, sofort spannte sich in mir alles an, wieso wusste ich aber nicht genau. Vielleicht weil ich wusste, dass ich besser nicht allein mit ihm sprechen sollte.
Aiden stand vor mir, die Hände in den Hosentaschen vergraben und mit einem schiefen Grinsen im Gesicht, während ihm eine brauen Haarsträhne in die Stirn fiel. Seine breiten Schultern wirkten zwar etwas anziehend aber er beeindruckte mich natürlich nicht im Geringsten.
Das war nur Fassade, dahinter steckte wohl nicht viel. Solche Menschen waren nicht so mein Ding.
Seine Haltung wirkte selbstbewusst, anscheinend war er es sich gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen.
Und wie zur Bestätigung sogen augenblicklich alle Mädchen im Umkreis von zehn Metern die Luft ein.
Natürlich, der heisseste Typ der Schule redete mit der Neuen. Schon wieder ein Klischee. Tja, ich würde es nicht erfüllen.
"Nein, danke", zickte ich abweisend und drehte mich um.
Ein Wunder, dass er ohne seine Gang hinter mir stand. Ansonsten dachte ich immer dass solche Jungs nur in Gruppen auftraten, und ohne die Unterstützung der anderen sogleich den Rückzug antraten. Er anscheinend nicht.
Ich stolzierte so elegant wie möglich, like a schwangere Ente, weg, um ihm zu zeigen wie gut ich selbst zurecht kam, wurde jedoch am Arm zurückgezogen.
Und da ich aus Überraschung von dieser Berührung das Gleichgewicht natürlich nicht mehr halten und strauchelte. Ich schaffte es aber, mich trotzdem noch zu fangen. Bevor ich irgendwie gegen Aidens Brust prallen konnte und somit ein Klischee bestätigte.
„Lass mich los."
Knurrte ich und blickte auf die Hand auf meinem nackten Arm. Es kribbelte und fühlte sich leider ziemlich gut an, aber es gefiel mit trotzdem nicht. Ich wollte nicht, dass es mir gefiel. "Nein." Aiden grinste und seine Augen funkelten wie Smaragde. Er schien sich köstlich ab mir zu amüsieren. "Such dir ein anderes Mädchen, dass du nerven kannst", fauchte ich und stiess seine Hand grob von meinem Arm. Er wirkte so selbstbewusst, als könnte niemand jemals sein riesiges Ego kaputt machen. Schrecklich. "Das muss ich nicht. Die Mädels kommen auch freiwillig zu mir." Ich mahlte mit dem Kiefer und zuckte möglichst gleichgültig die Schultern. "Tja, ich aber sicher nicht", teilte ich ihm dann mit. "Ich weiss." Er hatte den Kopf schief gelegt und sich die weich aussehenden Haare zurückgestrichen. Jetzt wirkte er plötzlich so süss und unschuldig. Dieser Mann war gefährlich, das konnte ich jetzt schon sagen. "Gut, jetzt wo wir daas geklärt haben, kannst du ja deine Finger von mir lassen", zischte ich und wehrte seine Hände ab, die nach dem Saum meines Shirts griffen. "Das wird aber schwer", meinte Aiden gut gelaunt und zupfte an meinem Shirt an den Schultern herum. "Dann bemüh dich. ist nicht mein Problem, was auch immer da zwischen dir und Jake ist", fauchte ich und schubste seine Hand von meiner Schulter, die ganz warm geworden war. "Wie ein kleines Kätzchen, dass denkt es kann dem grossen, bösen Wolf die Stirn bieten", murmelte er Junge. Ich hob eine Braue. "Ach, und du denkst du bist der Wolf in diesem Szenario?" Zweifelnd verschränkte ich die Arme. Plötzlich war das Lächeln von seinem Gesicht verschwunden und ehe ich es mich versah, stand er mir so nahe, dass kaum ein Blatt Papier zwischen uns gepasst hätte. Sein Blick durchbohrte mich und war bis zu den Minustemperaturen abgekühlt. "Ja. Das bin ich." Bei seiner dunkeln, bedrohlichen Stimme wurde mir unwohl. Okay, er hatte mir jetzt grade eindeutig gezeigt, dass er neben seinen Scherzen auch noch eine andere Seite besass. Ich war aber nicht wild darauf, die kennen zu lernen. denn sie machte mir Angst. Ich schluckte und machte einen Schritt zurück. Der Mut, mich ihm gegenüber frech und aufmüpfig zu verhalten, hatte mich verlassen, ich war wirklich erschrocken. Er schien es zu bemerken und augenblicklich entspannte sich seine Körperhaltung wieder etwas. Er schwang sich die Lederjacke, die er in der Hand hielt über die Schulter und spazierte gemütlich neben mir her, als ich wieder loslief. Ich wusste nicht, wieso er mir noch folgte. Ich hatte ihm doch bereits klar gemacht, dass er mich nicht gegen Jake verwenden konnte. da würde ich nicht mitmachen, also gab es für ihn doch keinen Grund mehr, mich zu belästigen. Er schien da ganz anderer Meinung. Während ich mich zwischen den Schülern hindurch schlängeln musste, ging er einfach geradeaus. Die Leute wichen ihm aus wie das Meer vor Abraham. War das Abraham? Ich hatte nie aufgepasst in Religion. Vielleicht war es auch Moses. Aber gut, wenn er mich schon nicht in Ruhe lassen wollte, dann konnte ich genauso gut versuchen, ihn für meine eigenen zwecke zu benutzen. "Wieso hasst mein Bruder dich?" Ja, das war eine ziemlich direkte Frage. Ich war meistens direkt, ausser es ging um Sachen Liebe und Gefühle. da war ich eher ein Spätzünder. Und mit all zu vielen männlichen Wesen hatte ich vor meiner Ankunft in New York auch nicht Kontakt gehabt. Die meisten Erfahrungen die ich gemacht hatte, bestanden darin, meinen Zimmernachbarinnen bei ihrem Liebeskummer zu helfen. Die Jungs in meinem Alter schienen keine richtige Liebe mehr empfinden zu können. Ich hingegen wollte etwas haben wie meine Eltern es gehabt hatten. Eine unsterblich starke und intensive Liebe. Alles darunter, darauf konnte ich gerne verzichten. "Er hat es dir also wirklich nicht erzählt, was?" Aiden wirkte nicht erstaunt darüber. "Eine wirklich starke Familienbande hast du da", spottete er und das ging direkt in mein Herz. Ich musste aufhören, immer alles so persönlich zu nehmen. Das brachte nur Nachteile. Aber das Schlimmste war, dass er ja recht behielt. Jake hatte mir wirklich nichts gesagt. "Also, wieso hasst er dich? Neben den offensichtlichen Faktoren dafür natürlich", merkte ich an. Einen Moment sah er mich erstaunt an dann grinste er wieder. Das Hin und Her zwischen uns schien ihm zu gefallen. Mir nicht. Na gut, vielleicht ein bisschen, irgendwie. Auf eine merkwürdige Weise. "Naja, ich würde es dir ja sagen, aber mir ist es lieber, wenn Black von seiner kleinen Schwester richtig aufs Dach bekommt. Danach kann gern er die Ehre haben, dir das zu erzählen", er liess den Blick über eine Gruppe Mädels wandern, die ihn alle gleichzeitig und in derselben Stimmlage grüssten. "Hi, Aiden." Leise äffte ich sie nach. Er bemerkte es nicht. Und wenn doch, dann liess er sich auf jeden Fall nichts anmerken. Gerne hätte ich ihn mit einer Buttersocke verprügelt, damit er mit der Sprache rausrückte. Aber er schien meine Gedanken erraten zu können und lachte nur leise. Dann tippte er sich grüssend mit zwei Fingern an die Stirn und ehe ich es mich versah, war er schon in einem Schmalen gang verschwunden. "Pff", machte ich und versuchte, nicht seinem breiten Kreuz hinterher zu sehen. Was dachte er denn wer er war! Ich meine, abgesehen von dem Offensichtlichen, und dass ihm wahrscheinlich beide Hirnhälften fehlten. Obwohl das ja auch offensichtlich war... Und obwohl ich in meinem Kopf mit gehässigen Bemerkungen nach ihm warf, wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich wirklich interessiert an ihm war. Nicht auf dieser Fangirl Ebene, sondern als Mensch. Weil er irgendwie faszinierend war. Seufzend lief ich weiter, während ich mich bemühte an alles ausser Aiden zu denken. Nach einigen Fehlschlägen, fand ich schließlich das Sekretariat. Eine kleine, unscheinbare Holztüre führte in den kleinen Raum dahinter. Das große Fenster neben der Türe war zersplittert und war von innen mit einem Plastiksack abgedeckt. Sehr heimelig hier. Zögernd trat ich ein. Die Türe quietschte. Hinter einem zerkratzten Holztisch sass eine alte und mürrisch aussehende Dame, die wahrscheinlich sogar verlernt hatte zu lächeln und als ich sie zögernd musterte, zog sie die Lippen hoch, was aussah, als wäre sie ein hungriger Wolf. Vielleicht sollte ich besser umdrehen, die Beine in die Hände nehmen und verschwinden bevor sie mich noch auffressen würde. Doch bevor ich mich weiterhin mit Rotkäppchen anfreunden konnte, unterbrach sie meine Gedanken mit einer höheren Stimme als erwartet. "Und Sie sind?" Gelangweilt kaute sie auf ihrem Kaugummi und musterte mich herablassend. "Jessica Black", antwortete ich knapp. Was sie konnte, konnte ich schon lange. Ich war nicht umsonst die meist bestrafte Schülerin in meiner alten Schule gewesen. Hauptsächlich jedoch weil ich den Lehrern die harte Wahrheit gesagt hatte. Und sie hatten das natürlich total persönlich genommen. Aber wenn sie ihre Probleme nicht wahrhaben wollten, war das ja nicht meine Schuld. Nachdem sie mir ohne ein Weiteres Wort oder auch nur einen Blick in mein Gesicht den Stundenplan und den Schlüssel für mein Schließfach gegeben hatte, machte ich mich so schnell ich konnte aus dem Staub. Man hätte ja meinen können, dass ich jetzt aus dem Schneider war. Aber nein. Wenn ich jemals Glück haben würde, könnten Nilpferde stepptanzen. Nun war die Frage auch geklärt, wieso diese Tiere das nicht konnten. Wegen mir. entschuldigt, liebe Nilpferde. Als ich aus dem Sekretariat trat, lehnten dort auf der einen Seite Lucas, und auf der anderen Seite einer der Jungs von Aiden. Das war glaube ich sogar der, der mir vorhin noch etwas nach gerufen hatte. Ein großer, blonder Brocken, den Aiden glaube ich Knut genannt hatte. Sie funkelten sich wütend an und schienen kurz davor sich an den Kragen zu gehen. Wie zwei Gockel im Ringkampf. Männer und ihre Probleme. Ich wusste immer noch nicht, wieso die sich alle so hassten. Wieso Knut hier war, war mir schleierfhaft. Aber Lucas, den hatte Jake wahrscheinlich wieder geschickt. Da die beiden sehr miteinander beschäftigt zu sein schienen, versuchte ich, meine Chance zu nutzen und versuchte mich leise an ihnen vorbei zu schleichen. Doch da klappte natürlich nicht. Kaum hatte ich einige Schritte gemacht, packte mich Lucas am Arm und zog mich in Richtung Schließfach, während er sich um eine bedrohliche Haltung bemühte und Knut uns mit zusammengekniffenen Augen nachsah. "Was soll das?" Motzte ich den gut aussehenden Jungen an. Um meiner miesen Laune noch etwas mehr Luft zu machen, verdrehte ich dramatisch die Augen. Lucas blinzelte mich unter einer schwarzen Haarsträhne an. Er sah schon echt gut aus und schien auch im allgemeinen mein Typ. Beinahe hätte ich zugegeben, dass er mir gefiel. Aber dann erinnerte ich mich selbst daran, dass er Jakes bester Freund war, mit mir in einem Haus wohnte und ich die Sache mit Männern doch sowieso hatte bleiben lassen wollen. Also tat ich es nicht. "Du musst dich von denen fern halten okay? Du bist Jakes einzige Schwachstelle, also musst du dich...", Fassungslos starrte ich ihn an und er verstummte. Er bemerkte wohl, dass seine Worte wohl nicht die gewünschte Wirkung erzielte. "Entschuldige, was hast du gesagt?" Schnappte ich zurück und baute mich vor dem jungen Mann auf. Lucas biss sich auf die schön geformten Lippen. "So war das nicht gemeint Jessy. Du bist nicht schwach, du solltest bloss..." Ich unterbrach ihn erneut. Ich? Eine Schwachstelle? Ich war gerade mal einen Tag hier und sie meinten schon, über mich urteilen zu können? Ich wurde hier aus allem ausgeschlossen und jetzt auch noch als schwach dargestellt. "Ich kapier schon, Lucas. Nur weil ich nicht so muskelbepackt und voller Testosteron bin wie ihr, kann ich wohl nicht mithalten, was?" Ich kniff die Augen zu einem giftigen Blick zusammen. Ich hatte 11 Jahre alleine überlebt, ohne Familie. Ich konnte alleine auf mich aufpassen. "Jessica, wir wollen bloss auf dich aufpassen." Lucas hob beschwichtigend die Hände. Wahrscheinlich war es auch nicht seine Vorstellung vom Tag, die zickige kleine Schwester seines Freundes zu betreuen. "Darauf pfeife ich, hast du gehört?" Rief ich aus und nahm energisch die zwei Bücher, die ich brauchte, aus meinem schmalen Spind. "Solange ihr mir nicht sagt was hier vor sich geht, könnt ihr mir alle am Arsch lecken", stellte ich wütend klar und knallte die Tür meines Spinds zu. Schnell stopfte ich die Bücher in meine leere Tasche und stapfte los nach links. "Also entschuldige mich jetzt, ich hab Englisch", schob ich hinterher. "Dann ist das die falsche Richtung", murmelte Lucas und hüstelte verlegen, man sah ihm an wie unangenehm es ihm war. Er kratzte sich am Nacken während ich auf dem Absatz kehrt machte. Mit demselben steinernen Gesichtsausdruck und dem zügigen Gang marschierte ich wütend in die entgegengesetzte Richtung. Wenn mir niemand was sagen wollte was hier ab ging, bitte, ich würde es auch selbst herausfinden. Und zwar auf die eine oder andere Art.

Street: Fight or Die *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt