∞ 11 Night, Fight, Sex

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Die Stadt lag im Dunkeln, doch des Lichtschild vor dem Club blinkte in hellem Rot.
Einige Buchstaben waren mit Gold umrandet, was dem ganzen, gemeinsam mit dem kurzen roten Teppich, einen edlen Touch verlieh.
Wir stiegen aus den Autos und Lucas legte mir einen Arm um die Schulter.
Es kribbelte zwar nicht, und auch sonst begann mein Bauch keine Saltos zu schlagen, aber es fühlte sich gut an, also liess ich es zu.
Ich grinste Leonie zu, die aus dem anderen Wagen ausgestiegen war und Lucas und mich wenig begeistert beäugte. Ich verstand nicht, wieso.
Schnell wandte ich den Blick ab und sah zu der langen Schlange, die darauf wartete, von dem Bären von einem Mann durchgelassen zu werden. Ob wir da noch reinkommen würden, war fragwürdig. Aus dem Club schallte die Musik und es schien drinnen ziemlich voll zu sein.
Lucas teilte meine Sorge und beobachtete mit wasserblauen Augen die Menge von Leuten aufmerksam.
Sie standen plaudernd und, vor allem die Hinteren, mit mürrischen Gesichtsausdruck herum und der Wachmann hob das Rote Band bloss nach einer gründlichen Befragung an.
Keine Chance.
Erst recht bei der grossen Truppe von zwei Klassen nicht. Da sah doch jeder Türsteher, das wir nur Unheil brachten. Wir waren ja auch eine chaotische Gruppe.
Mein Grinsen verschwand, und wir sahen von der Gegenüberliegenden Strassenseite zu dem Treiben hinüber.
Ein kalter Wind wehte, trotz dem schwülen und feuchten Klima hier in der Stadt.
Es war angenehm warm.
Die Autos waren mittlerweile geparkt, und keiner achtete wirklich auf die vorbeilaufenden Leute, die fluchend anmerkten dass das Trottoir nicht dafür gedacht war.
"Und dafür sind wir jetzt hergefahren?"
Fragte ich laut und deutete auf die Warteschlange.
Zustimmendes Gemurmel ertönte und ich liess meinen Blick wieder auf den Mann am Eingang wandern.
Es sah nicht so aus als würden sich so viele Jugendliche unbemerkt an ihm und all den Wartenden vorbeischleichen könnnen. Diese beobachteten einander nämlich mit Adleraugen und reklamierten, sobald sich jemand vordrängen wollte. Typische Karens.
"Wer sagt denn das wir anstehen?"
Aiden tauchte neben mir auf und sah zu mir herunter.
Sein Blick huschte zuerst zu Lucas, dann streifte er mich. Er schien kalt zu sein.
Ich konnte nicht anders, als diese vollen Lippen anzustarren, die vor einigen Stunden auf meinen gelegen hatten. Ein Geheimnis.
„Gute Idee Aiden, laufen wir einfach an allen vorbei. Gar kein Problem."
Merkte Lucas ironisch an und erhielt Zuspruch von Simon und Sam.
Aiden zuckte bloss die Schultern und rückte sich seine Lederjacke zurecht.
"Na dann passt mal auf. Genau das werden wir nämlich tun."
Dann zwinkerte er den Mädels neben ihm zu.
„Ihr könnt vom Meister lernen."
Bah; so ein Kotzbrocken. Und die himmelten ihn auch alle noch an. Solche Idiotinnen. Na gut, ich war kein Stück besser.
Aber ich fand ihn dennoch eingebildet.
Ich tat als würde ich kotzen, damit er sah dass ich ihn nicht wie der Rest der Mädchen anschmachtete. Wenigstens sollte er das denken.
Er reagierte nicht darauf, sondern ignorierte mich meisterhaft. Er provozierte mich. Ich hasste es, wenn er mich wie Luft behandelte.
Völlig gemütlich schlenderte er über die Strasse und achtete nicht auf das Hupen eines Autos.
Ob das jetzt wahnwitzig oder mutig war wollte ich nicht aus debattieren.
Ich hatte ja gesagt dass er im Umgang mit Menschen nicht zu schlagen war.
Er bekam immer, was er wollte, irgendwie schaffte er es sie zu analysieren, die Stelle im System zu finden die er brauchte und diese für seine Zwecke zu nutzen.
Einfacher ausgedrückt nannte man das auch Manipulation.
Mit gehobenen Brauen beobachtete ich ihn, was der ganze Rest vermutlich auch gerade tat, wir er direkt auf den Türsteher zusteuerte.
Es war eine fremde Stadt, er kannte keine Kumpels und den Mann erst recht nicht. Das konnte doch nicht gut gehen.
Bereits als er vor den bulligen Typen hin stand, begannen die ersten Wartenden in der Schlange rum zu brüllen.
Doch Aiden achtete nicht auf sie und ich sah bloss wie er seine Haltung kurz veränderte.
Er flüsterte dem Wachmann etwas ins Ohr und liess sich dann auf eine kurze Disskusion mit ihm ein. Kurz darauf hob dieser grinsend das Band ein Stück hinauf höher.
Aiden winkte uns vielsagend zu, Lucas schüttelte schnaubend den Kopf und ich blinzelte ungläubig.
"Wie hat er das geschafft?"
Ich sah zu Leonie die mittlerweile wieder neben mir lief, doch diese Schüttelte abwehrend den Kopf.
"Das ist Aiden, denkst du er lässt sich in die Karten sehen?"
Ich neigte den Kopf, das war allerdings ein Argument. Leider.
Dennoch folgte ich den anderen über die Strasse, bückte mich unter dem roten Seil durch, und versuchte die wütenden Leute zu ignorieren, die sich lautstark beschwerten.
Heute würde ich mich amüsieren. Ich hatte schliesslich nur zwei Tage Ferien, in denen ich die Sau rauslassen konnte.
Ich wurde vom Rest der Schüler in den Club geschwemmt.
Als ich durch die dunklen Vorhänge trat, staunte ich nicht schlechte.
Es war ein grosser Raum, mit hoher Decke, und überall rekelten sich knapp bekleidete Frauen in Käfigartigen Kugeln, die von der Decke hingen. Hatten die nichts besseres zu tun, als sich begaffen zu lassen? Naja; vielleicht brauchten sie das Geld oder ihnen gefiel einfach die Aufmerksamkeit. Das gab es ja beides. Man sollte nicht urteilen, rief ich mir ins Gedächtnis.
Es gab runde Tanzflächen, die etwas erhöht über dem eigentlichen Boden standen.
Echt modern und alles top geputzt.
Grosse schwarze Sofas waren rund herum aufgestellt und ein langer gläserner Tresen, der von unten mit blauem Nebel beleuchtet wurde, schmückte sich mit hunderten hohen Flaschen aus.
Einige Betrunkene rieben ihre verschwitzen Körper aneinander und auch die Übrigen Leute taten dass mehr als bereitwillig.
Ich wusste ja dass nichts dabei war sich zu amüsieren, aber eine solche Körpernähe zu einem Wildfremden?
Ich war mir nicht sicher ob ich das konnte. Aber ich wollte den Abend geniessen, also sollte ich wohl aufhören, so spiessig zu sein. Wow, so hatte ich mich selbst noch nie genannt.
Die Lichter der Decke tauchten den Raum in flackernde Schatten und färbten auch den kaum merkbaren Nebel am Boden, sodass man das Gefühl hatte durch Wolken zu laufen.
Es war vollgestopft, und laute Musik dröhnte aus den Boxen.
Noch nie in meinem ganzen Leben war ich in so einem Club gewesen.
Ich kannte die alten Schabbracken in die man sich aus dem Heim schlich wenn es dunkel wurde um etwas Spass zu bekommen, aber das hier...war einfach nur geil.
Die Klasse verstreute sich augenblicklich, und ich sah nur noch, wie Leonie von nem Typen auf die überfüllte Tanzfläche gezogen wurde.
Sie lachte, anscheinend sprachen sie häufiger heisse Jungs in Clubs an. Es schien ihr nichts auszumachen, sich auf einen Fremden einzulassen. Also konnte das ja nicht so schwer sein. Sie winkte mir noch zwinkernd zu und ich seufzte. „Danke auch. Lass mich doch einfach allein."
Ich sah mich um und atmete die stickige und verbrauchte Luft ein.
Es waren etwas viele Eindrücke auf einmal, und ich blickte kurz zu Aiden, der es sich jedoch gerade zwischen seinen Jungs und einigen Mädels auf einer schwarzen Couch an der Wand bequem machte. Darunter wieder die Rothaarige vom Strand gestern.
Es war ganz klar dass er seinen Status in vollen Zügen genoss und auch nicht zimperlich damit umging, ihn zu zeigen. Er mochte es, den Überblick über alles zu behalten. Dass Leonie gerade mit einem Typen tanzte, sah er aber nicht. Oder aber, er ignorierte es. Das würde aber nicht zu ihm passen. Bei Jake rastete er schliesslich auch aus.
Schnell wandte ich den Blick ab.
Da ich nicht wirklich Lust hatte mich auf der Tanzfläche zu blamieren oder mich zu einem der schmierigen Typen auf den Sofas zu setzen, um dumm angemacht zu werden, beschloss ich den Teil mit dem Radau zu meiden, vielleicht kam ich später ja noch in Stimmung zu irgendwelchem Blödsinn.
Ich trottete unmotiviert zu der Bar und hockte mich auf einen der hohen Stühle.
Ich musste auch immer den Miesepeter spielen. Dabei hatte ich doch Spass haben wollen. Aber irgendwie war mit einfach die Lust auf Party vergangen.
Auf dem gebogenen Glasschild oberhalb der Bar stand in geschwungenen Buchstaben: "Night, Fight and Sex."
Ich hob die Augenbraue, was bei mir, im Gegensatz zu allen anderen, aussah, als wäre ich ein Chamäleon, dass seine Augen nicht unter Kontrolle hatte.
Das war ja mal ein vielversprechender Name, kein Wunder war der Laden hier randvoll und gut bestückt.
Ich fuhr über das Glas der Vitrine und betrachtete die alten Alkoholflaschen, die darunter zur Schau gestellt worden waren.
Sowas könnte ich jetzt vertragen.
Dann sah ich zwei gebräunte Arme vor mir und hob den Kopf.
Ein gut aussehender Mann mit Dreitagebart, lehnte sich auf die Ellbogen und sah mich erwartungsvoll an.
Ich überlegte kurz, wenn ich bloss einen Drink bestellen würde, wäre ich nüchternd genug um bei klarem Verstand zu bleiben, ich kannte mich gut genug um zu wissen dass mich sowas nicht all zu schnell aus den Socken riss.
Also beschloss ich es zu riskieren, schliesslich hatte ich nicht wirklich was vor.
"Das stärkste was sie haben, egal was es ist."
Er lachte wissend und machte sich daran, irgendwelche Cocktails zu mixen. Keine Ahnung, was er da rein tat. Ich hoffte nur, keine Pillen. Aber ich wusste, dass Jake oder einer der Jungs in der Nähe sein würde, um mir zu helfen. Und dem gut gelaunten Typen traute ich sowas auch nicht wirklich zu. Sein Job war ihm sicher auch wichtig.
Wahrscheinlich hatte er solche Fälle wie mich ohnehin öfters.
Mit schnellen Handgriffen schüttete er sie zusammen und ich kam beinahe nicht mit, während er seelenruhig zur nächsten Flasche griff.
"Stress in der Beziehung?
Gibt nichts besseres als Versöhnungssex."
Ich runzelte die Stirn.
"Wie bitte?"
Er grinste vielsagend und lehnte sich vor mich hin, während er mir das Glas hin schob.
"Naja, der Typ dahinten sieht mich schon die ganze Zeit so böse an, seit du hier sitzt."
Mit dem Kopf wies er hinter mich und ich wollte mich gerade umdrehen, als er mir mit der Hand ein Zeichen gab, es nicht zu tun.
„Das ist doch viel zu auffällig."
Ich blinzelte verwirrt. Wieso redete er so offen mit mir, er kannte mich nicht einmal. Aber ich brauchte auch gar nix sagen, er plapperte schon weiter.
"Ich weiss zwar nicht was der Grund ist, aber nach dem Drink hier, der übrigens aufs Haus geht, machen wir deinen Freund mal so richtig eifersüchtig.
Ich hab sowieso gleich Pause."
Er zuckte die Schultern und ich blickte ihn etwas misstrauisch an.
„Bist du nicht etwas zu wenig gestresst, dafür dass hier überall Leute sind, die was trinken wollen?"
Er lachte.
„Wie gesagt. Ich habe Pause."
Er zwinkerte mir zu und ich nickte bedächtig, während ich die Bedenken zur Seite schob.
Ich nippte kurz an meinem Drink, um zu testen wie er schmeckte und sah dann leicht grinsend auf.
Dass ich keinen Freund hatte, brauchte er ja nicht zu wissen. Etwas Spass mit ihm konnte ich ja auch so haben.
Ich kippte den gesamten Drink und dann noch einen auf einmal in mich hinein. Was? Würde ich mich sonst getrauen mit einem wildfremden Mann zu flirten? Nein.
Ich war zwar taff, aber in einigen Dingen eben nicht.
Sofort spürte ich das Angenehme kribbeln in meinem Bauch und die Wärme, die sich in mir breit machte. Nur der Geschmack von Alkohol mochte ich nicht. Aber er erfüllte seinen Zweck.
Mein Hirn vernebelte sich leicht und ich fühlte mich plötzlich leichter. Die Probleme schienen von mir ab zu fallen. Als wären sie nicht mehr wichtig genug, auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden. Das war angenehm. Ich trank nicht oft etwas, deswegen vertrug ich auch nur sehr wenig.
Aber ich konnte einigermassen klar denken, auch wenn es angenehm war, sich nicht mehr über jetzt unnötiges Sorgen zu machen.
Einfach den Abend geniessen von der Welt geniessen, das war ja nicht so schwer.
Es tat wirklich gut, aber ich wusste auch dass viele Leute sich so zu Tode tranken.
Um ihre Probleme zu vergessen, oder zu verdrängen was sie getan hatten...Ich wollte nicht in diese Spirale abfallen.
Scheiss drauf, jetzt nicht über sowas nachdenken.
Ich grinste, als mich der Mann in dem Karo-Shirt und der kurzen Jeanshose auf die Tanzfläche zog und vergass ganz, dass ich es eigentlich nicht ausstehen konnte, in der Öffentlichkeit zu tanzen.
Ich hatte nämlich zwei linke Füsse. Was das Tanzen anging.
Und mit Tanzen meine ich nicht das Po Wackeln und Brüste raus strecken was heutzutage in Mode war.
Ich hatte noch die volle Kontrolle über mich und meine Bewegungen, aber ich genoss das Gefühl, mich einfach fallen lassen zu können. Und der Typ schien nett zu sein, ich mochte seine offenen Augen.
Sowas sah man in dieser Welt nicht oft.
Wenn er mich ansah, würde er wohl ein verschlossenes Mädchen sehen, welches verzweifelt versuchte, sich nicht selbst in den Abgrund vor ihr zu stossen, um den sie gerade so herum tanzte.
Ich legte ihm die Arme um den Hals und wir fingen an zu tanzen.
Komisch das mein Schamgefühl wie weggewischt war. Lag am Alkohol. Ich wusste nicht einmal wie er hiess und es war mir egal. So fühlte sich ein Ferienflirt wohl an, interessant.
Er führte und ich folgte jeder seiner Bewegungen erstaunlich leicht, während seine grossen Hände nicht zu weit unten auf meinem Rücken lagen.
Er schien es wirklich erhrlich zu meinen, und dennoch war ich ihm näher als ich sonst beim Tanzen jemandem war. Solange seine Hände nicht weiter nach unten wanderten, konnte ich ihn als anständig bezeichnen.
Er war der Erste, mit dem ich tanzte.
War auch nicht schwer zu toppen, da die einzigen Dinge die mich tanzen sahen meine Dusche und das Bett waren.
Und das Bett hatte mit einer gebrochenen Latte darauf reagiert, ich war also nicht die Begabteste.
Ich lachte über meine unpassenden Gedanken und sah dann hoch zu ihm, während er sich so drehte dass er perfekt die Sicht auf das Treiben hinter mir behielt und er flüsterte mir ins Ohr.
"Ich glaube es klappt."
Ich kicherte. Hatte der denn immer noch nicht kapiert dass ich gar keinen Freund hatte?
Ich dachte kurz daran es ihm zu sagen, aber es war gerade so angenehm und ich war dabei meinen Hass für das Tanzen zu vergessen, was nicht gestört werden durfte. Ein wichtiger Prozess in meinem Leben.
Also zog ich ihn noch näher zu mir ran, und seine braunen Augen hielten dabei meine Fest.
"Dein Freund hat wirklich Glück, weiss er das?"
Er legte seine Hände auf meine Hüfte und liess sie kreisen.
Er lächelte und ich schüttelte lächelnd den Kopf.
Jetzt misste ich mal Klartext reden, bevor er sich wirklich zu viel falsches dachte. Wenn ich was mit ihm anfangen wollte, worüber ich mir noch nicht ganz sicher war, durfte er nicht denken, dass ich vergeben war.
"Weisst du ich habe gar keinen..."
Da wurde er plötzlich nach hinten gerissen und stolperte einige Schritte. Ein wütender, fast schon knurrender Aiden schob sich zwischen ihn und mich.
Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und ich war mir ziemlich sicher, dass er sie auch benutzen würde, wenn er musste.
"Hast du sie noch alle, ein Betrunkenes Mädchen einfach anzugrabschen?"
"Freund."
Murmelte ich zu ende und starrte Aidens Rücken an, über den ich nun sehen konnte wie der Barkeeper sich aufrichtete und mir zu zwinkerte.
"Nun, wenn sie so hübsch ist ja."
grinste er Aiden ins Gesicht und richtete sein Shirt.
Einige Leute drehten sich während dem Tanzen neugierig oder genervt zu uns um, doch es interessierte Aiden nicht wirklich.
Jake hingegen hatte sich aufmerksam von seinem Platz aufgerichtet und beobachtete das Ganze aus Adleraugen.
Wenn er jetzt noch dazu käme wäre ich erledigt.
Er liess es bleiben. Keine Ahnung wieso.
Ich verzog das Gesicht,dass hatte ich nicht erreichen wollen.
Und mir war ja auch nicht klar gewesen dass er mit dem "Freund" Aiden gemeint hatte, ich dachte es war bloss irgend ein Junge der mal kurz zu uns gesehen hatte.
Ich war auch gar nicht betrunken, das hätte Aiden doch sehen sollen.
Er war ja ein Spezialist für Dinge wie Alkohol und Mädchen, oder die Kombination von beidem.
"Du fasst mein Mädchen nicht noch einmal an oder ich schwöre ich prügle dir die Scheisse aus dem Leib."
Er sprach leise, dabei hatte er den Baarkeeper am Kragen gepackt und blitzt ihn aus funkelnden, grünen Augen an.
Ich riss die Augen auf, und in mir schossen kleine Blitze herum.
Das lag bestimmt auch am Alkohol.
Hatte er das gerade wirklich gesagt?
Mein Herzschlag verdoppelte sein Tempo und ich hielt den Atem an.
Der junge Mann, der sich aus unbekannten Gründen dazu entschieden hatte, mein Amor-Engel zu sein, schien sein Ziel erreicht zu haben.
Er grinste bloss selig vor sich hin und schien keine Angst vor dem grossen Typen zu haben, der aggressiv auf ihn hinuntersah.
Aiden holte zum Schlag aus, doch ich warf mich auf seinen Arm.
Wenn er wirklich dachte, ich sei betrunken konnte ich das vielleicht ausnutzen um ihn von dem Barkeeper fort zu locken, denn ich wusste sehr wohl dass er sonst nicht einfach aufhören würde.
Und ausserdem wäre es peinlich wenn sich herausstellte dass ich doch nicht so betrunken war und trotzdem mit einem Fremden getanzt hätte. Ich hatte gerade Aidens Aufmerksamkeit und wollte sie nicht verlieren.
"Nicht...Aiden."
Flüsterte ich und sofort drehte er den Kopf zu mir um. In seinen Augen brannte ein seltsames Feuer. Es tat gut, seine Blicke kribbelten auf meiner Haut. Ich war ihm gerne so nahe.
„Kätzchen..."
Seine Stimme war rau und er liess den Baarkeeper langsam los.
„Bring mich einfach nach...Hause."
Nuschelte ich und schwankte bedrohlich, sodass er mich sofort auffing.
Ich sah wie hin und her gerissen er war, ich glaubte sogar dass er noch nie einen Schlägerei abgebrochen hatte, wenn er sie begonnen hatte.
Alles nur Spekulation.
Ich konnte trotzdem nur für alle Parteien hoffen dass er dieses Mal eine Ausnahme machte.
Dass mir der Starke Griff um meine Hüfte gefiel tat dabei auch nichts zur Sache, ich wollte wirklich dass der junge Mann der mir ohne Grund geholfen hatte nicht noch mehr einstecken würde. Das war kein gutes Danke.
"Bitte Aiden."
Sagte ich leise und versuchte dabei, genauso wie bei Jake früher, weinerlich zu klingen.
Das war eigentlich gar nicht meine Art, aber es half dieses Mal und das schneller als ich dachte.
Jungs fielen einfach immer darauf rein. Sie hatten diesen angeborenen Beschützerinstinkt. Und da war er auch schon.
Aidens Gesichtszüge wurden weicher.
Er blitzte den Barkeeper nochmals warnend an, der sich mit einem Dauergrinsen wieder hinter die Theke verzog, bevor mir leicht zunickte.
Er hatte ja keine Ahnung, wie dankbar ich ihm gerade war. Und ich hatte noch nicht einmal die Gelegenheit gehabt, mich bei ihm zu bedanken.
Ich lief los um raus zu gehen, doch Aiden schien es für nötig zu halten, das betrunkene Mädchen zu tragen.
Ein Arm schlang er um meine Hüfte den Anderen unter meine Knie.
Ich wurde hoch gerissen und an seine starke Brust gedrückt, wo ich definitiv nicht abgeneigt war, liegen zu bleiben.
Leicht vernebelt war mein Kopf schon, denn ich versank wirklich langsam in einer Art Schwebezustand. Das lag aber eher an seiner Anwesenheit, die mich irgndwie umhaute.
"Pass auf Kätzchen, ich habe keine Lust dass dein Bruder mich kalt macht, nur weil seine betrunkene Schwester einen Kratzer abbekommt."
Nur die Hälfte aller Worte drang zu mir durch, meine Gedanken waren nur noch bei seinem typischen Duft, doch als ich seinem Blick bemerkte schüttelte ich einfach den Kopf.
Als er mich verwirrt ansah, stellte ich fest, dass das die falsche Reaktion war, und nickte eifrig.
Darauf hin schüttelte er laut lachend den Kopf seine Finger fuhren fast unmerklich über meine Beine.
Jake war anscheinend nicht mehr in der Nähe, sonst läge Aiden jetzt wirklich am Boden, aber er beauftragte noch schnell einen Jungen aus unsere Klasse sich zu merken dass wir schonmal vor gegangen waren. Wieso Jake mich so unbeaufsichtigt gelassen hatte, nachdem er doch Aiden in meiner Nähe gesehen hatte, kapierte ich nicht. Aber auch egal, mein Kopf hatte keine Kapazität für solch ernste Gedanken.
Dann drückte Aiden mich näher an sich und ich legte meinen Kopf an seine Schulter, und vergrub mein Gesicht in seinem Hals.
Vielleicht hatte ich bereits leicht die Kontrolle verloren.
Ein bisschen.
Ich wusste allerdings nicht ob es einfach an dem starken Getränk oder an seiner Nähe lag. Es fühlte sich einfach so verdammt gut an.
Auf jeden Fall konnte ich es spüren, als er grinste und musste selbst lächeln.
Meine Augen wurden etwas schwer, was auch immer de Barkeeper da rein getan hatte, es war wirklich der stärkste Drink den ich jemals hatte.
Bevor ich eindöste, spürte ich noch, wie er mich sanft auf einen Sitz legte und dann eine Autotür zu knallte.

Als ich die Augen das nächste mal öffnete, trug Aiden mich gerade in mein Strandhaus.
Der Geruch nach Salzwasser und den Brettern der Veranda verriet mir das und ich blinzelte leicht.
Er stiess mit dem Fuss die Tür auf und betrat, immer noch mit mir im Arm, die kleine Hütte.
Er legte mich vorsichtig aufs Bett und zögerte einen Moment, bevor er mich, ohne mich weiter an zu rühren, zudeckte.
Dann sah er mich eine Weile mit diesem undefinierbaren Blick  an, bevor er sich zum gehen wandte. Das spürte ich weil meine Haut zu kribbeln begann und ich mich beobachtet fühlte. Die Augen hielt ich geschlossen. Eigentlich wollte ich auch weiter so tun als würde ich schlafen. Aber das klappte nicht.
Ich wusste nicht ob mich ein Nilpferd ritt oder ob ich tatsächlich weniger Alkohol vertrug als ich dachte, aber mein Mund machte sich selbstständig.
"Stop."
nuschelte ich und als er sich fragend umdrehte, flüsterte ich. „Bleib hier."
Oh Gott, Morgen würde ich mich wahrscheinlich selbst erwürgen für diese Schwache Nummer, die so gar nicht die selbstbewusste Jessica zeigte, die ich eigentlich sein wollte, aber jetzt war es auch zu spät und mir die Zunge ab zu beissen änderte auch nichts daran.
Nicht dass mich die Wörter gross stören würden.
Und auch das beunruhigte mich.
Seine grünen Augen leuchteten auf und ein breites Grinsen machte sich breit.
"Bild dir ja nichts ein."
Meinte ich bestimmt, als er sich neben mich legte um das Bisschen was noch zu retten war aus dem Verhängnis zu fischen.
"Klar doch, Kätzchen."
Das erste Mal hörte sich der Name aus seinem Mund wie ein Kosename an und nicht wie eine Beleidigung, die abfällig gemeint war.
Es gefiel mir plötzlich, so genannt zu werden und erst recht von ihm.
Es fühlte sich einfach schön an.
"Dein Mädchen?"
Murmelte ich und sah ihn an. Er erwiderte meinen Blick, den Kopf hatte er auf das Kissen gebettet. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen.
"Das hab ich bloss gesagt, damit er die Finger von dir lässt. Bild dir also nichts drauf ein."
Er grinste und ich schnaubte leise.
"Kopierer."
Er fuhr mit seiner Hand meine Wange nach und ich verwuschelte ihm seine braunen Haare.
Er packte schnell mein Handgelenk und entfernte meine Hand bestimmt von seinem Haar.
„Du bist echt eitel."
Gluckte ich und er näherte sein Gesicht dem meinen, sodass sich unsere Nasen berührten.
Dann war da plötzlich seine Hand, die meinen Oberschenkel hinauf fuhr und seine Finger leicht gegen meine Haut drückte. Ich schluckte und mir wurde heiss, während seine Lippen langsam und provokativ über meinen Hals strichen. Ich wäre fast ohnmächtig geworden vor Lust. Dann zog er seine Hand zurück und legte den Kopf wieder gemütlich auf das Kissen.
„Jep, Ich bin nicht ohne Grund eitel."
Meinte er selbstzufrieden und ich versuchte, meine Hormone wieder in den Griff zu bekommen.
„Du bist ein echter Mistkerl."
„Das tut mir leid."
Er war wieder ernst geworden, sein Blick suchte den meinen.
„Wieso?"
Er zögerte.
„Weil...du keinen Mistkerl verdienst."
Danach war es still und wir lagen nur regungslos day
"Ich mag dich."
Und wiedermal war mein Mund schneller als mein Hirn gewesen.
Meine Augen wurden gross und ich war kurz davor mich unter der Decke zu verkriechen.
Doch seine Augen leuchteten noch einen Tick stärker und er zog mich eng zu sich. So eng, dass mein Körper elektrisiert war. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen.
"Ich weiss, Kätzchen.
Schlaf gut."
Bevor ich noch weiter in irgendwelche Gedanken abschweifen konnte, vielen mir endgültig die Augen zu. Und ich verharrte in dieser wärmenden Umarmung mit Aiden.

Meine lieben Sternchen, da sonst immer diese wunderbaren liebeserklärungen kommen, möchte ich anmerken dass es
1. auch schlicht geht^^
2. dass es leider keine Richtige war:,)
Ihr werdet wohl noch ne Weile warten müssen, falls...
Tja lasst euch überraschen, was sich Jessica noch alles in den Weg stellt.
Lg
Angora77

Street: Fight or Die *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt