∞41 Eingespieltes Team

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Aiden riss den Lenker herum und wir schlitterten scharf nach Links, die Polizisten dicht an unseren Fersen.
Ich konnte sehen wie sich der Polizist mit der Waffe aus dem Fenster lehnte, und auf unsere Reifen zielte.
"Achtung Aiden! Weich aus!"
Wir waren ein perfektes Team.
Ich wunderte mich immer wieder, wie wir es schafften.
Kaum hatte ich die Hälfte des Satzes Ausgesprochen hatte er bereits den Fuss vom Gaspedal genommen und machte eine abrupte Kehrtwende, sodass ich mich zwangsläufig tief in den Sitz drückte, und das altbekannte adrenalinreiche Kribbeln sich in mir ausbreitete.
Wir fuhren auf eine unbefahrene breite Kreuzung.
Vor uns hielt nun das Polizeiauto und die hellen blauen Lichter streiften über den dunkeln Boden und blendeten mich.
Ich blinzelte in die Scheinwerfer und dieses Mal blieben die Cops drinnen.
Sie lernten also doch schneller als gedacht.
"Ich will ja nichts gegen eure Gewohnheitsspiele sagen...aber was machst du jetzt?"
Etwas besorgt wandte ich den Kopf zu Aiden, der blaue Schimmer legte sich über seine markanten Gesichtszüge und noch immer grinste er.
Bei ihm war das so eine Sache.
Ich sah ihm an wenn er wirklich lächelte, wenn er nur so tat oder wenn es das "ich bring dich um" Grinsen war.
Doch dieses hier war nochmals anders.
Ich glaubte es verlieh ihm das Gefühl sich nicht unterkriegen zu lassen, und sich ihnen in den Weg zu stellen, in dem er ihnen furchtlos ins Gesicht lachte.
Über Aidens Kindheit wusste ich leider fast Nichts, aber ich war mir sicher dass er es sich irgendwann in jungen Jahren zugelegt hatte.
Und es bedeutete meistens so viel, wie dass er sich nicht länger damit abgeben wollte.
Und das kam mir eigentlich auch ziemlich recht.
"Weisst du, eigentlich wollte ich ja bloss nach Hause und meinen Gewinn einfordern. Und langsam aber sicher denke ich, dass mich daran Nichts auf dieser Welt hindern kann."
Ich schmunzelte und wusste dass er damit sagen wollte, dass wir bald nach Hause gehen würden.
Blieb nur noch die Frage offen wie wir hier weg kamen, ohne von den Bullen verfolgt zu werden.
Ich erinnerte mich wieder daran, das wir absichtlich langsamer gefahren waren, also musste das wohl alles zum Spiel gehören, welches die Bande gerade mit den unwissenden Männern trieb.
Und auf die Sekunde trat das ein, was ich gedacht hatte.
Von Links bog ein Auto auf die Strasse ein, die direkt auf uns zu führte.
Der Motor heulte laut auf und die Motorhaube richtete sich etwas auf, während es unter den quietschenden Reifen qualmte.
"Jihaaaa Baby! Schluckt meinen Staub ihr Arschgeigen!"
Ich musste leise los lachen und schüttelte den Kopf, als ich Knut sah, der sich mit geschwollener Brust aus dem Fenster des Beifahrersitzes lehnte und mir zu zwinkerte, als sie direkt an uns vorbei rasten, und ich den Luftzug durch das Fenster spüren konnte.
Dann breitete sich plötzlich eine Nebelwand zwischen dem Polizei Auto aus und ich sah erstaunt zu Aiden.
Sie mussten dass wohl schon öfters gemacht haben, sonst würden sie nicht so perfekt abgesprochen sein. Oder etwa doch?
Der braunhaarige junge Mann zwinkerte mir nur triumphierend zu und wendete den Wagen so lautlos wie möglich, während die Scheinwerfer der Bullen suchend durch den Rauch glitten.
Dann sah ich durch den Rückspiegel, wie sie langsam nach links abdrehten und sich die wieder angeschalteten Sirenen langsam von uns entfernten, in Richtung Knut.
"Na gut du musst mir unbedingt sagen wir lange ihr das einstudieren musstet."
Lachend drückte Aiden aufs Gas und wir fuhren durch einige Gassen, die nur schwach von zerschlagenen Laternen beleuchtet wurden und an deren Wänden die wildesten Graffiti gesprüht war, ein Umweg zu unserem Haus vermutlich.
"Irgendwann mal Kätzchen, aber lenk jetzt nicht vom eigentlichen Thema ab."
"Wovon?"
Fragte ich.
"Davon dass du mir einen Tanz schuldest, und du hast ja keine Ahnung wie sehr ich mich schon darauf freue."
„Unfassbar. Du wurdest gerade von der Polizei verfolgt und dich kümmert nur, dass ich die Wette verloren habe?"
Fragte ich fassungslos. Daran sah man wohl wieder, wie normal das alles für uns geworden war. Eigentlich ein schlechtes Zeichen.
„Jep. Genauso ist es. Du hast jämmerlich verloren."
Ich schob beleidigt die Unterlippe vor und verschränkte die Arme.
"Also war es für dich leicht ohne mich aus zu kommen, meinst du das damit?"
Das coole daran, ein Mädchen zu sein, neben all den offensichtlichen Vorteilen natürlich, war, dass wir die unangefochtenen Champions waren, wenn es darum ging, Leuten die Wörter in Mund zu verdrehen, um etwas beleidigt spielen zu können.
Jedes Mädchen machte dass manchmal, und es war wirklich lustig mit an zu sehen, wie sich der Gegenüber immer aufregte, weil egal was er erwiderte, es immer falsch aufgefasst wurde.
"Denkst du das wirklich? Ich hab mich jedes einzelne Mal wenn du mich berührt, oder auch nur angesehen hast das Gefühl gehabt ich würde ohne deine Lippen nicht mehr länger leben können. Du weisst gar nicht wie oft ich kurz davor war, auf zu geben."
Ich sah ihn mit grossen Augen an und hätte am liebsten laut "aw" geschrien und hätte ihn hier auf der Stelle aufessen können.
An diesen Worten konnte man gar nichts verdrehen, zumindest nicht wenn man in meiner Haut steckte.
Ich bekam nicht einmal mit dass Aiden den Wagen vor einem ganz anderen Haus abstellte.
Erst als er mich durch die Dunkelheit die Strasse runter zog, und mir der Kühle Wind um die Beine zog, wurde ich wieder zurück in die Realität gerissen.
Schweigend, jeden Schritt neben ihm geniessend, lief ich die Strasse hinunter und beobachtete dabei die Häuser.
Alle sahen gleich aus, alle Hecken waren gleich geschnitten und jede Garage grenzte unmittelbar an den Zaun zum Grundstück nebenan.
Unsere Welt war so verrückt, man kam gar nich mit, wenn man all die Dinge zählen sollte, auf deren Ideen nur wir Menschen kommen konnten.
Und dann sah ich diese Strasse an und es zeigte mir mal wieder, wie wichtig es für uns war, ein kleines bisschen Gewohnheit zu haben.
Etwas, was immer gleich blieb und es immer sein würde, etwas worauf ich mich immer stützen konnte.
Jeder Mensch brauchte dass, es lag in unserer Natur.
Und dennoch fragte ich mich immer wieder wieso. Doch ich bezweifelte stark dass ich diese Frage jemals beantworten könnte.
Solange ich das hatte was mir die Welt bedeutete, war ich zufrieden.
Solange ich das bei mir hatte was ich liebte, musste ich nicht weiter hinterfragen, sondern den Moment geniessen, und ihn so lange wie möglich erhalten.
Bevor eine Kugel kommen würde und ihn zerstörte.
Und das würde sicher passieren, und zwar schon bald.
Deshalb war es wichtig, es hier und jetzt zu geniessen.
Ich schob meine Findern zwischen Aidens und er sah mich lächelnd an, sodass ich mich näher an ihn drückte.
Mein Blick wanderte von dem dunkeln Himmel zum Beton, meine Füsse wurden schwach von den Strassenlaternen beschienen.
Als wir schliesslich am Haus ankamen, brannte noch kein Licht, wir mussten wohl die Ersten hier sein, die Anderen hatten wohl noch ihren spass damit, die Polizei an der Nase herum zu führen, auch wenn ich mich fragte wie lange es so laufen konnte bis es schief ging.
Doch an der Art und Weise wie sie ein eingebildetes Team gespielt hatten, liessen meinen Zweifel bald wieder verpuffen, denn sie würden sich garantiert nicht erwischen lassen.
Aiden stiess die Tür auf und gab mit mit einem charmanten Lächeln zu verstehen, dass ich eintreten sollte.
Nun war es wohl an der Zeit, ihm den Gewinn zu geben.
Aber so leicht würde ich es ihm nicht machen, ich hatte nun eine Möglichkeit gefunden, um auch meinen Spass dabei zu haben.

Street: Fight or Die *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt