∞ 7 Vollidiot à la Aiden

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"Was hattest du dort zu suchen? Ich habe dir doch gesagt dass die Strassen hier nicht sicher sind. Zumindest nicht für uns!"
Jake fuhr sich aufgebracht durch die Haare. Er war wirklich stinksauer.
"Ab jetzt wird dich immer jemand begleiten, kapiert?"
Ich sass auf dem Sofa, umringt von den Jungs, und sah meinen Bruder mit dem reumütigsten Blick an, den ich auf Lager hatte.
Er schien wirklich ausser sich zu sein. Da musste etwas mit dieser anderen Gang im Busch sein. Denn so hatte ich ihn bisher noch nie gesehen. So besorgt und so wütend.
Doch in Gedanken war immer noch bei ihm.
Aiden. Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass er die ganze Zeit in meinem Kopf herumspukte.
Aber nicht einmal Jake's Schimpftirade konnte ihn vertreiben.
"Er hat gesagt er müsse was wichtiges mit dir besprechen."
Murmelte ich und Lucas nickte.
"Das einzige was er jemals mit uns besprechen wird ist wo genau unsere Faust ihn trifft."
Ich hob die Brauen, Lucas schien die Sache ja näher zu gehen als erwartet.
Was hatte er eigentlich gegen Aiden?
Hasste er ihn einfach aus Loyalität zu Jake, so wie ich es versuchte?
Naja, ich bräuchte mir nicht so viele Gedanken machen, wenn mir endlich jeder alles erzählen würde, was er wusste. Aber nein, ich wurde ja wieder außen vor gelassen.
"Er hat mir geholfen, okay. Ohne ihn wäre ich wirklich aufgeschmissen gewesen."
Jake jedoch wurde sofort ernster, beinahe schon unheimlich finster.
"Was denkst du, wieso du verfolgt wurdest? Mal sicher nicht, weil du alleine unterwegs warst. Nein. Du wurdest verfolgt weil du bei Parker warst."
Ich runzelte die Stirn.
"Ohne ihn wärst du gar nicht in Gefahr geraten", fügte Leon hinzu, der neben Lucas sass. Ich schüttelte den Kopf. "Das könnt ihr doch gar nicht wissen." Protestierte ich. "was ich aber weiß ist, dass ich versucht hatte, dich vor diesen Typen geheim zu halten. Aber jetzt haben sie dich gesehen." Ich zuckte die Schultern. "Na und? ich weiß ja noch nicht mal, wer genau die sind."
Jake schüttelte bedächtig den Kopf. "Das ist auch gut so. Je weniger du weißt, desto sicherer bist du." Ich mahlte angepisst mit dem Kiefer. "Das ist doch eine völlige Scheiße", murmelte ich, doch mein Bruder überhörte es. Nur Kenan und Sam warfen sich vielsagende Blicke zu. "Willst du das jetzt echt vor mir geheim halten? Irgendwann werde ich es doch so oder so erfahren", argumentierte ich, doch Jake stand auf und fuhr sich durch die haare. Für ihn war das Gespräch beendet. So ein verdammter Scheiß. "Ihr seid echt...alles Ärsche."
Nach diesem Satz stürmte ich hoch in mein Zimmer, was ja wohl gar nicht erwachsen war. Aber Jake verhielt sich mir gegenüber auch nicht so, als ob er mich als eine Erwachsene ansehen würde. Also konnte ich mich ja grad so gut auch so verhalten.
Das Abendessen ließ ich auch ausfallen und lag einfach etwas auf meinem Bett herum.
Ich hatte mich umgezogen und lag jetzt unter der warmen Kuscheligen Decke. Jedes Mal, wenn ich mich im Zimmer umsah, erfüllte mich eine Welle an Erleichterung, denn jeder Winkel, jede Lampe kam mir bereits wieder so bekannt und gewohnt vor.
Mit beinahe jedem Teil dieses Zimmers konnte ich eine Kindheitserinnerung verbinden, die ich mir gerne ins Gedächtnis rief. Die meisten Möbel waren jetzt andere, das Zimmer war klein und nichts Besonderes. Aber es war gemütlich und gehörte nur mir. Und es war in meinem Haus.
das reichte, um mich glücklich zu machen.
Ich kramte mein Handy hervor und wieder einmal nervte mich der alte Klumpen Metall in meiner Hand.
Ich sollte wirklich schnellstens an ein neues Handy ran kommen. das meiner alten Mitbewohnerin war so alt, dass es bald als Denkmal durchgehen könnte.
Aber ich hatte es bisher sowieso fast nicht gebraucht, da ich erst die Jungs und Leonie eingespeichert hatte, ansonsten herrschte in meiner Kontaktliste gähnende Leere.
Dennoch checkte ich kurz meine Nachrichten.
Ich hatte eine von Leonie, und eine stammte von einer unbekannten Nummer.
Ich beschloss eine Weile mit Leonie zu chatten, da ich sie von allen, die sich gerade in meinem Umfeld aufhielten, noch am erträglichsten fand.
Zuerst begrüssten wir uns, bevor ich die alltägliche Frage stellte.
Was machst du so?
Es dauerte eine Weil, bis der nächste Balken ihrerseits erschien und meine Brauen schossen in die Höhe als ich das las.
Stell dir vor, ich sitze gemütlich vor dem Fernseher, als Aiden reinkommt. Er sieht Todernst aus, doch dann grinst er und schüttelt den Kopf.
Er hat mir erzählt dass er dich gerettet hat, aber ich habe dass Gefühl dass da noch mehr passiert ist.
Da hatte sie ja so recht, und der vielsagende Smiley am Ende der Message bewies mir, dass sie das auch wusste.
Er hatte gelächelt?
Wieso hatte er gelächelt, hatte ihm der Kuss etwa gefallen? Mein Herz begann zu klopfen, so kindisch das auch war.
Schnell schrieb ich zurück, bevor sie noch dachte, ich brauchte Zeit für eine Ausrede. Nun konnte ich bloß noch hoffen dass Aiden nichts anderes erzählte.
Ach nee. Da waren nur ein paar Typen und Aiden hat mich zur Sicherheit nach Hause gebracht. Es war nichts besonderes.
Es klang doch wie eine Dumme Ausrede. Na super.
Ihre nächste Nachricht kam schneller und es störte mich gar nicht, wie sie mich nannte. An meiner alten Schule waren die Mädchen die ganze Zeit damit gekommen und ich hätte ihnen am liebsten den Kopf umgedreht, aber irgendwie hatte Leonie so eine Art an sich, die ich mochte.
Ich glaube dir nicht Süsse, aber was auch immer du mir verheimlichst, ich finde es heraus hahaha!
Ich musste grinsend und schrieb zurück.
Jaja du Bösewicht, da gibt es nichts heraus zu finden! Gehe jetzt schlafen, bin müde.
Darauf kam keine Antwort mehr und ich klickte schnell die andere Nachricht an, die ich bekommen hatte. Wahrscheinlich irgendeine Werbung oder einer der Jungs im Haus, die mich fragen wollten, wie es mir ging. Sie waren nämlich mit Leonie die einzigen Personen, die ich eingespeichert hatte.
Doch schon der erste Satz sprang mir wie ein Dorn ins Auge und ich wusste sofort, wer es war.
Wusste gar nicht dass du so gut Küssen kannst, Kätzchen.
Na toll. Schnell speicherte ich die Nummer unter
"Vollidiot" ein, damit, falls er je meine Nachrichten sah, er genau wusste, was ich von ihm hielt und  schrieb dann zurück.
Halt die Klappe Parker, das ist nie passiert.
Keine Ahnung wieso ich das schrieb. Ich wusste genau dass es passiert war und meine Lippen erinnerten sich ebenfalls nur all zu gut daran. Wieso leugnete ich es also? Wahrscheinlich weil ich mich vor Jakes Reaktion fürchtete. Oder davor, dass ich mich noch nie zuvor so  verhalten hatte wie Aiden gegenüber und dass es mir Angst machte. Trotzdem hatte ich die winzig kleine Hoffnung, dass jetzt eine Widerrede kam, oder dass er mir gestand, dass ihm der Kuss  ebenso unter die haut gegangen war wie mir. Aber natürlich hatte ich ihn falsch eingeschätzt.
OK
Das war alles, was zurück kam. Diese Männer immer mit ihrem  OK.
Die Welt könnte untergehen und sie würden trotzdem nichts anderes schreiben. Während ich mich darüber aufregte, kam bereits die nächste Nachricht rein. Das Telefon piepte und vibrierte. Altes, nerviges Ding.
Na wie ist es so mit den Jungs, du hast ja immer was zu tun stimmts?
Ich verdrehte die Augen, war ja klar das der Kerl nichts im Kopf hatte.
Meine innere Stimme erinnerte mich bei dieser Gelegenheit aber auch gleich schmerzlich an den Vorfall heute, wo mein Kopf auch nicht voller als unser Kühlschrank gewesen war.
Den Gedanken schob ich gekonnt beiseite und konterte.
Nein Aiden, hab ich nicht. Ich hüpfe im Gegensatz zu dir nicht mit jedem den ich irgendwo treffe ins Bett!
Gut gemacht Jessy, ihm hast du's gegeben. Irgendwie genoss ich unseren virtuellen Schlagaustausch. Es hatte etwas reizendes an sich, es war spannend.
Aha du bist eifersüchtig.
Kam es sofort zurück und dazu ein fröhlich grinsender Smiley, welcher mich zum überkochen brachte.
Nur Aiden Parker schaffte es, mich so schnell aus der Fassung zu bringen.Nein bin ich nicht man, ich kenne dich nicht, mag dich nicht und werde es auch nie tun, egal was du anstellst.

Street: Fight or Die *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt