∞22 Ich werde die Stadt brennen lassen

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Als sein Körper zu Boden sank brüllte sein Bullen Freund wütend.
Ich vergass immer dass sie auch Menschen mit Gefühlen waren.
Wahrscheinlich bedeutete er diesem Mann so viel wie mir Kenan oder Sam.
Ein Teil meines Teams, unentbehrliche Freunde.
Trotzdem tat es mir nicht leid.
Obwohl wir uns gar nicht so unterschieden, nur das wollte ich nicht wahr haben.
Langsam rangen sie ihn nieder, während Aiden begann mit drohender Stimme auf den Polizisten einzureden.
Keine Ahnung was, wahrscheinlich etwas was Gang Anführer taten wenn sie der Regierung eine schauerliche Nachricht schickten.
Ich sicherte die Waffe und steckte sie schnell weg, während die Frau mich verunsichert ansah und das unterdessen stille Kind hin und her wiegte.
"Danke."
Flüsterte sie dann und ich lächelte.
"Sie werden Ihren Mann zurück bekommen, dafür sorgen wir, es gibt Leute die ihn bald zu Ihnen zurück bringen werden."
Versprach ich ihr und tippte es in dieser Sekunde in mein Handy ein.
Aber auch dass sich alle vorbereiten sollten, am besten alle Schwarzmärkte leerkaufen wenn es um Waffen ging.
Die Regierung würde sowas nicht länger dulden, und Aiden gab bestimmt noch eine Drohung mit auf den Weg des Mannes, dem er gerade die Nase brach.
Ich versuchte der Frau den Blick darauf zu versperren, sie musste diese Welt nicht sehen.
"In welchem Monat sind sie?"
Fragte sie dann, die Augen noch immer auf mein Gesicht gerichtet.
Ich hatte eine kaum merkliche Rundung unter dem Shirt, eigentlich erkannte man das nicht, aber vielleicht hatte sie es von dem Bullen mitbekommen.
Ich wurde unruhig, sie redete so gelassen darüber, doch sie war auch mindestens acht Jahre älter als ich.
Für mich war es gefährlich zu reden, immer.
"Mitte zweiter Monat."
Murmelte ich und sie lächelte.
Sie hatte wirklich schöne, strahlend weisse Zähne und ihre Haut passte so hervorragend zu der ihres Kindes.
Ds sah schön aus, hoffentlich tat es das bei mir auch irgendwann.
"Glückwunsch."
Sie wiegte das Kind und mein Lächeln wirkte eher gequält.
Kurz linste ich zu Aiden, dessen Haare ihm in die Stirn fielen, während er den fluchenden und blutenden Mann auf die Beine zerrte.
Selbst jetzt sah er noch aus wie ein wütender Gott.
"Danke."
Mein Blick ging wieder zur Frau, das Baby sabberte und sah mich aus grossen unschuldigen Augen an.
Verdammt es war sowas von süss, ich hätte schmelzen können.
Diese Bäckchen und die kleinen Finger, ein Wunder dass in so einer schrecklichen Welt so etwas schönes existieren konnte.
"Der Vater nehme ich an."
Ich schämte mich dafür, wie schlecht ich das alles vertuschte.
Aber sie war eine Unschuldige, wahrscheinlich versuchte sie sich gerade krampfhaft abzulenken, weil ihr Mann noch immer nicht da war.
Also nickte ich wieder.
"Möchten Sie sie mal halten?"
Frage sie und rückte das Baby mehr an ihren Körper, sofort beruhigte es sich.
Wahnsinnig diese Verbindung.
Meine roten Alarmsignale gingen sofort los.
Ein Baby, ich hatte nich nie in meinem Leben ein Baby gehalten, was wenn ich es fallen liess?
Oh Gott ich würde eine schreckliche Mutter werden.
Sie schien meine Gedanken schon wieder lesen zu können.
Vielleicht wollte mir das Leben doch helfen, mich ein klein wenig auf meine kommende Rolle als Mutter vorzubereiten.
"Sie haben Angst, das hatte ich auch, aber wenn Sie nicht möchten müssen Sie nicht."
Ich wusste dass sie unruhig auf ihren Mann wartete, ich hatte gerade vor ihren Augen einen Mann erschossen und dennoch war das Einzige worum sie sich kümmerte ihr Kind.
So eine Verbindung hatte ich noch nie gesehen.
Ich nickte langsam.
"Sehr gerne."
Sagte ich leise und sie reichte mir das Baby, so klein und zerbrechlich.
Als ich es im Arm hielt verspannte ich mich vollkommen.
Es war warm, süss und so wahnsinnig unschuldig dass ich mich schlecht fühlte dass es nur dieselbe Luft atmen musste wie ich, eine Mörderin.
Ich sah zu den freundlichen Gesichtchen hinunter und wusste dass es mich nicht verurteilen würde.
Es war einfach ein Baby welches fühlte, und es interessierte es nicht was ich getan hatte.
Das war besonders.
Mein Blick schweifte zu Aiden, während ich das Kleine ungelenk hielt und darauf achtete es so gut wie gar nicht zu bewegen.
Er hatte mich fixiert und inne gehalten, während sein Blick nachdenklich aber auch sanft geworden war.
Etwas was in letzter Zeit wenig passierte.
Einerseits war es schön zu sehen wie er mich ansah, beinahe bewundernd für das was ich tat.
Andererseits schlugen sie gerade einen Mann, während ich ein unschuldiges Kind in meinen Armen hielt.
Wie konnten zwei so unterschiedliche Dinge nebeneinander existieren?
Es war schrecklich dass es mir erst jetzt auffiel oder dass es mir so egal gewesen war.
Ich hatte mich einfach schon daran gewöhnt, auch wenn das vielleicht ein grosser Fehler war.
Dann stiess Kenan den Mann der sich die blutende Nase hielt auf die Strasse zu seinem Auto.
Jetzt mussten wir gehen, bevor er die Verstärkung rufen konnte.
Ich reichte der Frau vorsichtig das brabbelnde Kleinkind zurück und verabschiedete mich von ihr.
"Danke, vielen Dank."
Sagte sie die ganze Zeit, während sie meine Hand fest hielt.
"Jessy, komm wir müssen los!"
Rief Kenan vom Auto und Aiden hielt den Arm hin.
Ich atmete tief durch und lächelte der Frau nochmals zu, bevor ich auf Aiden zuging.
Dass der Cop sie in Ruhe lassen würde wusste ich, jedoch würde er auch seinen Vorgesetzten berichten.
Aiden hatte gerade beschlossen den Prozess des Aufrüsten vor dem Krieg zu beschleunigen.
Ich war mir nicht sicher was das für Folgen haben konnte, aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken.
"Alles gut bei euch?"
Fragte mein Freund, als ich bei ihm ankam die Hand legte er tief auf meinen Rücken.
Sein Blick war besorgt.
So viel Kontakt hatten wir lange nicht mehr gehabt, es juckte mich in den Fingern noch ganz anderen Kontakt herzustellen.
Ich leckte mir über die Lippen.
"Ja...uns geht es gut."
Ich konnte nicht leugnen dass ich es verdammt süss fand wie er das Baby mit hinein bezog.
Völlig ernst und alles.
Er sah sich um und nickte.
"Na dann lass uns gehen Kätzchen."
Ich liess mich auf den Sitz sinken, Kenan sass am Steuer und Aiden lehnte sich von hinten zu mir vor, als wir los fuhren.
"Was ist?"
Fragte ich leise lachend, als er mich durch den Spigel beobachtete, auch wenn er einfach den Kopf hätte wenden können.
Ein schelmisches Lächeln, welches mich an den alten Aiden erinnerte, stahl sich auf sein Gesicht.
"Wusstest du dass du mit einem Baby auf dem Arm verdammt heiss aussiehst?"

Street: Fight or Die *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt