∞6 Dylans Vorschlag

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Heute schliefen wir aus, erst kurz vor Mittag waren wir alle aufgestanden, Aiden eng an mich gekuschelt auf der Couch, mein Gesicht an seinem Hals vergraben.
Es war zwar mit der Zeit etwas anstrengend geworden zwischen all den schlafenden Leuten aber trotzdem auch ein guter Punkt um gemeinsam beisammen zu sein.
Denn sowas konnten wir uns eigentlich nicht erlauben, vor allem Jake und Aiden mussten immer mehr Büro Kram und so erledigen.
Von dem hatte ich keine Ahnung und ich war auch sehe froh darüber.
Erst um Ein Uhr waren wir wieder in die U-Bahn aufgebrochen, um die, mit denen wir weiter übten, auf Vordermann zu bringen.
Morgen würde der letzte Tag sein, bevor wir aufbrechen würden, all zu viele Infos hatten wir ja nicht bekommen.
Aber was wir wussten, war dass wir auf jeden Fall mehr als bloss einen Plan A brauchten.
Die Ideen wollten wir heute Abend bereden, und uns eine Pizza holen.
Vielleicht stellte sich jeder bei einem Plan vor, wie bemuskelte Riesen in einem düsteren Raum, gefüllt mit Rauch sassen und Knarren auf den Tisch knallten, um ihren Worten Ausdruck zu verleihen.
Aber so war es nicht.
In echt war sowieso immer alles als beschrieben in Büchern und Filmen.
Es war nicht eine Qual den Abzug zu drücken, erst danach verfolgte es einem.
Es war auch nicht nötig sich so auf zu führen, einen Plan zu erarbeiten erforderte bloss Strategie.
Und die Jungs hatten davon reichlich.
Und ausserdem musste es nicht immer mit Aktenkoffern im Gepäck beschlossen werden. Nicht wenn der Plan trotzdem wirkte und ihn alle Teilnehmer erfuhren. Und dank Jill taten sie es.
Ich selbst würde nur einen Kleinen Teil beitragen, in solchen Kampfaufstellungen und Positionen der Verstärkung würde ich kläglich verlieren.
Doch die Jungs spielten ein Schachspiel, sie planten alle Züge im Voraus und versuchten alle Wege heraus zu finden, wie es schief gehen oder klappen konnte.
Ich war dafür da, die Manipulation zu erbringen.
Ich war gut darin, Leute auf die Spur zu rücken die ich wollte.
Ich hatte es mir in meinem alten Leben angeeignet, denn anders wäre ich nicht durch die sieben Jahre Heim gekommen.
Nicht dass es ein Horror Ort gewesen wäre, aber ich hatte es mir einfach selbst schwer gemacht, und so gelernt dass ich auch andere Dinge anwenden konnte um ans Ziel zu kommen.
Es erforderte Geduld, alles heraus zu finden, jede Schwäche und jede Angewohnheit.
Man verwendete sie so, dass der Andere nicht merkte, was man eigentlich wollte, aber indem man jeden Schritt plante, brachte man ihn von alleine auf diesen Gedanken.
Es war nicht immer richtig, aber wir Menschen waren so vorhersehbar.
Jeder von uns hatte einen Druckpunkt, man musste ihn bloss finden.
Manche waren gut darin ihn zu verstecken, für uns war es sogar Lebenswichtig, unseren Feinden keine Schwäche zu zeigen.
Diese Gedanken verfolgten mich, als wir uns genau wie Gestern, verschwitzt durch die Massen der Leute ziehen liessen.
Ich hatte die Anderen etwas aus dem Blick verloren.
Verteilt waren wir durch den Strom der Leute gewatet, bedacht uns im richtigen Winkel zu halten.
Ich suchte die bunten Kleider, die Gesichter nach etwas Bekanntem ab, und entdeckte nach einer weile Kenan, der einen Kopf grösser als die Meisten hier war.
Ich begann mir einen Weg durch die Leute zu bahnen, doch jeder war so darauf besessen so schnell wie möglich nach dem Arbeitstag nach Hause zu kommen, dass ich immer weiter an die Häusermauern gedrängt wurde.
Allein gegen den Strom an zu kämpfen war wohl doch nicht so leicht.
Ich stützte mich kurz an der kalten Hausmauer eines hohen Gebäudes ab, um wieder zu den Übrigen auf zu holen, als sich eine Hand von hinten um meinen Mund schloss und mich nach hinten riss.
Der Atem wurde mir nicht vollständig abgeklemmt, aber mein Körper war einen kurzen Moment so damit beschäftigt, sich mit Luft zu besorgen, dass ich den einzigen Moment nicht ausnutzen konnte, um die Oberhand über das unbekannte Geschehen zu bekommen.
Ich war in einer Seitengasse, viel konnte ich neben den Kartons und Mülltonnen jedoch nicht ausmachen, ich wurde viel zu schnell herum gewirbelt.
Kurz darauf drückte mein Rücken an de Kalte Mauer, sofort kroch mir die Kälte in die Glieder und vermischte sich mit der kurzen Panik, bevor ich wieder die Oberhand über meine Gefühle hatte.
Meine beiden Arme wurden von je zwei kräftigen Händen an die Wand gedrückt und meine Beine wurden mit kräftigen Schenkeln blockiert.
Ich war nicht in der Lage mich zu bewegen, geschweige denn an meine Waffen zu kommen.
Ich hätte schreien können, doch auch ich war nicht scharf auf eine Öffentliche Sache, die im Untergrund für negatives Aufsehen gesorgt hätte.
Und wieder einmal zeigte es mir, wie viel man immer in kauf nahm, um seine Stellung zu behalten.
Ich könnte vielleicht gerade daran sein zu sterben, aber das erste was mir ein fiel, war dass ich die Gang nicht ruinieren konnte.
Ich bemerkte die blauen Westen, die beiden Männer die mich fest hielten sahen teilnahmslos an die Wand, jedoch lockerten sie ihren, beinahe schmerzvollen, Griff keineswegs.
Hass machte sich in mir breit, es war ein Gefühl dass ich seit je her mit den Gesetzeshütern in Verbindung brachte, und oft genug hatten sie mir auch Gründe dafür geliefert.
Es waren nicht alle Polizisten so, meistens waren es auch die Politiker die die Fäden zogen, doch jeder Mensch war froh, wenn er jemandem die Schuld geben konnte.
Erst Recht wenn dieser Jemand wirklich daran beteiligt war.
Mein Blick richtete sich nach vorne, ich nahm mir vor meine übliche Masche auf zu nehmen, wenn es kein Entkommen gab.
Ich fuhr alle Sicherheit Mechanismen hoch und konnte beinahe spüren, wie sich die angenehme Kälte in mir breit machte, die Angst verschwand und ich jede kleine Schwachstelle in meinem Panzer ausbesserte.
Dann hob ich den Blick, kälter hätte er nicht sein können, als ich ihn sah.
Dylan stand mir gegenüber, auf die Krücke gestützt und die beiden Officer die für ihn das Anstrengende erledigten, die Gasse bot bloss wenig Platz, also war er nicht weiter als zwei Meter weg von mir.
Er hatte sich schwer auf seine Krücke gestützt, vor allem seine linke Körperhälfte schien mir kraftloser zu sein.
Doch in seinen Augen konnte ich zwischen dem gebrochenen Jungen noch einen Polizisten sehen, der nicht bereit war auf zu geben.
Unter anderen Umständen hätte ich ihn dafür bewundert, aber nun wusste ich was er vor hatte, und es war so typisch für ihn.
Er schaffte es immer, immer wieder etwas zu zerstören, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte.
Das musste wohl auch der Grund gewesen sein, weshalb General Garrison, der Mörder meines Vaters, so wild darauf gewesen war, Dylan als Undercover Agent ein zu schleusen.
Die beiden waren sich so ähnlich.
Seine Augen schienen etwas müde, aber er richtete sich dennoch etwas gerader auf.
"Was soll das Dylan?"
Ich war ihm schon wieder so nahe, dass ich ihn hätte töten können, doch er war ausser meiner Reichweite.
Das stachelte meine Wut an und ich musste mich beherrschen, einen klaren Kopf zu behalten.
"Jessica, ich weiss du wärst niemals alleine mit gekommen, also entschuldige die Umstände, so erschien es mir am leichtesten."
Sofort schoss ich zurück.
"Natürlich ist es leicht, du hast ja nicht einmal einen Finger gerührt.
Oder warte, kannst du das überhaupt noch?"
Ein abfälliges Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit und ich lehnte den Kopf an die Mauer.
Dylan presste die Lippen zusammen, ich wusste dass es seine Schwach stelle war.
Es war eiskalt von mir, denn solche Dinge durfte man eigentlich nicht ausnutzen, doch bei ihm schämte ich mich kein bisschen.
Womöglich war es die kalte, überlebensfähige Jess in mir, aber auch die restlichen Teile waren damit völlig einverstanden.
"Du hasst mich immer noch oder?
Schade eigentlich, nach allem was zwischen uns hätte sein können."
Er kam näher und ich ballte die Hände zu Fäusten, wurde jedoch ungerührt fest gehalten, meine Arme hätten sich ausgerenkt, hätte ich Dylan zu erreichen versucht.
"Aber nun muss es wohl so sein.
Feinde die zusammen arbeiten.
Lustige Ironie oder?"
"Was willst du Dylan?
Wenn du reden willst such dir einen Therapeuten."
Er schnaubte, dass er verletzt war war nicht zu übersehen, doch was kümmerte es mich, nach dem was er alles angerichtet hatte.
Verzeihen wäre an dieser Stelle vielleicht ein grosser Schritt, doch das kam für mich nicht infrage.
"Du willst zum Punkt kommen oder?"
"Am liebsten würde ich etwas vor spulen, zu dem Moment wo ich dich töte."
Meine Stimme klang ruhig, doch er sah das Versprechen darin.
Es war dasselbe, welches ich Garrison gegeben hatte.
Und ich hielt meine Versprechen.
Er ging nicht darauf ein, doch seine kontrollierte Körperhaltung verriet mir, dass er sich alte Tricks der Agenten Schule in den Kopf rief.
"Ich wollte nur sicher gehen dass du etwas weisst.
Und verstanden hast.
Ihr solltet nicht versuchen die Regierung zu hintergehen.
Das würde schlimm für euch enden."
Er nickte.
Ich belächelte ihn, es war mir das angemessenste.
"Ich denke du willst bloss deinen eigenen, kümmerlichen Arsch retten Dylan.
Das kannst du ja am besten."
Ich hob den Kopf, aus meiner Position hatte ich das Gefühl auf ihn herab zu sehen.
Auf das seelische Frack vor mir, welches sich so sehr an seinem letzte. Anker fest klammerte.
Und wir mussten mit spielen, wenn es klappen sollte.
"Merk es dir einfach, sonst landet ihr alle ganz schnell in einer Zelle."
Er klang drohend.
Doch ich war mittlerweile lange genug im Geschäft, um zu wissen wie es ablief.
"Sicher?
Wir herrschen über den Untergrund Dylan.
Ihr wisst dass ihr euch nicht einfach öffentlich mit uns anlegen könnt, wir würden euch besiegen.
Und was du ganz sicher nicht tun wirst, ist die Freundin des Anführers zu verletzten."
Herausfordernd lächelte ich ihn an, als ich sah dass seine Hand zu seiner Dienstwaffe glitt.
Er wusste das ich recht hatte, einen öffentlichen Kampf konnten sie nicht wagen.
"Du wirst bekommen was du verdienst."
Knurrte er und sein Kiefer mahlte.
"Du zuerst."
Ich erdolchte ihn mit Blicken, ich wünschte so sehr ihm all das Leid zu zu fügen, welches er in die Wege geleitet hatte.
"Wir wissen auch was die Regierung für ein Spiel spielt.
Eine Mafia greift man nicht von vorne an, doch ihr Schisser stellt uns Fallen.
Eine leicht durchschaubare Falle, aber dennoch tappen wir hinein."
Er antwortete nicht, er betrachtete mich bloss, am liebsten hätte ich den Männern die an mir klebten jeden Knochen gebrochen.
"Aber sie haben es schon einmal versucht.
Und soweit ich weiss ist einer ihrer besten Spione fünfzig Meter durch die Luft geflogen."
Das Ende des Satzes zog ich in die Länge, meine Lippen formten jedes einzelne Wort besonders deutlich.
"Es reicht."
Dylan hob die Waffe schnell, ich konnte in den dunkeln Lauf sehen.
Doch Angst hatte ich keine.
Das liess meine Überlebenstechnik nicht zu.
In dem Moment tauchte hinter dem gebeugten Agenten ein Schatten auf, blitzschnell hielt jemand ihm eine Pistole an den Kopf, das entsichern der Waffe war zu hören.
"Das würde ich sein lassen Dylan."
Jake.
Beinahe erleichtert atmete ich ein.
Jake war vollkommen ernst, während Dylan die Waffe steif auf mich gerichtet hielt.
Kurz darauf traten links und rechts von uns die Anderen aus der Menschenmenge hinaus, für die wir schon längst im Schatten verschwanden.
Sofort zückten die Männer mit einer Hand ihre Waffen und richteten sie auf die Mitglieder der Black Angels.
Auch diese zogen die Tötungsmaschinen, Waffe gegen Waffe.
Niemand bewegte sich, jeder hielt die Waffen entsichert in die Richtung des Anderen.
Ein kurzer Moment der Ruhe und der Gefahr zwischen all den geschäftlichen Menschen die nichts davon mitbekamen.
Die Blicke waren konzentriert, angespannt, nur jemand musste ab drücken, um die anderen dazu zu bewegen, es ihm gleich zu tun.
Ich stand noch immer da, der Griff war lockerer geworden, doch mit einer falschen Bewegung konnte durchaus ein Zeigefinger ausrutschen, und auf eine Kugel in meinem Kopf konnte ich wirklich verzichten.
"Das ist unser Gebiet Dylan.
Unsere Leute.
Denkst du wirklich du hast hier eine Chance?
Das ist New York, du bist im Untergrund.
Und wir in der Überzahl."
Aiden trat lässig einen Schritt vor, seine Art liess es zu, dass darauf hin kein Schuss aus einem der Läufe ertönte. Aber ich konnte in seinen Augen sehen wie angespannt er war. Wenn es um mich ging war er immer so, ab und zu nervte ich mich darüber dass ich seine kleine Schwachstelle bildete.
Dylan wusste das es stimmte.
Wir waren gewachsen, und nicht nur Leute aus New York zählten zu uns.
"Und ausserdem, sag deinen Hunden sie sollen meine Freundin noch einmal anfassen, dann werde ich ihnen die Bäuche auf schlitzen."
Ganz neben bei liess Aiden ein Messer geschickt zwischen seinen Fingern herum gleiten.
Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich sah wie seine grünen Augen sich verdunkelten, als er sah wie nahe mir die Bullen waren.
Sie spürten wohl, dass es ihm mehr als Ernst war und sahen unschlüssig zu Dylan.
"Wie es wohl wäre wenn sie mir gehören würde."
Dylan sah zu Aiden, es war seine Art einer Provokation, er hatte schon immer Dinge gesagt und getan, die Aiden zur Weissglut brachten. Auch wenn er mich nicht einmal mehr mochte, konnte er doch Aiden damit richtig wütend machen.
"Das wird niemals passieren, und jetzt pfeif sie zurück, oder ich verspreche die du wirst ein neues Level an Schmerzen kennen lernen."
Aiden stand gefährlich nahe an Dylan, dieser sah noch immer bloss mich an, während Aiden auf ihn hinab sah.
Dann spannte er seine rechte Körperhälfte an und liess knurren de Waffe sinken.
"Gehen wir."
Die Cops liessen mich los, kaum war ihr Gewicht weg, hätte ich sie am liebsten erstochen.
Doch ich sah ihnen nach, wie sie ans andere Ende der Gasse eilten.
Ich stand noch immer an die Wand gedrückt da, in derselben Position wie vorher.
Ein Zweifel machte sich in mir breit, Dylan hatte das beabsichtigt, aber es war wirklich etwas dran.
Was wenn wir es doch unterschätzten und mehr Wahres daran war als wir wahr haben wollten?
Wir liessen uns auf etwas grosses ein.

Street: Fight or Die *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt