∞ 10 Das orange Autodach

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"Lass die Finger von ihr, Kapiert?"
Sein Schatten bedeckte Alex, der halb erschrocken halb wütend noch immer auf dem Sand lag und sich langsam aufrappelte, während die weissen Körner von ihm herab rieselten.
Geschockt sah ich von Aiden zu Jake.
Dieser hatte sich merklich angespannt, aber etwas in seinem Blick sagte mir, dass es sein Interesse geweckt hatte, was mir eigentlich so ziemlich egal war, weil er gefälligst etwas unternehmen sollte.
Ansonsten durfte mich Aiden nicht einmal ansehen ohne dass er auf ihn los ging, aber jetzt stand er bloss neben dem Fussball und Lucas da, während er uns genau beobachtete, ohne etwas zu unternehmen? Was stimmte denn bitte nicht mit ihm.
Da von ihm anscheinend keine Hilfe zu erwarten war, musste ich das wohl selbst in die Hand nehmen.
Bloss war ich genauso verwirrt ab Aidens Reaktion wie Leonie, die sich schweigend und mit grossen Augen aufgerichtet hatte. Als könnte sie ihren Augen nicht trauen.
"Aiden, was soll diese Scheisse?"
Fuhr ich ihn an und eilte auf ihn zu.
„Er hat doch gar nichts...! Warum tust du das?"
Wütend blitzte ihn an.
Wenn er mir schon immer so gerne zeigte wie überaus gerne er es gehabt hätte, dass ich nicht existierte, dann sollte er jetzt auch nicht ohne Grund auf einen Jungen los gehen. Der ihn zudem nichts anging.
"Ich will...du sollst dich nicht mit Typen vergnügen, während meine Schwester bei dir ist, kapiert?"
Er sah mich nicht an und fixierte noch immer Alex, der sich mittlerweile das Blut von der Lippe wischte.
Mein Mund klappte auf.
Was das gerade sein Verdammter Ernst?
Das war ja wohl die schlechteste Ausrede die er hätte bringen können, doch er schien gar nicht in der Stimmung dazu zu sein,noch weiter zu reden, worin wir ausnahmsweise genau einer Meinung waren.
Mit einem letzten Blick auf Alex stapfte er weg und ich bombardierte seinen Rücken mit meinen tödlichsten Blicken, bevor ich Alex hoch half.
Leonie hatte sich grinsend eine Hand vor den Mund gelegt. Keine Ahnung wieso. War aber jetzt auch egal.
"Es tut mir so, so leid. Er ist so ein Idiot, ich weiss nicht was er sich gedacht hat..."
Versuchte ich es, doch er wischte sich bloss über sein Hemd, während er mich schief angrinste, seine Augen blitzten jedoch verunsichert.
"Dein Freund mag wohl keine Konkurrenz."
Meinte er und liess sich von mir aufhelfen.
Er klopfte sich den Sand von der Hose und ich wurde rot.
"Nein, nein er ist nicht mein Freund."
Stiess ich schnell hervor.
„Was ist er dann?"
Alex legte den Kopf schief und blickte mich neugierig an.
„Niemand...also...es ist kompliziert."
Ich schüttelte den Kopf ab meiner Unfähigkeit und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Nicht die beste Wortwahl. Aber er schien nicht einmal richtig zuzuhören, denn sein Blick folgte Aiden, der noch immer unbeirrt durch den Sand zu seinen Freunden zurück lief.
"Nun dann ist ja gut. Das heisst ich habe noch Chancen!"
Ich öffnete den Mund um was zu sagen, aber er kam mir zuvor.
„Man sieht sich."
Meinte er bloss und mit einem kühlen Zwinkern lief er in die entgegen gesetzte Richtung, die Aiden vorher eingeschlagen hatte.
Den Blick den er ihm zuwarf blieb mir aber im Gedächtnis hängen. Solche Blicke kannte ich von mir selbst. Das war nicht vergessen.
„Den hat Aiden wohl im Stolz verletzt, was?"
Grinste Leonie unbekümmert und ich nickte nur.
„Männer."
„Es gab aber keinen Grund für ihn, das zu tun."
Meinte ich und sie seufzte.
„Doch den gab es."
Auf meinen Fragenden Blick hin erwiderte sie jedoch nichts mehr.
Ich setzte mich wieder hin und massierte etwas überfordert meine Schläfen.
Was zum Teufel war das gerade eben denn gewesen?
Dieser Alex schien ziemlich angepisst gewesen zu sein. Er war mir gar nicht geheuer, aber vielleicht würde ich ihn in den nächsten Beiden Tagen gar nicht mehr sehen. Und dann hätte sich das ohnehin erledigt.
Ich seufzte und bedeckte die Augen mit meinem Arm.
Ich konnte nicht einmal einen, nur einen Vormittag meine Ruhe haben. War das zu viel verlangt?
Anscheinend schon.
Ich beschloss, wenigstens den Rest meiner heutigen Abends noch zu geniessen und das tat ich dann auch.

Leonie und ich schlürften Smoothies, spielten etwas Wasserball im Meer und sammelten einige Muscheln.
Das Abendessen nahmen wir in unserer Hütte ein, woraus nach kurzer Zeit allerdings eine gewaltige Kissenschlacht entstand und wir mit den Haufen, in denen sie vorhanden waren, uns gegenseitig ab den Betten schmissen.
Bis wir dann wieder alles aufgeräumt, und die kleinen weissen Federchen weg geputzt hatten, war es bereits tiefe Nacht und wir beschlossen, doch noch schlafen zu gehen.
Mit einem Blick auf das weite Meer und dem Rauschen der Wellen in meinen Ohren, schlief ich ungewohnt schnell ein, schneller als in der Regel.

Street: Fight or Die *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt