∞ 32 Rise to Hell

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Es geschah nichts. Als ich angestrengt lauschte, hörte ich bloss das Zirpen der Grillen im kurzen Gras, das zwischen dem Kiesboden hervor spross.
Dylan hatte Verstärkung gerufen, doch es regte sich nichts. Hoffnung flammte in mir auf. Vielleicht hatten wir eine Chance, in der nicht alles so verlief wie von Dylan geplant.
Leon sah sich kurz schnaubend um und stapfte dann kurzerhand los und auf Dylan zu.
"Sag mal willst du mich verarschen?"
Mit voller Wucht schlug er Dylan ins Gesicht, dieser taumelte zurück und prallte mit dem Rücken an die Rückwand eines Standes, sodass es aus dem Innern blechern schepperte.
Er krümmte sich und jetzt war es bestimmt nicht bloss sein Arm, der ihm weh tat.
Und das würde gewiss nicht so bleiben.
Ich trat vor und eilte über das Kies. Es knirschte bei jedem Schritt. Dann zog ich Leon bestimmt zur Seite, der sich seine roten Handknöchel rieb und Dylan verächtlich vor die Füsse spuckte.
Er liess es geschehen und stellte sich irgendwo links von mir hin, sodass ich ihn aus dem Blickfeld verlor.
Doch das interessierte mich auch nicht.
"Du hast dir unser Vertrauen erschlichen und du hast meinen Freund umgebracht. Du hast meine Familie bedroht und die ganze Gang in Gefahr gebracht. Die da, wollen dich alle töten."
Ich wies auf die Jungs, deren Gesichter dunkel vor Wut waren.
Aber ich wollte es noch immer nicht. Ich wollte, dass er bezahlte für das, was er getan hatte. Aber ich wollte nicht, dass er starb.
„Ich lasse nicht zu, dass sie dich töten, wenn du dafür büsst, was du getan hast und wenn du ab jetzt uns hilfst." Ich suchte seinen Blick. „Wenn du ab jetzt die Bullen für uns ausspionierst."
Meine Stimme klang erstaunlich ruhig, was mich selbst überraschte, denn eigentlich hätte sie vor Wut zittern müssen. Und überhaupt hätte ich ihm keinen Ausweg bieten sollen. Das hatte er nicht verdient. Und dennoch waren die Worte über meine Lippen gekommen.
Ich hatte schlimme Dinge getan. Menschen verletzz
Und sogar getötet. Aber das war in Situationen passiert, in denen ich keine Wahl hatte. In denen es die Zeit gewesen war, die mir die Wahl abgenommen hatte. Sie hatte mich reagieren lassen. Instinktiv. Schiess, bevor du erschossen wirst.
Aber das hier war anders. Hier musste ich Dylan nicht töten.
Ich hatte Zeit. Zeit ihm dieses Angebot zu unterbreiten. Nur Dylan hatte keine Zeit. Er musste sich entscheiden und zwar schnell.
Ich hatte gehofft, das er auf irgend eine Art reagieren würde. Das er mir zu verstehen gab, das er mein Angebot annahm. Dass er die letzte Chance nutzte, doch er sah mich bloss aus flackernden Augen an.
Seine Nase blutete leicht, und vereinzelte Tropfen krochen ihm übers Kinn und den Hals hinunter und färbten den Saum seines olivfarbenen Oberteils rot.
Er richtete sich so auf, dass ich zu ihm hoch sehen musste, und wischte sich mit einer ruckartigen Bewegung seines Ärmels über die Lippen.
Dann lachte er. Er lachte wirklich.
Es war ein Lachen, das mir durch Mark und Bein ging. Das mir zeigte, das er keineswegs daran dachte aufzugeben.
"Du.. Du bietest mir etwas an? Mir? Ich mag dich Jessy, was der Grund sein wird, dass du am Ende dieser Nacht nicht tot in diesem Park liegen wirst, aber du bist wirklich nicht in der Position etwas anzubieten."
Er schnaufte und lachte erneut heiser, während er den Kopf schüttelte.
Ich verstand nicht und trat einen Schritt zurück.
"Was...Was meinst du damit?"
Die anderen waren sogleich näher getreten, und ich reihte mich ein.
In der Gruppe fühlte ich mich gleich stärker und meine Verwirrung löste sich Stückweise auf.
Wir waren Wölfe. Wir blieben im Rudel, denn so waren wir stark. Wir deckten den anderen bei seinem tödlichen Sprung und verteidigten jeden bis aufs Blut.
Wir umkreisten ihn. Den Bären, der sich hinterlistig in das Lager geschlichen hatten, und allein seine Grösse liess uns noch zögern. Seine Grösse, die in diesem Fall die Polizei war, unter deren Schutz er stand.
Dylan trat einen Schritt vor. Sogleich wurden ein halbes dutzend Pistolen auf ihn gerichtet. Ich griff ebenfalls zu meiner. Der Griff fühlte sich kalt und bedrohlich an. Als würde er mich warnen.
Dann zog ich sie hervor und zielte auf Dylan.
Er musste stehen bleiben, wenn er nicht augenblicklich ins Gras beissen wollte. Und das tat er auch. Trotzdem redete er weiter.
"Ach, wie ich den Abend der Party in eurem Haus genossen hatte. Vor allem der Tanz mit dir. Du warst viel zu beschäftigt damit, Aiden eifersüchtig zu machen, als das du bemerkt hättest, dass ich eine Wanze in deinem Telefon versteckt habe."
Ich verengte die Augen zu schlitzen und Lucas knurrte wütend.
"Wie kannst du es wagen..." Setzt er an, doch wurde von Dylan unterbrochen, der einfach weiter Sprach.
"Und du weisst doch was das bedeutet nicht wahr? Du bist nicht auf den Kopf gefallen."
Sein Blick haftete an mir und seine Augen zeigten wieder etwas.
Sie zeigten das Gefühl, wenn man seinen Gegner auf Schach Matt setzte, wenn man wusste das er geschlagen war.
Und das machte mir Angst.
Dann machte es klick und meine Augen weiteten sich.
Ich schnappte nach Luft und krächzted
"Er hat alles gehört, von Anfang an. Er hat alles mit bekommen, was wir tun wollten, bevor es irgendwer sonst wissen konnte."
Dylan schnippte mit den Fingern.
„Exakt. Und alles was noch gefehlt hat, war der perfekte Zeitpunkt, an dem ich euch alle gleichzeitig erwischen konnte."
Er liess seinen Blick über die Gruppe schweifen.
„Leider kamen mir die Survivor im Stadion zuvor, doch glücklicherweise habe ich jetzt ja noch eine zweite Chance."
Er rieb sich die Hände und sah unheimlich geschäftig aus.
Es stimmte. Wir alle aus dem inneren Kreis der Gang waren hier. Unvorsichtig und von unserer Wut gelenkt hatten wir einen Anfängerfehler begangen. Den wir nicht hätten machen sollen, selbst als junge Gang nicht. Wir dachten, dass wir alleine mit Dylan fertig wurden. Doch da hatten wir uns geirrt. Denn Dylan hatte diesen Fehler nicht gemacht.
„Gut. Jetzt habe ich euch lange genug hingehalten."
Er grinste verhalten. „Jetzt kommt die Verstärkung."
Er spuckte etwas Blut aus und winkte dann mit der Hand, die er hoch über seinen Kopf hielt.

Street: Fight or Die *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt