-Chap 04-

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte bemerkte ich, dass Loki bereits hier gewesen war. Auf dem Nachttisch stand mein Frühstück und daneben ein Stapel Bücher. Verwundert nahm ich das Tablett und erkannte einen kleinen Zettel, der unter den Tellerrand geklemmt war. Ich entfaltete ihn und begann zu lesen.

Liebe Jenny,
ich habe mir erlaubt, dir einige Bücher mitzubringen, die dich vielleicht interessieren. Zudem wollte ich dir mitteilen, dass das Badezimmer zu deiner Verfügung steht.
Leider verhindern mich wichtige Pflichten, dir diesen Vormittag Gesellschaft zu leisten. Ich hoffe, dass du dich in der Zwischenzeit nicht allzu sehr langweilst.
Loki

Eine schöne Schrift hatte er schon, das musste ich zugeben. Nach einigem Hin- und Herüberlegen hatte ich mich dazu entschieden, das Bad zu benutzen. Wenn ich mich darauf verlassen konnte, das Loki am Vormittag nicht mehr kommen würde, hätte ich genug Zeig dafür.
Also stand ich auf und ging zur Tür, die ins Badezimmer führte.
Als ich sie öffnete, stockte mir fast der Atem. Es war luxuriös und edel ausgestattet. Es gab eine Wanne, dreimal so groß wie bei mir Zuhause. Am Beckenrand lagen zusammengelegte Hand- und Badetücher. Alles in allem sah es so verlockend aus, dass ich nicht widerstehen konnte und Wasser in das Becken einließ.

Als die Wanne voll war, schloss ich die Tür vorsorglich ab und zog mich aus. Mit einem entspannten Seufzen ließ ich mich in das warme Wasser sinken. Es war unglaublich angenehm.
Lange Zeit blieb ich liegen, bis meine Haut schrumpelig war, dann begann ich meine Haare zu waschen. Anschließend wickelte ich mit ein Badetuch um und trat vor den Spiegel. Während ich meine Haare trocknete fiel mir ein, dass ich nichts zum umziehen hatte.
Ich sperrte die Tür auf und lugte vorsichtig durch den kleinen Spalt. Er war nicht da. Ich trat heraus und bemerkte, dass jemand drei Kleider auf mein Bett gelegt hatte. Erneut fand ich einen Zettel.

Falls du was zum umziehen brauchst.

Die Kleider waren alle sehr hübsch, aber zu protzig für meinen Geschmack. Am Ende entschied ich mich für das schlichteste Kleid der drei. Es hatte eine braun und beige Farbe und gefiel mir am besten.
Ich nahm es mit ins Badezimmer und zog mich um. Dann fing ich an, meine Haare zu machen. Zufrieden betrachtete ich mein Spiegelbild. Dann verließ ich das Badezimmer und machte mich über den Bücherstapel her. Mit der Zeit war ich immer neugieriger geworden. Eines handelte über Märchen aller Welt. Das Zweite enthielt Sagen der griechischen Mythologie. Es gab Fantasy-Bücher, Romane und historische Geschichten.
Ich war wirklich überrascht. Nicht negativ aber auch nicht wirklich positiv. Natürlich fühlte ich mich unwohl. Woher kannte er meinen Büchergeschmack so gut? Schließlich gab ich der Schwäche nach und schnappte mir eines der Bücher. Dann nahm ich mir meine Bettdecke und Polster und machte es mir auf der Fensterbank bequem. Von dem Fenster aus konnte ich in einen kleinen Hof sehen. Nach den rosa Blüten und dem sanften, warmen Wind nach zu urteilen, musste es gerade Frühling sein. Irgendwie entspannte mich der Anblick und ich begann zu lesen.

Lesen half mir immer, mal abzuschalten. Ich tauchte in eine andere Welt ein. Eine Welt, in der ich meine Sorgen, Ängste und Gedanken Beiseite schieben konnte und einfach in der Geschichte leben. Und genau das tat ich jetzt auch.
Ich laß und laß und konnte gar nicht aufhören. Ich war so in das Buch vertieft, dass ich nichts mehr mitbekam. Nicht die Blüten in meinen Haaren, nicht meine Haare in meinem Gesicht. Und auch nicht, wie die Tür geöffnet wurde.

•••Loki's POV•••
Ich fühlte mich ausgelaugt und müde. Den ganzen Tag hatte ich geschuftet und war froh, dass ich jetzt endlich fertig war. Und kaum war ich fertig hingen meine Gedanken wieder an ihr. Kaum dass ich ihr Zimmer erreicht hatte, überkam mich Vorfreude.
Als ich eintrat, suchten meine Augen das Zimmer nach ihr ab. Und ich fand sie auf dem Fensterbrett sitzend und ein Buch lesend. Rosa Blüten hatten sich in ihrem langen Haar verfangen. Der Anblick ließ mein Herz höher schlagen und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Ich ging auf sie zu und setzte mich zu ihr.

•••Jenny's POV•••
Ich blickte auf, als sich etwas in mein Blickfeld schob. Aber ich ignorierte ihn geflissen und hielt meinen Blick starr auf die Seiten gerichtet. Doch dann fing der Kerl an zu sprechen.

„Das Kleid steht dir sehr gut.", sagte er.

Nun löste ich meinen Blick doch von den Seiten und hob ihn langsam. Schließlich funkelte ich ihn erneut an. Er erwiderte den Blick ruhig und gefasst. Dann hob er die Hand, um einige der Blüten aus meinen Haaren zu pflücken. Sofort schlug ich seinen Arm zur Seite und er ließ ihn daraufhin sinken. Erneut fixierten meine Augen das Buch, als er plötzlich begann meinen Handrücken zu streicheln. Sofort zog ich sie zurück und starrte ihn genervt an. Seine Pupillen waren geweitet.

„Du siehst aus wie eine Göttin.", schwärmte er.

K!DNAPPED BY LOKIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt