-Chap 20-

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Zwei volle Tage lag ich jetzt schon hier. Eir hatte darauf bestanden, mich noch etwas länger hier zu behalten. Sie wollte sicher gehen, dass der Zauber keine Nebenwirkungen hatte.

Für mich war es ein Albtraum. Ich wollte eigentlich nicht hier feststecken.

Genervt stöhnte ich auf und warf einen Blick zum Fenster. Draußen war es stockdunkel. Es war bestimmt kurz vor Mitternacht.

Jetzt reichte es mir. Ich setzte mich auf und verließ das Bett. Leisen Schrittes schlich ich mich zur Tür und lugte hinaus. Niemand war da. Zumindest nicht direkt vor der Flügeltür.

Ich wusste, dass um die Ecken in beiden Richtungen Wachen postiert waren. Nach all den Jahren wusste ich genau, wann und wo welche Wachen ihren Dienst versahen. Es war wichtig für all die Streiche, die ich in Kindertagen gespielt hatte. Ich glaubte sogar, dass nicht mal Odin sein Schloss so gut kannte wie ich.

Ich schlich den Gang entlang und lugte um die Ecke. Wie erwartet standen dort zwei Wachen.

Ich lehnte mich wieder zurück und konzentrierte meine Kraft auf meinen Körper.

Ich spürte das vertraute, dennoch seltsame Kribbeln, dass durch meine Glieder und im gleichen Moment durch meinen ganzen Körper schoss, der langsam durchsichtig wurde.

Als die Verwandlung vollendet war, huschte ich unsichtbar an ihnen vorbei. Es war besser um sicher zu gehen, dass ich nicht erwischt wurde. Wenn ich normal an ihnen vorbeigegangen wäre, hätten sie sicher dem Allvater gepetzt.

Als ich um die nächste Ecke war, verwandelte ich mich wieder zurück und schlich durch die Gänge weiter auf mein Ziel zu.

Da war er. Der Wandteppich. Schnell wirkte ich den Zauber und huschte durch die Tür ins Innere.

••• Jenny's POV •••

Das Klicken der Tür riss mich aus meinem ohnehin schon leichten Schlaf.

Trotzdem noch etwas benommen richtete ich mich auf und blinzelte in Richtung des Neuankömmlings.

Ich wollte gerade aufstehen als seine Stimme die Stille durchbrach.

„Bitte, bleib liegen. Verzeih mir, dass ich dich geweckt habe."

„Nein, nein passt schon. Ich habe sowieso noch nicht geschlafen.", log ich und setzte mich hin.

„Wie geht es deinem Arm?"

„Schon fast wieder weg."

„E-es tut mir so-so leid. Ich wo-llte das ni-nicht.", stammelte ich und die Reue in meiner Stimme war sogar Teilweise echt.

„Jetzt blei-bleibt dort eine Narbe."

Ich senkte meinen Blick und schon wieder legte er seine Finger unter mein Kinn um mich dazu zu bringen, ihn anzusehen. Und schon wieder wurden meine Wangen warm.

„Es ist alles gut. Du brauchst keine Schuldgefühle haben, es war nur ein Unfall. Und um einem Gott eine Narbe zuzufügen braucht es mehr als eine Lichtkugel."

Er schien zu merken, dass ich noch immer nicht ganz überzeugt war. Er setzte sich neben mich auf die Matratze und streckte die Arme aus, ganz so, als wolle er mich umarmen.

„Na komm her.", meinte er.

Der rational denkende Teil in mir sträubte sich dagegen, wusste aber, dass es die Gelegenheit war, dem Plan weiter zu folgen.
Aber dem anderen Teil in mir war es irgendwie... egal. Es war für ihn auch nicht irgendwie... schlimm.

Da ich auf meinen rationalen Teil hörte (oder ich versuchte es mir zumindest einzureden), rutschte ich vor und ließ mich von ihm in die Arme schließen.

Zu meiner Überraschung war es nicht unangenehm. Er war warm und roch gut. Er roch nach Leder und auch ein bisschen nach Minze und etwas, dass ich nicht definieren konnte. Es roch einfach nach... Loki. So, als würde dieser ganz spezielle Geruch nur ihm gehören.

Ich spürte, wie ich mich etwas beruhigte und ungewollt weiter gegen ihn sank.

Werd wieder klar Mädchen! Siehst du nicht, was hier passiert?! Bleib standhaft und wehr dich gefälligst gegen ihn!

Ich drückte mich von ihm weg und strich mir einige widerspenstige Haarsträhnen hinter die Ohren. Dann stand ich auf, ging zum Fenster und lehnte mich gegen die Brüstung. Loki folgte mir.

„Dir geht es nicht gut, oder?"

Vielleicht komme ich mit ein bisschen Ehrlichkeit weiter? Oder ein bisschen verdrehter Wahrheit?

„Nein. Mir ist langweilig. Ich möchte auch mal was anderes sehen, als dieses Zimmer."

Die Macht der Worte. Durch ein kleines bisschen umstellen entstand aus einem „Ich will raus, damit ich einen Fluchtplan schmieden kann" ein simples „Ich habe mich abgefunden und möchte mein neues Zuhause erkunden".

Ich beobachtete seine Reaktion aus meinem Augenwinkel.

„Geh dich umziehen. Ich möchte dir etwas zeigen."

K!DNAPPED BY LOKIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt