Loki führte mich weiter durch den Garten bis zu einer kleinen Mauer, auf die er sich niederließ. Es war ein schattiges Plätzchen und der Duft von wilden Blumen drang an meiner Nase. Also dass das sein Lieblingsplatz war konnte ich gut nachvollziehen. Entspannt reckte ich mein Gesicht der Sonne entgegen und schloss die Augen. Ein leises Geräusch von Loki, der die Luft durch die Nase ausstieß. Ich öffnete die Augen wieder und sah zu ihm rüber.
„Was?", fragte ich.
„Du scheinst es zu genießen.", grinste er.
„Immerhin habe ich die letzte Zeit in dem Zimmer verbracht. Nicht sehr abwechslungsreich wenn du mich fragst.", meinte ich, den kleinen Vorwurf deutlich herauszuhören.
Er lachte leicht und deutete auf die Mauer neben sich. Die Mauer war kniehoch und von Hecken und kleineren Bäumen umgeben, sodass die Mauer angenehm kühl im Vergleich zur heißen Luft um mich herum war.
„Ich wollte dir das hier schon vor längerer Zeit zeigen, aber die Situation hat sich nicht früher ergeben."
„Ich verstehe, wieso es dir hier gefällt. Es ist wahrscheinlich sehr angenehm hier im Sommer."
Loki rümpfte leicht die Nase.
„Ich war nie so wirklich der Sommermensch."
„Wieso nicht?", fragte ich verwundert.
„Ist mir schon immer zu heiß gewesen. Ich habe mich nie sonderlich wohl gefühlt. Winter habe ich schon immer mehr gemocht."
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich mag Herbst und Frühling.", sagte ich schließlich.
„Herbst hat immer so schöne Farben und ist nicht so heiß wie der Sommer und Frühling ist wie ein Neubeginn, wenn nach dem Winter das Leben wieder zurückkehrt."
Er streckte mir die Hand entgegen. Zwischen seinen Fingern drehte er eine wunderschöne Blume. Auf der Erde gab es sie sicher nicht und woher er sie hatte, wusste ich auch nicht.
„Die ist wunderschön.", hauchte ich, als er sie mir ins Haar steckte.
„Genau wie du."
Wir waren uns sehr nah. Fast zu nah. Ich verlor mich regelrecht in seinen Augen und als er begann, sich langsam vorzulehnen, tat ich es ihm gleich. Meine Augen flatterten gerade zu als mir klar wurde, was gerade passierte. Schnell drehte ich den Kopf zur Seite.
„Hast du noch andere Lieblingsplätze außerhalb des Schlosses?", wechselte ich hastig das Thema.
Er hielt inne.
„Doch, habe ich.", antwortete er.
„Zeigst du mir die auch?"
Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
„Ja. Aber nicht heute."
Er sprang von der Mauer und hielt mir die Hand hin.
„Darf ich die junge Dame zu einem Spazieren entführen?"
Ich nahm seine Hand.
„Du darfst."
Er zog mich hinunter und ich hakte mich bei ihm unter. Der Kiesweg knirschte unter meinen Schuhen und meine Füße begannen langsam wehzutun.
„Können wir kurz stehen bleiben?", fragte ich schließlich.
„Alles gut?", er klang besorgt.
„Mir tun die Füße weh. Ich kann in diesen Schuhen nicht laufen."
Er hielt inne und ich wollte mich gerade ein bisschen erholen, als er mich plötzlich im Brautstil hochhob.
„Loki! Was soll das?", fragte ich etwas überrumpelt und hielt mich an ihm fest.
„Dort drüben ist eine Bank, wo du dich hinsetzen kannst, aber wenn dir die Füße so schmerzen, muss ich dich wohl auf Händen dorthin tragen.", meinte er mit einem schelmischen Grinsen.
Er ließ mich schließlich wieder runter und setzte mich auf die Bank, ehe er sich wieder neben mir niederließ. Ich bückte mich und zog mir die Schuhe aus. Das Gefühl, sie endlich los zu sein, war unglaublich erfrischend. Ich seufzte.
„Wieso sind die Schuhe so unbequem? Habt ihr keine Turnschuhe oder sowas? Wo sind eigentlich meine Schuhe?", fragte ich.
„Turnschuhe gibt es bei uns nicht und um deine andere Frage zu beantworten: sie stehen in deinem Schrank, zusammen mit deinen anderen Sachen, die du auf Midgard getragen hast.", fügte er hinzu.
„Habt ihr eigentlich nur Kleider? Hast du nicht vielleicht auch eine normale Hose für mich?"
Loki musterte mich von oben bis unten.
„Bei uns ist es nicht gerade gewöhnlich, dass Frauen Hosen tragen.", erklärte er.
Ich sah ihn mit einem Blick an, der ihn mindestens um einen Kopf schrumpfen ließ. War das sein Ernst?
„Mir ist das egal. Mir ist egal, wenn Frauen bei euch nur Kleider tragen. Dort wo ich herkomme, tragen wir auch Hosen. Weißt du, wie lange es gedauert hat, bis Frauen das durften? Ich werde nicht auf meine Freiheiten verzichten, nur weil ich jetzt an einem anderen Ort bin. Außerdem, es sieht mich sowieso niemand außer dir und du kennst mich auch mit Hose."
Er seufzte.
„Ich werde sehen, was ich tun kann."
„Dankeschön."
„Für dich alles, meine Königin."

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K!DNAPPED BY LOKI
FanfictionJennifer ( Jenny) Peizer war eine ganz normale, junge Frau. Sie lebte in New York, war gerade in eine kleine Mietwohnung gezogen und arbeitete in einem Museum. Niemals hätte sie gedacht, dass das alles abrupt ein Ende finden würde. Als sie nämlich v...