-Chap 34-

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Die nächsten Tage verbrachte ich damit, neue Zauber zu lernen. Ja, heimlich. Loki hatte gesagt, ich solle ohne ihn nicht weiter üben, da das gefährlich werden könne und er spräche aus Erfahrung. Es kribbelte allerdings so sehr in meinen Fingerspitzen, dass ich beschloss, dennoch ein bisschen zu probieren. Bei kleineren Zaubern konnte ja nicht wirklich etwas schiefgehen, oder?

Ich blätterte durch das Buch um etwas zu finden. Mein Finger fuhr über die Seite und blieb schließlich stehen. Kleines Handfeuer erschaffen, war zu lesen. Ich blätterte weiter. Kein Feuer, egal wie klein es war. Mit Feuer konnte alles gewaltig nach hinten losgehen und bevor ich hier die Vorhänge anzünden würde, wartete ich lieber, bis Loki es mir beibrachte. Erneut blieb mein Finger stehen. Jemanden die Stimme nehmen, an wem sollte och das ausprobieren? Schließlich fand ich etwas, was meine Aufmerksamkeit erregte. Schlösser öffnen. Mein Blick fiel zur Tür, die Loki gestern Abend wieder verschlossen hatte. Konnte ich es wagen, den Zauber anzuwenden? Würde er überhaupt funktionieren oder hatte Loki das Schliss selbst mit Magie belegt. Ich überlegte hin und her und kam zu dem Schluss, dass ich es versuchen würde. Mehr, als dass es nicht klappte, konnte doch nicht passieren, oder?

Ich laß mir den Zauber mehrfach durch, bis ich ihn vollkommen intus hatte und sich somit die Gefahr, dass etwas passierte, verringerte. Dann ging ich zur Tür und kniete mich vor dem Schloss hin. Ich spähte durch das Schlüsselloch und erkannte den reich verzierten Wandteppichen an der gegenüberliegenden Seite. Gut, der Schlüssel steckte nicht mehr. Ein letztes Mal laß ich die Seite durch, dann legte ich das Buch neben mich und schloss konzentriert die Augen. Wieder sah ich das mir mittlerweile bekannte gelbe Licht. Ich kniff die Augenbrauen zusammen und hörte schließlich ein ganz leises Klick.

Ungläubig ließ ich die Augen noch kurz zu, ehe ich sie öffnete und aufstand. Vorsichtig streckte ich meine Hand nach der Türklinke aus und drückte sie vorsichtig hinunter. Die hölzerne Tür öffnete sich einen Spaltbreit. Ich konnte es kaum glauben und ein freudiges Quietschen entwich mir.

Vorsichtig lugte ich auf den Gang. Er war menschenleer, so wie üblich. Vorsichtig huschte ich hinaus und lehnte die Tür an. Wenn sie zufallen und im Wandteppich verschwinden würde, würde ich große Probleme bekommen.

Ich schlich den Gang entlang und überlegte. Wo konnte ich hin? Ich kannte keinen Weg nach draußen und außerdem wären zu viele Leute auf den normalen Wegen, als dass ich mich unbemerkt vorbeischleichen hätte können. Vermutete ich zumindest. Den einzigen Weg, den ich kannte, war der in die Bibliothek und da wusste ich nicht, ob jemand bereits dort war.

Je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass das hier eine ganz blöde Idee gewesen war. Was, wenn mich jemand, oder noch schlimmer Loki, hier draußen sehen würde? Was würde dann passieren? Ich hatte es endlich geschafft, ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen uns aufzubauen.

Renn! Renn, jetzt hast du die Möglichkeit dazu, schrie mein Kopf mir zu.

Nein, antwortete ich trotzig.

Ich kann nicht. Nicht jetzt. Ich kann ihm helfen.

Hast du Wahrnehmungsstörungen?! Keiner kann ihm helfen, rette deine eigene Haut, bevor es zu spät ist. So eine Chance wirst du wahrscheinlich nie wieder bekommen!

Aber... wenn mich jemand sieht...

Dann wirst du nach Hause geschickt. Genau das, was du wolltest.

Er wird in Schwierigkeiten geraten, meinetwegen.

Das kann uns doch egal sein. Er hat sich in Schwierigkeiten gebracht, als er dich hierher gebracht hat. Mit sowas hätte er rechnen müssen.

Mit einem Ruck drehte ich mich um und stampfte los.

Wohin gehst du jetzt?

Zurück, nach was siehts denn bitte aus?!

Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Was glaubst du, was du machst?!

Das Richtige.

Mit diesen Worten blendete ich die Stimme aus. Sowas konnte ich momentan nicht gebrauchen. Über sowas wollte ich mir momentan den Kopf nicht zerbrechen. Egal, was andere jetzt vielleicht über mich denken würden, aber ich glaubte fest, dass ich ihm helfen konnte.

Ich bog gerade um die Ecke, als mir das Blut regelrecht in den Adern gefror. Hinter mir hörte ich Schritte. Schwere Schritte, die ganz sicher nicht zu Loki gehörten. Und sie waren nah. Zu nah.

Verdammt! Was sollte ich jetzt machen? Vor mir erkannte ich die halboffen stehende Tür. Ich musste es riskieren. Ich atmete einmal tief durch und sprintete los. Meine Haare peitschten gegen den Nacken, als ich durch die Tür hechtete und sie schnell, aber trotzdem so leise wie möglich schloss. Ich hielt die Luft an und hoffte, dass mich niemand gesehen hatte.

•••Thor's POV•••
Loki verhielt sich in letzter Zeit sehr seltsam. Und mit sehr seltsam meine ich, seltsamer als sonst. Nie hatte er Zeit für etwas, verschwand immer so schnell er konnte und redete auch nicht darüber. Ich wollte nun unbedingt wissen, was mit ihm los war. Und wenn er es mir nicht sagen wollte, dann würde ich es auf eine andere Weise herausfinden.

Mittlerweile wusste ich, dass er fast jedes Mal in eben jenen Teil des Schlosses verschwand, durch den ich jetzt gerade ging. Ich musste allerdings aufpassen, damit Loki nicht bemerkte, dass ich ihm auf der Spur war. Ich ging gerade durch den Gang entlang, als ich plötzlich Schritte hörte. Leichte Schritte, die ganz sicher nicht zu Loki gehörten. Sie kamen aus dem Gang zu meiner Rechten und waren schnell, als ob derjenige weglaufen würde. Ich wurde auch schneller und bog um die Ecke, wo ich allerdings keine Seele sehen konnte. Bis auf einen Wandteppich, der leicht hin und her wippte, war nichts mehr zu sehen. Das konnte doch nicht sein. Ich war mir sehr sicher, dass ich jemanden gehört hatte. Eingebildet hatte ich mir das Geräusch bestimmt nicht. Was war hier los?

„Was hast du vor, Bruder?"

Ich ging den Korridor weiter entlang und sah mich um. Nichts ungewöhnliches war zu bemerken. Allerdings auch nichts außergewöhnliches. Wieso verschwand er regelmäßig hierhin? Hier gab es nichts. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und verließ den Trakt. Ich musste nachdenken. Konnte ich es wagen, ihm einmal hinterher zu schleichen? Nein, wahrscheinlich würde er mich entdecken, bevor er einen Schritt gemacht hatte. Da musste ich mit etwas anderes überlegen. Ich kam gerade bei meinem Zimmer an, als ich plötzlich innehielt. Die Fenster des Ganges waren geschlossen gewesen. Der schwere Wandteppich hätte sich, selbst wenn sie offen gewesen wären, niemals ohne Hilfe bewegen können.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 19, 2024 ⏰

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