-Chap 15-

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••• Jenny's POV •••

Es dauerte einige Tage, bis ich die Basics gefestigt hatte. Es machte wirklich Spaß und mit meinem Akzent hatte ich mich mittlerweile auch angefreundet.

Klar, man lernt eine Fremdsprache nicht innerhalb einer Woche, aber Loki meinte, dass ich eine Basis geschaffen hatte. Er meinte auch, dass wir heute vielleicht schon mit dem eigentlichen Unterricht beginnen könnten.

Als an diesem Morgen die Tür aufging, sprang ich regelrecht aus dem Bett.

Schlechte Idee.

Ich verhedderte mich mit meinem Fuß im Bettlacken und fiel fast zu Boden. Im letzten Moment konnte ich mich fangen und stellte mich, sehr ungraziös, wieder auf die Beine. Loki, der eben hereingekommen war, schien zum Glück nichts bemerkt zu haben.

Er schloss die Tür hinter sich und ich vernahm das allzu bekannte Klicken, als der Riegel ins Schloss schnappte. Er deutete mir mit einer Handgeste, mich wieder auf die Matratze zu setzen, währenddessen er selbst einen Sessel zum Bett zog.

„So nett ich es auch finde, aber du musst nicht jedes Mal aufstehen, wenn ich hereinkomme. Wir sind hier nicht in der Schule.", schmunzelte er.

„Ach, halt doch die Klappe, du Esel."

Im selben Moment hätte ich mir die Zunge abbeißen können. Warum hatte ich das gesagt? Was war mit dem Plan, einfach mitspielen?
Ich hatte schon Angst, dass ich mich verraten hatte, doch dann überraschte er mich.

Er lachte kurz, ehe er den Kopf schüttelte und einfach fortfuhr.

„Also, als erstes beginnen wir mit dem theoretischen Teil. Ich möchte, dass du mir jetzt genau zuhörst, okay?"

Ich nickte.

„Gerade in der Anfangsphase kann einiges schief gehen. Wir beginnen langsam und du musst ganz genau meine Anweisungen befolgen. Das hier fordert vollste Aufmerksamkeit. Schon beim kleinsten Fehler kann alles katastrophal enden. Magie ist kein Spielzeug und man sollte daher nicht leichtfertig damit umgehen."

Sagt der, der seine Magie dafür benutzt, Schachfiguren zu bewegen.

„Du musst sie fühlen, bevor du sie anwenden kannst und du musste wissen, für was du sie benutzen willst."

Ich nickte erneut.

„Alles klar. Also, am Anfang musst du dich entspannen. Schau, dass du deinen Herzschlag verlangsamst."

Er lehnte sich vor und streckte die Hand nach mir aus.

„Darf ich?", fragte er, als er mir aufrichtig in die Augen sah.

Warum fragte er jetzt? Vor nicht allzu langer Zeit war es ihm doch auch egal, ob ich es wollte oder nicht. Und ich wollte nicht. Auch jetzt sträubte sich mein Inneres dagegen, dass er mich berührte. Aber was für eine Wahl hatte ich? Ich musste überzeugend wirken. Also nickte ich und er legte seine Finger unter mein Kinn an meine Halsschlagader, um meinen Puls zu überprüfen.

„Du brauchst keine Angst haben, okay? Sollte etwas nicht in Ordnung sein, werde ich dich sofort rausholen."

Rausholen? Was, um Himmels Willen meint er mit rausholen?

Ich nickte.

„Gut. Mach jetzt die Augen zu und versuche ganz ruhig zu atmen."

Ich tat, wie mir geheißen.

— ••• — ••• —
Ich fühlte, wie ich in einen Trance ähnlichen Zustand versank.

Atme ein
Und atme aus

Denk an gar nichts. Dein Geist muss vollkommen frei von jedem Gefühl und jedem Gedanken sein.

Fühl in dich hinein. Es existiert nichts mehr außer deinem Geist und deinem Körper.

Trenne deinen Geist von deinem Körper. Du musst einen deutlichen Unterschied spüren, als ob es zwei verschiedene Persönlichkeiten wären.

Lass dein körperliches Ich hinter dir und konzentrier dich nur auf dein geistliches Ich.

Ich befand mich in kompletter Dunkelheit. Ganz deutlich verspürte ich das Gefühl, zu schweben. Ich würde sicher gleich einschlafen, aber ich fühlte mich wacher als je zuvor.

Stell dir eine Kerze vor, du musst sie klar und deutlich vor deinem inneren Auge sehen, mit jedem kleinen Detail.
Stell dir den Stiel vor, die kleinen Wachstropfen, die am Rand herunter rinnen. Den Docht mit der glühenden Spitze und die kleine Flamme, die umher tanzt.

Vor meinem Blickfeld erschien eine Kerze, deren spärliches Licht versuchte, den unendlichen wirkenden Raum zu erleuchten.

Ich spürte, wie ich darauf zu ging, aber gleichzeitig an Ort und Stelle stehen blieb.

Merkwürdig...

Ich wollte die Hand, nach der Kerze ausstrecken und bemerkte, dass meine Hand für meine Augen nicht sichtbar war.

Lustig...

Ich streckte meine Hand dennoch weiter aus, bis ich auf den Widerstand durch die Kerze stieß. Sobald meine Fingerkuppen das Wachs, verschwand sie und an ihrer Stelle strahlten dutzende gelber Fäden. Sie flogen durch den Raum und um mich herum, bildeten Muster, schlängelten sich weiter und bildeten neue Muster. Ich spürte einen seltsamen Wind, der mir durch die Haare fuhr. Es war kein unangenehmer Wind, sondern eher mehr wie eine warme und sanfte Brise.

Die gelb leuchtenden Bänder kamen immer näher auf mich zu. Wie in Trance streckte ich meine Hände aus und die die Bänder schlangen sich fast sofort um meine Arme.

Anfangs spürte ich ein kribbeln in den Fingern, das immer stärker wurde bis ich plötzlich durch einen Ruck wieder in die Realität zurückkehrte.

Ich riss die Augen auf, was eine schlechte Idee war. Sofort wurde mir schwindelig und vor meinem Sichtfeld begann es zu flackern. Ich spürte, wie ich zur Seite kippte, unternahm aber nichts dagegen. Erschöpfung machte sich in mir breit, als wäre ich den ganzen Tag gelaufen, ohne eine Pause zu machen. Ich fühlte, wie meine Augenlieder sich schlossen und erwartete, bald schon mit dem Körper auf der Matratze zu landen, doch stattdessen lehnte ich auf einmal an etwas. Was es war, vermochte ich nicht zu sagen. Es war mir aber auch egal. Es war bequem, es war warm und der Geruch, der mich umgab, hatte etwas Beruhigendes und ließ mich langsam aber sicher abdriften. Es dauerte nicht lange, da war ich eingeschlafen.

K!DNAPPED BY LOKIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt