Als ich aus dem Badezimmer kam, stand er bereits bei der Tür und hielt mit den Arm hin.
„Darf ich die Lady bitten, mir zu folgen?"
Ich hackte mich bei ihm unter, als mein Herz zu rasen begann. Ich hatte ihn soweit. Er vertraute mir so weit, dass er mich endlich rausließ. Wenn ich weiter mitspielte, würde er mich wahrscheinlich sogar allein durch Asgard wandern lassen. Ich durfte mir jetzt keinen Fehler erlauben.
Er führte mich nach draußen. Er führte mich wirklich nach draußen. Mein Griff um seinen Arm wurde fester. Erschrocken über meine Aktion näherte ich mich ihm ein Stück um meine Freude des gelungen Plans als Schüchternheit zu tarnen, was anscheinend funktionierte.
Er führte mich durch die Gänge und ich versuchte, mir den Weg einzuprägen. Es waren sehr viele Gänge und wenn man keinen guten Orientierungssinn hatte, würde man jetzt verloren sein.
Er führte mich weiter und ich versuchte mir den Weg zu merken. Wann wir in welche Richtung abbogen. Spezielle Merkmale wie Fensterrahmen, Blumentöpfe oder ähnliches versuchte ich mir ins Gedächtnis zu prägen. Jedes noch so kleines Detail könnte wichtig für meine Flucht sein.
Er blieb vor einer großen, hölzernen Flügeltür stehen. Er wandte sich mit einem kleinen Grinsen an mich und deutete mir, still zu sein, dann öffnete er die Tür.
Ich hielt den Atem an, als sich der Raum vor mir auftat. Es war eine Bibliothek. Eine riesige Bibliothek voller alter, in Leder gebundene Bücher. Manche von ihnen waren so groß wie normale Bücher, andere so groß wie die Bücher, die er mir mitgebracht hatte und einige waren so groß, dass ich mich auf sie legen hätte müssen, um sie lesen zu können.
Ich drehte mich zu Loki, der mich anlächelte und mich mit einer Handbewegung einlud, einzutreten. Ich folgte seiner Einladung.
Vorsichtig strich ich mit den Fingern über die Buchrücken und fühlte das warme Leder, roch den Geruch von altem Pergament. Ich fühlte mich ganz so, als ob ich in den Lagerräumen des Museums wäre. Es fühlte sich an wie Zuhause.
Nach einiger Zeit, in der ich durch die Gänge der Regale ging, hatte ich mir eines der Bücher ausgesucht. Es war ein Buch über nordische Mythologie, das Ich wiedererkannte. Ich hatte es mir mal ausgeborgt, kam aber nur bis zur Hälfte wegen meinem Job.
Als ich mich umdrehte und nach Loki suchen wollte, stand dieser plötzlich hinter mir.
„Jesus Christ!", fluchte ich und hielt mir die Hand vor den Mund.
„Hehehe, Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken.", wisperte er zurück.
Ich verdrehte die Augen und folgte ihm zu einer kleinen, bequem aussehenden Bank. Er setzte sich auf die eine Seite nahe der Lehne. Obwohl er versuchte, so wenig Platz wie möglich zu verbrauchen blieb trotzdem nicht wirklich viel Platz übrig für mich.
Ich setzte mich neben ihn, ließ die Beine über die Lehne hängen und lehnte mich gegen ihn. Ihm durch diese Geste ein bisschen Honig ums Maul schmieren, konnte nicht schaden.
Ich schlug mein Buch auf und Loki tat das selbe. Ich musste zugegeben, dass es angenehm war, einfach so in der Stille zu sitzen und zu lesen.
Ich hatte das Kapitel über Loki selbst gefunden und begann, es mit Neugierde zu lesen.
Ich laß über seine Abstammung und mein Blick wurde verwirrt. Loki? Ein Riese? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Er war schon größer als ich aber doch nicht so groß.
Ich laß über seine Familie und die Frauen, die er angeblich hatte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus, als ich von Angrboda, Fenrir, Hel und Jörmungandr und von Sigyn, Narvi und Vali laß. Warum, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich eine Antwort haben musste.
Die Frage, ob sie denn alle wirklich existierten und ob er sie kannte, brannte mir so sehr auf der Zunge, dass ich ihn mit meinem Ellbogen stupste.
„Du, Loki?"
„Hmm?"
„Stimmen die Geschichten, die sich die Germanen von euch erzählt haben?", fragte ich.
Verwirrt blickte er mich an, ehe ihm der Buchumschlag, den ich noch immer fest an mich gedrückt hielt.
Er lächelte warmherzig und streichelte mir über die Schulter.
„Die meisten Geschichten dort drinnen sind nicht wahr. Ich kenne keine Angrboda und Sigyn ist eine Dienstmagd in Alfheim, aber ich hatte nie was mit ihr, geschweige denn Kinder."
Er zog mich näher an sich und legte seinen Kopf auf meine Schulter.
„Ich versichere dir, du bist die einzige Frau für mich. Als ich dich das erste Mal sah, da wusste ich, dass du die einzige Frau in meinem Leben sein wirst.", flüsterte er mir ins Ohr und drückte mir einen kleinen Kuss auf den Scheitel.
Ich schauderte etwas. Teils aus Abscheu aber Teils auch aus etwas anderem. Was es genau war, konnte ich nicht sagen. Deshalb versuchte ich, das ganze zu überspielen.
„Die meisten Geschichten stimmen nicht? Was ist mit der Geschichte über das Pferd und Sleipnir?"
„Nein! Keine Ahnung, welcher Schwachkopf sich den Blödsinn ausgedacht hat.", sagte er gereizt.
Warum zum Himmel rastete er jetzt so aus. Vielleicht hatte ich ihn in seiner Ehre verletzt?
Ein gemeines Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, als mir eine Idee kam.Ich drehte mich etwas, damit ich ihn ansehen konnte, weil ich seine Reaktion sehen wollte.
„Und was ist mit der Geschichte von Skadi und der Ziege?"
Er versteifte sich und ich konnte sehen, wie sich ein leicht schimmernden Rotton auf seinen Wangen ausbreitete.
Ich kicherte und begann dann zu lachen.
„Nicht dein Ernst? Du hast das wirklich gemacht?", lachte ich weiter.
Als ich mich endlich beruhigt hatte, hob ich meinen Blick wieder und erkannte, dass sich etwas in seiner Art geändert hatte. Sein Blick war dunkel, ja sogar böse, dass ich Angst bekam.
„Oh, das wirst du bereuen.", knurrte er.
Ich versuchte noch zurückzuweichen, aber er war zu schnell. Loki zog mich wieder zu sich und fing an, mich ordentlich durchzukitzeln.
Ich quiekte und lachte und versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber er war zu stark. Es war nicht böse, sondern eher liebevoll gemeint.
Als er endliche aufhörte und ich wieder zu Atem kam, lehnte ich mich schwer atmend, aber noch immer lachend gegen ihn. Nach kurzer Zeit hob ich dann meinen Blick.
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K!DNAPPED BY LOKI
FanfictionJennifer ( Jenny) Peizer war eine ganz normale, junge Frau. Sie lebte in New York, war gerade in eine kleine Mietwohnung gezogen und arbeitete in einem Museum. Niemals hätte sie gedacht, dass das alles abrupt ein Ende finden würde. Als sie nämlich v...