Er zeigte mir einen kleinen, zylindrischen Gegenstand.
„Konzentriere dich auf den Gegenstand und stell dir vor, was er tun soll. Der Rest kommt von alleine.", meinte er.
Er legte den kleinen Zylinder auf die Handfläche und hielt ihn auf Augenhöhe.
Ich atmete einmal tief durch und streckte die Hand aus, sodass wenige Meter zwischen meiner Hand und dem Zylinder waren.
Ich schloss meine Augen und machte genau das, was Loki mir gesagt hatte. Ich konzentrierte mich fest auf den Zylinder und spürte schon bald das mittlerweile bekannte Kribbeln in meinem Fingerspitzen.
Ich öffnete die Augen, aber der kleine Gegenstand hatte sich keinen Millimeter bewegt. Enttäuscht ließ ich die Hand fallen.
„Es ist völlig normal, dass es beim ersten Mal nicht funktioniert. Versuch es nochmal."
Beim zweiten Versuch zitterte und ruckelte der kleine Zylinder. Ich riss die Augen auf.
„Hast du das gesehen?", rief ich vergnügt und versuchte es gleich ein drittes Mal.
Dieses Mal flog der Zylinder direkt in meine Hand. Kaum dass das kühle Material meinen Handballen berührte, schlossen sich meine Finger darum und ich fing den Zylinder aus der Luft.
Ich freute mich und stieß die Hände mit einem lauten Ja! in dir Luft.
„Du hast es geschafft.", jubelte Loki, lehnte sich vor und schlang seine Arme um meine Taille.
Ohne wirklich darüber nachzudenken schlangen sich auch meine Arme um seine Schultern und ich erwiderte die Umarmung.
„Du bist unglaublich.", murmelte er.
Ich vergrub mein Gesicht in seinen Haaren und spürte, wie meine Wangen heiß wurden.
„Da-Danke.", stammelte ich.
Mein Herz pochte so schnell. Der Geruch seiner Haare stieg mir in die Nase und ich schmiegte mich näher an ihn heran. Aber zur gleichen Zeit tobte ein Sturm durch meinen Kopf.
Bestimmt war das normal. Bestimmt würde jede Frau so reagieren, wenn ein Mann ihr ein Kompliment machen würde. Vor allem einer, der so unbestreitbar... attraktiv war. Bestimmt konnte keine den Blick abwenden, wenn sie aus diesen tiefgrünen Augen so angesehen wurde, wie er mich ans-
Halt, stop! So nicht! Das ist alles nicht wahr. Ich wusste nicht mal, ob er es wirklich aufrichtig meinte. Beziehungsweise ich war mir nicht ganz sicher. Aber ein Teil von mir glaubte daran, was mir ein bisschen Angst machte.
Ich musste mich fürs erste auf Abstand halten, sonst wäre ich wirklich verloren.
Langsam löste ich mich von der Umarmung und setzte mich wieder zurück.
„Loki, kann ich dich was fragen?"
„Natürlich, Kleines."
„Was ist in New York passiert?"
Ich sah, wie seine Gesichtszüge innerhalb weniger Sekunden so hart wie Stein wurden.
„Ich weiß, du hast mir gesagt, dass du noch Probleme damit hast, aber ich möchte es wissen, damit ich dich besser verstehen kann.", erklärte ich.
Er stieß die Luft aus, aber nicht genervt, sondern irgendwie gequält.
„Okay. Setz dich dich, dann erzähle ich es dir.
Also das ganze hat damit begonnen, dass ich etwas schlimmes Erfahren habe. Etwas, das meine ganze Welt auf den Kopf gestellt hat. Ich habe etwas begriffen und konnte nicht wirklich damit umgehen. Wie dem auch sei, das Ende vom Lied war, dass ich mich vom Bifröst habe fallen lassen. Ich wollte einfach nicht mehr."Ich begann auf meiner Unterlippe zu knabbern. Was konnte denn so schlimmes passiert sein, dass man Suizid begehen wollte? Die Frage lag mir auf der Zunge, aber ich unterbrach ihn nicht.
„Jedenfalls an viel kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass es kalt war und dunkel. Ich kann mich daran erinnern, dass ich keine Orientierung hatte.
Irgendwann war da ein surrendes Geräusch und dann blendete mich ein starkes, weißes Licht. Dann habe ich einen kompletten Filmriss.
Als nächstes war ich in einer kleinen Zelle. Die Wände waren schmutzig und ich konnte kaum die Beine ausstrecken, wenn ich saß.
Ich bereute es. Alles. Jede schlechte Entscheidung, die ich getroffen hatte. Jedes Mal, wo ich andere gequält hatte, mit meiner Art. Dass ich mich habe fallen lassen, im Glauben, zu sterben. Ich lebte und ich wollte nach Hause. Ich wollte zurück.
Ich habe versucht, Heimdalls Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich bat ihn, meiner Familie zu sagen, wo ich bin. Aber er hat nie geantwortet. Also bin ich davon ausgegangen, dass Odin ihm verboten hatte, mir zu antworten. Ich hatte geglaubt, dass Odin mich verbannt hatte und ich nie wieder zurück kommen konnte.
Ich hatte keinen Kontakt zu denen, die mich eingesperrt hatten. Ich habe nur zu essen bekommen, wenn sie nicht darauf vergaßen.
Minuten wurden zu Stunden...
Und Stunden zu Tagen...
Tage zu Wochen...
Und schließlich Wochen zu Monaten.
Monate, in denen ich eingesperrt war und langsam begriff, dass nicht Odin meine Rückkehr verboten hatte, sondern Heimdall mich überhaupt nicht sehen konnte.Irgendwann verlor Zeit ihre Bedeutung. Ich wusste nicht mehr, wie lange ich schon dort war. Die Neonröhren brannten Tag und Nacht und nahmen mir jedes Zeitgefühl.
Jedenfalls öffnete sich die Tür irgendwann und ich wurde zu ihrem Anführer eskortiert. Er wollte die sogenannten Infinity-Steine. Einige befanden sich auf der Erde, deshalb sollte ich sie angreifen. Ich habe natürlich sofort abgelehnt. Ich wollte es nicht.
Sie haben mich gefoltert. Sie wollten unbedingt, dass jemand die Drecksarbeit macht und im Gegenzug versprachen sie mir die Herrschaft über die Erde. Aber ich habe abgelehnt, weil es mich nicht interessiert hat. Daraufhin wurde die Folter noch schlimmer.
Erinnerst du dich an das Zepter? Es gehört ihrem Anführer. Er hat es bei mir benutzt. Deshalb waren meine Augen blau. Ich habe versucht, mich dagegen zu wehren, aber ich war zu geschwächt.
Es gab immer mal wieder Momente, in denen ich durchbrach und wieder klar bei meinen eigenen Gedanken war, aber diese Momente waren nur sehr kurz, aber ich habe sie immer noch klar vor Augen. Die restlichen Bilder sind verwischt und die Töne verzerrt.
Ich bin erst wieder so richtig zu mir gekommen, nachdem der Hulk mich durch den halben Raum gefetzt hat. Tat weh, aber es hat zumindest geholfen."
„Kannst du dich an nichts mehr erinnern, was passiert ist in der Zeit, als du unter dem Einfluss des Zepters standest?", fragte ich vorsichtig.
„Ich habe verschiedene kurze Ausschnitte gesehen. Einer davon warst du. Als ich dein Gesicht gesehen habe, überkam mich sofort ein Gefühl der Sicherheit und das Bedürfnis, dich beschützen zu müssen. Ich dachte zuerst, es wäre wegen dem Zepter, aber du bist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
Ich wollte dich eigentlich schon viel eher suchen, aber als ich zurück nach Asgard kam, hat Odin mich ohne fiel Federlesen gleich festnehmen lassen. Immerhin war ich eine Gefahr für die Bürger Asgards."
„Hast du ihm nicht erklärt, was mit dir passiert ist?"
Ich war entsetzt. Wie konnte ein Vater seinen Sohn einfach so, ohne Nachzufragen, einsperren lassen. Odin musste doch mit ihm gesprochen haben, oder nicht?
„Mit meinem Vater darüber zu streiten, bringt nichts. Wenn es um mich geht, beurteilt er nur Taten. Ich bin immerhin der Gott der Lügen, also woher will er wissen, dass meine Geschichte nicht eine Lüge ist? Aber wenn er das herzlose Monster sehen will, dass ich angeblich bin, warum soll ich dann versuchen, irgendwer anders zu sein."
Ich lehnte mich vor und schlang meine Arme um seinen Brustkorb. Ich glaubte ihm, dass er nicht schuld war an New York. Soweit ich wusste, war auch einer der Avengers von dem Zepter kontrolliert worden. Ihm hatten sie verziehen, also warum sollte man Loki nicht verzeihen? Und Odin war einfach nur grauenhaft.
Loki schloss mich auch in die Arme und begann, mir durch die Haare zu streicheln.
„Loki?", nuschelte ich gegen seinen Brustkorb.
„Hmm?"
„Du hast ein Herz. Ich kann es hören."
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K!DNAPPED BY LOKI
ФанфикJennifer ( Jenny) Peizer war eine ganz normale, junge Frau. Sie lebte in New York, war gerade in eine kleine Mietwohnung gezogen und arbeitete in einem Museum. Niemals hätte sie gedacht, dass das alles abrupt ein Ende finden würde. Als sie nämlich v...