••• Loki's POV •••
Als ich am nächsten Morgen in ihr Zimmer kam, bot sich mir ein absolut süßes Bild. Jenny lag zusammengerollt auf dem Bett und benutzte das aufgeschlagene Buch als Polster. Ihre Haare waren kraus und verwuschelt vom Schlaf und es sah so niedlich aus, dass ich sie Anfangs gar nicht aufwecken wollte. Dann setzte ich mich doch neben sie hin und streichelte ihr über die Schulter.
„Jenny.", sagte ich leise.
Sie bewegte sich nur kurz, schlief dann aber weiter.
„Jennifer.", versuchte ich es nochmal und schüttelte sie sanft.
Jetzt regte sie sich. Ihre Augenlieder flatterten, als sie sie langsam öffnete. Verwirrt blickte sie sich kurz im Raum um, ehe ihr Blick auf mich fiel. Sie gähnte herzhaft, drehte sich auf den Rücken und streckte sich.
„Gut geschlafen, Schätzchen?", fragte er.
„Hätte gut und gerne noch ein bisschen länger geschlafen.", entgegnete sie und richtete sich auf.
„So, lass uns gleich starten. Welche Lektion ist heute dran?"
Ich lachte bei ihrem Tatendrang.
„Möchtest du dich nicht zuerst umziehen? Oder möchtest du die ganze Zeit im Nachtkleid herumlaufen?"
Sie sah an sich herab auf das weiße Nachtkleid. Schnell schlug sie einen ihrer Arme vor die Brust und ihre Wangen wurden rot, was einfach nur hinreißend aussah. Ich lachte auf bei dem Anblick. Sie hingegen schien es nicht ganz so lustig zu finden und boxte gegen meinen Oberarm.
„Hör auf zu lachen.", sagte sie beleidigt.
Ich hob die Hände.
„Okay-okay, ich hör schon auf. Du kannst ja schnell ins Badezimmer gehen und dich umziehen. Ich werde schön brav hier warten und auch nicht schauen."
Ihr Gesicht wurde noch roter, sie stand aber trotzdem auf.
„Wenn ich auch nur den kleinsten Blick von dir bemerke, kratz ich dir die Augen aus.", motzte sie und verschwand im Badezimmer.
Nach ein paar Minuten kam sie wieder zurück, umgezogen, frisch gewaschen und gekämmt. Sie sah so edel und anmutig aus, dass mein Blick nicht von ihr fiel. Sie setzte sich vor mir hin und sah mich erwartungsvoll an.
„Also, Tag zwei, Lektion eins, schieß los."
Heute begannen wir mit der Artikulierung der Runen. Sie konnte sie jetzt zwar lesen, aber jetzt wollte ich ihr die Sprache beibringen. Ich bin mit der altnordischen Sprache aufgewachsen. Sprachen verstand ich viele, nicht nur deswegen, dass Thor und ich die Allsprache lernen mussten.
„Du musst auf deine Aussprache achten. Manchmal bedeutet ein Wort mit einer anderen Aussprache etwas ganz was anderes. Wie beim Schreiben."
Ich sah, wie ihre Mundwinkel leicht nach unten wanderten und ihre gesamte Haltung etwas entmutigend wirkte. Ich sah sie mit einem aufmunternden Lächeln an und hielt ihr die Hand hin, um ihr zu zeigen, dass sie loslegen könne.
„Sprich mir nach."
Und so lernte sie weiter. Ich erklärte ihr den Satz, übersetzte ihn und sie versuchte ihn nachzusprechen. Sie brachte es schnell zusammen, Satzverknüpfungen richtig zu erkennen und wiederzugeben. Aber man hörte ganz laut und deutlich ihren Akzent heraus, was ihr nicht sonderlich gefiel, ich aber nicht allzu schlimm fand. Als sie erneut genervt stöhnte und die Hände über den Kopf schlug, weil sie einen Satz schon wieder nicht akzentfrei ausgesprochen hatte, sagte sie:
„Ich bekomm's nicht hin. Es ist einfach unmöglich, dass hier richtig auszusprechen. Ich werde immer so klingen, wie ein kompletter Freak."
Ich sah sie nur an. Freak? Freak? Das war sie nicht. Das würde sie niemals sein. Nicht in meinen Augen zumindest.
„Nein, du bist kein Freak. Lass dir das von niemanden einreden. Es ist egal, wie stark dein Akzent ist. Er lässt dich auch nicht weniger intelligent wirken. Er ist ein Teil von dir und wenn ich du wäre, würde ich ihn auch gar nicht ablegen."
Sie hob den Kopf und ich erkannte ein leichtes Grinsen auf ihren Lippen.
„Außerdem finde ich ihn wirklich unglaublich niedlich."
Ihr Lächeln verschwand genauso schnell, wie es aufgetaucht war.
„Hör auf."
„Mit was denn?"
„Ich bin nicht niedlich.", knurrte sie.
Jetzt musste ich dann doch laut loslachen. Egal wie sehr sie es versuchte, sie konnte einfach nicht bedrohlich wirken. Dafür war sie zu klein, zu zart, zu hübsch.
Jedes Mal, wenn ich sie so sah, wuchs in mir das Gefühl, sie beschützen zu müssen.
Ich würde nicht zulassen, dass ihr jemals ein Leid zugefügt wird. Das würde ich ihr versprechen.

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K!DNAPPED BY LOKI
FanfictionJennifer ( Jenny) Peizer war eine ganz normale, junge Frau. Sie lebte in New York, war gerade in eine kleine Mietwohnung gezogen und arbeitete in einem Museum. Niemals hätte sie gedacht, dass das alles abrupt ein Ende finden würde. Als sie nämlich v...