-Chap 13-

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Es waren einige Tage vergangen, seitdem Loki mir vorgeschlagen hatte, ein paar Zauber beizubringen. Ich war schon ein bisschen aufgeregt, ich meine, man bekommt nicht jeden Tag die Chance, vielleicht zaubern zu lernen.

Als es dann am Vormittag an der Tür klopfte, fuhr mein Blick sofort zu ihr. Aber es kam niemand herein. Ich dachte schon, dass ich mir das Geräusch nur eingebildet hatte, da klopfte es erneut. Jetzt stand ich doch auf und ging zur Tür. Langsam versuchte ich, diese zu öffnen, da sie ja normalerweise immer abgeschlossen war. Doch dieses Mal ging sie knarzend auf.

Vor der Tür stand Loki, wobei ich ihn im ersten Moment gar nicht sah. Er trug einen Stapel Bücher, der so hoch war, dass er seinen Kopf fast vollständig verdeckte. Er musste sich strecken, damit er überhaupt über den Rand lugen konnte.

Ich trat sofort zur Seite, damit er an mir vorbei ins Zimmer gehen konnte. Er hatte das Zimmer kaum betreten, da schlug die Tür auch schon wie von Zauberhand wieder zu. Er ging zu dem Schreibtisch und stellte die Bücher mit einem lauten RUMMS ab. Ich begutachtete die alten Wälzer. Die Bücher waren sehr dick und groß, fast so groß wie Gehwegplatten, und die Seiten waren, zumindest an den Rändern, vergilbt.

„Woha, was ist das denn alles?", fragte ich.

„Das sind die Bücher, mit denen ich angefangen habe, zu lernen."

Ich begutachtete sie genauer und da fiel mir die dicke Staubschicht auf den Büchern auf.
Loki beugte sich vor und wuschelte sich durch die Haare, sodass eine regelrechte Staubwolke aufstieg. Er schüttelte sich etwas und richtete sich wieder auf.

„In welchen Winkel bist du denn gekrochen, um die zu finden?", fragte ich und deutete auf den Stapel.

„Du kannst sie dir ruhig anschauen."

Vorsichtig nahm ich eines davon in die Hand. Das Buch war wirklich sehr schwer. Ich konnte es fast gar nicht heben und wunderte mich, wie er ganze zehn Stück davon tragen konnte, ohne sich wirklich angestrengt zu haben. Aber nochmal, er war ein Gott.

Nachdem ich das Buch vom Stapel gewuchtet hatte, schlug ich es vorsichtig auf.
Die Seiten fühlten sich angenehm an. Ich weiß, dass die meisten Menschen mich nicht verstehen, aber das Gefühl eines Buchs in meiner Hand entspannte mich. Das Gefühl und das raschelnde Geräusch der Seiten, die durch meine Finger glitten. Einfach unbeschreiblich.
Doch dann erkannte ich ein Problem. Es war ein wunderschönes, handschriftlich geschriebenes Buch, aber es waren keine Buchstaben, sondern Runen, die ich natürlich nicht lesen konnte.

„Ähm - Loki? Kön- könntest du das übersetzen?", bat ich.

„Selbstverständlich. Um zaubern zu lernen, musst du zuerst lernen, Runen zu lesen. Keine Sorge, es ist nicht so schwer."

Und damit begannen wir mit dem „Unterricht". Ich schrieb auf einem extra-Block Notizen mit. Anfangs war es wirklich verwirrend, da eine Rune eben nicht nur für einen Buchstaben, sondern auch für ein ganzes Wort stehen konnte. Und das die gleiche Rune manchmal den Buchstaben und manchmal das Wort symbolisierte.

Nach einiger Zeit jedoch bemerkte ich zu meinem Erfreuen, dass ich immer besser wurde. Bereits am Vormittag hatte ich die erste Seite bereits entschlüsselt. Loki hatte recht gehabt, es war wirklich nicht schwer.
Auch wenn ich es nicht gerne zugab, aber Loki war ein guter Lehrer. Er war geduldig und erklärte Sachen gerne auch zwei oder auch manchmal drei Mal, so lange, bis ich es verstanden hatte.
Er war auch nie genervt und wurde nie laut, wenn er erneut eine Übersetzung erklären musste. Es machte einfach... Spaß, auch wenn ich es nicht gerne zugab. Bald schon hatte ich das Prinzip verstanden und so gelang es mir, innerhalb kürzester Zeit das gesamte erste Kapitel zu übersetzen.

„Du lernst sehr schnell. Du bist ein Naturtalent.", lobte Loki.

Ich sah ihn an und lächelte. Es war das erste wahrhaftige Lächeln in seiner Gegenwart. Zum ersten Mal lächelte ich wirklich von Herzen. Ich war sehr stolz auf meinen Fortschritt.
Wir machten weiter und bis zum Ende des Tages brauchte ich nicht einmal mehr den Spickzettel, denn ich mir geschrieben hatte. 

Loki musste dann gehen, ließ mir die Bücher allerdings da. Als er gegangen war, nahm ich mir noch einen der Wälzer und laß noch etwas. Jetzt konnte ich es ja.

K!DNAPPED BY LOKIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt