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G R A C E
Ich saß mit Jonas und meinem Vater im Auto und wir fuhren Richtung Schule.
Heute war der erste Schultag nach den Ferien. Leider waren diese viel zu schnell vergangen, ich habe sie wirklich genossen. Meine Familie und ich sind auf Ski-Urlaub nach Österreich gefahren und hatten großen Spaß an der schönen, schneebedeckten Landschaft der Alpen.
Von Aiden habe ich nichts mehr gehört oder gesehen, er war meiner Bitte wirklich nachgegangen und hatte keinen Kontakt gesucht. Zugegebenermaßen überraschte mich das etwas, ich war mir fast sicher er würde mich anschreiben oder so.
Ob er noch lebte? Ich hoffte es für ihn, auch wenn ich mich von ihm entfernt hatte, hing er mir doch am Herzen.
Allerdings war es besser so, wie es jetzt ist, ich bereue meine Entscheidung kein Stück.
Die Zeit mit meiner Familie hatte mir verdeutlicht was ich verpasst habe und vertrieb, meine anfangs Zweifelnden Gedanken über meine Taten schnell.

Etwas entmutigt betrat ich das große Schulgebäude und folgte Jonas zu unserer Klasse. Wirklich Lust hatte ich nicht, doch was will man machen?
Ich musste halt.
Ich saß mit Ava und Jonas an meinem Tisch und wartete auf den Lehrer.
Meine Klassenkameraden interessierten mich nicht wirklich, doch ich musste gezwungenermaßen ein Gespräch mit Maya starten, als diese fragte was ich in den Ferien so tat.
Wir unterhielten uns noch etwas, bis wir die Tortur des Unterrichts über uns ergehen ließen.

Die Pause verbrachte ich natürlich ebenfalls mit den zwei oben genannten und wir sprachen über die bevorstehenden Arbeiten.
Januar war immer ein eher stressiger Monat, in dem die meisten Klausuren und Tests geschrieben wurden.
Plötzlich ging ein gewisser Junge an mir vorbei und wir sahen uns für einen Bruchteil einer Sekunde in die Augen. Dieser eigentlich so kurze Moment schien deutlich länger zu verweilen als er es tatsächlich tat, und ich fühlte mich wie in einem dieser American-Highschool-Filmen.
Aiden setzte seinen Weg mit hängenden Schultern fort und drehte sich nicht noch einmal nach mir um. Anders als ich, die ihm mit den Augen folgte. Vermutlich ging er eine Rauchen.
Seiner Körperhaltung und seinem Aussehen zu urteilen ging es ihm nicht sonderlich gut. Doch ich versuchte meine Gedankengänge wieder in die Richtung meiner Freunde zu lenken, und versuchte mich selbst davon zu überzeugen das Aidens Probleme mich nichts mehr angingen.

A I D E N
Schon wieder war ich in der Schule.
Warum tat ich mir das eigentlich an?
Darauf wusste ich keine Antwort doch, die plausibelste war, dass ich keinen Stress mit meinen Lehrern gebrauchen kann.
Es war sowieso ein Wunder das ich noch lebe. Ganze viermal wollte ich mich in den Ferien schon umbringen, doch habe mich immer wieder selbst gestoppt oder mich nicht getraut. Einmal habe ich mir auch, nach stundenlangen ringen mit mir selbst, absichtlich eine Überdosis geschossen, doch war es anscheinend nicht genug, denn ich wachte einen Tag später von allein und kotzend wieder auf.
Ich habe überlebt, leider.
Als ich vorhin an Grace vorbeiging, spürte ich wieder diesen stechenden Schmerz.
Ich versuchte ihn zu ignorieren, doch er war immer da und begleitete mich überall hin.
Als ich dann ohne mich umzudrehen weiter ging, konnte ich ihren Blick förmlich spüren.
Verständlich.
Meine Augenringen hätten es ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft, und ich habe in den letzten Wochen viel abgenommen, was Grace durch die viel zu weiten Klamotten aber unmöglich bemerken konnte. Ich hatte oft Tage lang fast nichts gegessen.
Nicht weil ich mit mir unzufrieden war, ich verspürte einfach kein Hungergefühl mehr. Ich aß aus purer Langeweile und das eben auch nur manchmal.
Das Leben war wieder eine reine Qual und ich wollte nichts außer schlafen. Doch selbst für diese Aktivität war ich nicht zu gebrauchen da ich nicht einschlafe und in den, wenn's hoch kommt, zwei Stunden Schlaf dauernd aufwache. Ich habe für absolut nichts mehr Energie übrig, was ich meine Mitmenschen auch merken ließ. Jeder der meinte er müsste blöd gucken oder Kommentare loslassen, bekam den ultimativen Todesblick zu spüren, und keine Erwiderung.
Menschen waren einfach nur lästige, unnütze Kreaturen die mir gerne fernbleiben konnten.

Broken apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt