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G R A C E
Enttäuscht ging ich zu meinem Platz zurück.
Aiden sah gar nicht gut aus.
Er hatte Augenringe die man aus 10m Entfernung gesehen hätte und wirklich bleiche Haut.
War er krank?
Ich wusste es nicht.
Oder waren das die Auswirkungen seiner Drogen...?
Ich schüttelte schnell denn Kopf.
Ich wollte mir gar nicht vorstellen was das Zeug mit einem macht.

Der Tag verlief eigentlich recht schnell und ereignislos.
Diese Ava allerdings, kam mir seltsam vor.
Ich mochte sie irgendwie nicht, sie übermittelte mir einen komischen Eindruck.
Sie sah auch mehr als unzufrieden aus, dass sie neben Aiden sitzen musste, obwohl ich jeder Zeit mir ihr tauschen würde.
Ich gebe es zu, ich habe mich vielleicht ein klein wenig in ihn verschossen.
Aber das mit den Drogen war immer noch nicht in Ordnung!

Als ich nach Hause kam war meine Mutter nicht da.
Mein Vater erzählte mir das sie auf eine Geschäftsreise musste.
Darüber war ich gar nicht erfreut, denn jetzt war ich mit meinem Vater alleine. Nicht das ich ihn nicht mögen würde, aber wir teilten eben nicht oft eine Meinung.
Ich beschloss mich einfach auf mein Zimmer zu verziehen und meine Hausaufgaben zu machen.
Das klappte auch ziemlich gut bis es Essenszeit war und ich zu meinem Vater runter musste.
Ich setzte mich einfach still an den Tisch und aß schweigend mein Essen.
Mein Vater startete dann irgendwann eine Konversation über seine Arbeit und regte sich über die Jugend von heute auf.
Mein Vater war ein Polizist und er erzählte mir immer von seinen Einsätzen und wie dumm und leichtsinnig die Jungen doch waren. Er warnte mich immer davor so unvernünftig zu werden.
Ich hörte ihm einfach zu und gab ab und zu meine Zustimmung zu irgendwas.

Als das Essen endlich beendet war verzog ich mich wieder in mein Zimmer.
Ich nahm mir mein Handy und sah zu meiner Überraschung eine Nachricht...
von Aiden.
,Hi Grace, tut mir leid wegen heute in der Schule. Sry das ich dich ignoriert hab, aber mir gings in letzter Zeit beschissen'
Wow, Aiden hat sich entschuldigt?
Und das gleich zweimal in einer Nachricht?
War das überhaupt möglich?
Aber ich freute mich das er sich die Zeit genommen hat sich zu entschuldigen.
,Hi Aiden^^ Kein Problem, aber wenn du darüber reden willst melde dich bei mir ok?'
Schrieb ich deshalb zurück.
Ich legte mein Handy beiseite und auch schon nach 5 Minuten kam eine Nachricht zurück.
,Joa bock heut noch bisschen zu chillen?'
Oh shit, was mach ich jetzt.
Ich würde so gerne, aber mein Vater lässt mich niemals so spät raus.
Sollte ich mich raus schleichen?
Ich weiß nicht.
Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 20:54 Uhr war.
Mein Vater ging immer um 21:00 Uhr in sein Zimmer und liest, das heißt es würde vielleicht funktionieren.
,Ja klar, wann und wo?'
,Komm in 20 min zur Schule'
Ok, das wird knapp.
Ich zog mich schnell um und band meine Haare zu einem Zopf.
Ich schnappte mir mein Skateboard, welches ich unter meinem Bett versteckte und kletterte leise aus dem Fenster.
Mein Zimmer war im Erdgeschoss, und so stellte dies kein großes Problem dar.
Ich hüpfte auf mein Board und fuhr los.
Ja ich fahre Skateboard, kann aber keine Tricks weil ich nie Zeit zum Üben habe oder gehabt hätte.
Mein Vater wusste nicht mal das ich eines habe, er hätte sicher nein gesagt wenn ich ihn gefragt hätte.
Es sei viel zu gefährlich und so.
Gott wie er mich nervt.

Mittlerweile war ich angekommen und setzte mich auf die Mauer auf der ich und er immer gemeinsam gewartet haben.
Mir war sofort klar das er diesen Ort meint als er von der Schule sprach.
Nach kurzer Zeit kam auch Aiden an.
Er war zu Fuß unterwegs.
,,Heyy" begrüßte ich ihn fröhlich und winkte.
,,Hey" antwortet er, wenn auch nicht so lächelnd wie ich. Er setzte sich neben mich.
,,Soo, jetzt erzähl, was ist los"
Er zögerte.
,,Es...es ist etwas passiert. Etwas schlimmes"
Wow er fängt wirklich an zu reden?
Ich nickte und schaute ihn aufmunternd an.
,,Lukas ist tot"
Warte WAS?!
Ich schaute ihn komplett erstarrt an.
Mit so einer Antwort hatte ich sicher nicht gerechnet.
Er schaute weg.
Ohne groß Nachzudenken umarmte ich ihn einfach.
Ich konnte seinen Blick zwar nicht sehen, aber konnte spüren das er überrascht war.
,,Tut mir leid.." murmelte ich.
,,Ist schon ok"
,,Bist du jetzt nicht allein?"
,,Doch"
,,Ist das nicht voll blöd?"
Jetzt war er am überlegen.
,,Doch schon. Muss halt alles alleine machen"
Ich löste die Umarmung und studierte Aidens Ausdruck.
Sein Gesicht verriet absolut nichts.
Er könnte gerade innerlich lachen und weinen zugleich, wobei ich eher letzteres vermutete.
Er kramte in seiner Tasche und zog eine Packung Zigaretten heraus. Er zündete sich eine an und zog genüsslich daran.
Ich beobachtete ihn genauestens.
Konnte so etwas wirklich gut sein?
Aiden schien meine zweifelnde Blicke bemerkt zu haben, denn er fragte
,,Willst du?"
Normalerweise hätte ich sofort den Kopf geschüttelt aber mich ließ die Neugier zögern.
,,Ich hab noch nie geraucht" gab ich kleinlaut zu.
Er zuckte nur mit den Schultern.
,,Dann ist es eben dein erstes Mal"
Er streckte mir die angefangene Zigarette zu.
Ich nahm sie zögernd an.
,,Wie geht das?" fragte ich leicht verwirrt.
,,Einfach dran ziehen halt. So" er atmete einmal scharf durch den Mund ein.
Ich nickte und legte die Zigarette an meine Lippen. Sollte ich? Ach scheiß drauf.
Ich zog einmal kräftig und merkte wie etwas meinen Hals hinab zog.
Ich musste kräftig husten und blies den Rauch dabei stoßweise aus.
Aiden grinste blöd neben mir und entnahm mir die Zigarette wieder.
,,Und?" fragte er mit immer noch belustigten Gesicht.
,,Ganz ok denke ich"
,,Ach die erste Zigarette schmeck meistens nie so wirklich" versicherte er mir.

Um 01:24 verabschiedete ich mich von Aiden und fuhr nach Hause.
Wir hatten viel geredet. Sehr viel.
Über ihn und seine Momentane Situation.
Über mich und meine Momentane Situation.
Über die Schule und so weiter.
Ich hatte viel mehr über Aiden erfahren.
Er war mit 13 aus seinem Wohnheim abgehauen und zu Lukas gezogen. Warum er keine Eltern hat hatte er allerdings nicht erwähnt.
Er war eigentlich gar nicht so kalt und zurückweisend wie man zuerst vielleicht denkt.
Der Typ war vollkommen korrekt und man konnte Spaß mit ihm haben.
Ich merkte wie viel wohler ich mich bei ihm fühle, als bei Blaire und den anderen.
Dort hatte ich immer das Gefühl mich verstellen zu müssen.
Bei Aiden hatte ich das Gefühl ich selbst sein zu können.

Gegen 01:35 kam ich zuhause an und schlich auf dem gleichem Weg hinein, auf welchem ich hinaus kam.
Es hatte anscheinend keiner meine Abwesenheit bemerkt.
Ich machte mich bettfertig und bekam währenddessen eine Nachricht von Aiden.
,Lass das bald wiederholen:)'

Broken apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt