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G R A C E
Ich rüttelte kräftig an Aidens Schulter und brachte ihn somit endlich zum Aufstehen. Es war wiedermal Montag und ich schlürfte müde ins Bad. Aiden legte sich unterdessen schnell eine kleine Line Oxy damit er laut eigenen aussagen nicht kotzt. Ich kämmte mir die Haare und fuhr dann auch schnell durch Aidens schwarz Roten Wuschelkopf, da seine Haare ohne meine Hilfe wahrscheinlich ein einziger Knotenhaufen wären. Er putzte sich in der Zwischenzeit die Zähne und verschwand dann um sich anzuziehen. Ich folgte ihm wenig später in sein Zimmer um mir Klamotten von ihm zu holen. Ich dachte nicht daran zu klopfen und stand demnach vor einem nur in Boxershorts bekleideten Aiden. Ich tat so als würde es mich nicht interessieren, doch im Augenwinkel sah ich mir seinen Körper genauestens an. Er hatte aus welchem Grund auch immer, eine sportliche Figur, obwohl ich Aiden noch nie Sport machen gesehen habe. Alles in allem war Aiden wirklich genau mein Typ und meiner Meinung nach ein sehr Attraktiver Mensch. Er schien meine Blicke allerdings bemerkt zu haben und grinste mir dreckig zu. Ich wandte schnell mein Gesicht seinem Kleiderschrank zu und spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. So schnell es ging nahm ich mir Zeug von ihm und verschwand zurück in mein Reich.
Reiß dich zusammen Grace!
Ich schüttelte mir den Kopf frei und machte mich fertig.

Im Bus hörten wir gemeinsam mit Aidens Kopfhörern Musik und ich genoss es.
In der Schule war es wie immer, doch als ich Jonas bei einer Gruppe Jungs stehen sah kam kochende Wut in mir auf.
Wie konnte er sowas nur tun?
Ich schluckte meine starken Gefühle jedoch herunter und würdigte ihm keines weiteren Blickes. Aiden und ich bewegten uns in unsere Klasse und warteten auf unserem Tisch. Aiden legte wie so oft seinen Kopf in seine verschränkten Armen auf den Tisch und schaute mich mit müden Augen von der Seite an. Seine Haare verdeckten wie immer die Hälfte seines Gesichtes. Ich wusste ,dass er sich nicht gut fühlte, doch der Anblick, der sich mir bot, war irgendwie süß. Wir quatschten einfach etwas bis der Unterricht leider begann. Wir hatten jetzt Englisch, was die Situation nicht besser machte. Ich wusste das Aiden Englisch abgrundtief hasste. Ich selbst konnte es zwar nicht schlecht, doch mochte ich das Fach ebenso nicht besonders. Im Laufe der Stunde nahm die Lehrerin meinen Sitznachbar noch zu allem Überfluss übermäßig oft dran. Fast alle seiner Antworten waren falsch und die Klasse lachte ihn aus. Ich versuchte mein bestes Aiden die Richtigen Antworten einzusagen, doch funktionierte es nicht wirklich. Ich hatte enormes Mitleid mit ihm, und schaute ihn auch mitleidig an. Er schaute nur kurz zu mir, bevor er seinen Kopf wieder auf seine Arme legte.
Da war sie wieder.
Diese unglaublich dunkle Leere in seinen Augen.
Ich meldete mich die restliche Zeit immerzu, auch wenn ich die Antwort nicht wusste, um die Chance das sie wieder Aiden drannimmt etwas zu senken. Mein Plan ging aber leider nicht auf und unsere Lehrerin nahm ihn weiterhin dran.
Was war los mit ihr?
War ihr eigentlich klar wie unangenehm das war? Aiden wusste ja wirklich überhaupt nichts, und das musste ihr ja wohl klar sein, sie war schließlich die Lehrerin.
Warum nahm sie ihn immer wieder dran?
Als dann die Stunde endlich vorbei war wollten wir gerade den Raum verlassen als uns unser Klassenvorstand aufhielt und Aiden bat länger zu bleiben, da sie etwas mit ihm besprechen wollte. Ich verdrehte genervt die Augen. Was war den heute mit dieser Frau los?

A I D E N
Ich bedeutete Grace das ich gleich nachkommen würde und setzte mich im Schneidersitz auf den Tisch vor dem Lehrer Pult. Warum musste diese Lehrerin in letzter Zeit immer Privatgespräche fordern.
Wie nervig.
„Was verschafft mir diesmal die Ehre?" fragte ich sarkastisch. Sie schloss noch die Türe bevor sie sich mir gegenüber auf den Stuhl setzte und sich räusperte ehe sie begann zu reden.
„Nun Aiden, ich habe ein Anliegen und wollte dich nur kurz über zukünftige Ereignisse informieren." Sie machte eine kurze Pause und schaute mich mit freundlichen Augen an. „Ich habe es auch schon mit dem Schulleiter besprochen, und wir beide sind der Meinung, dass es das beste für dich ist, dich in eine andere Klasse zu versetzten."
Sie wollen bitte was.
Mir schlief fast das Gesicht ein als ich ihre Worte hörte.
„Lass es mich dir erklären. Wir wissen beide wie deine schulischen Leistungen aussehen. Ich bin der Meinung das diese Klasse nicht die Richtige Umgebung für dich zum lernen ist. Diese Englisch Stunde bewies mir dass du wirklich nicht viel weißt. Graces Versuche dir zu helfen machten deutlich das sie dich nicht zum lernen motiviert. Außerdem haben ihre Leistungen und Noten ebenfalls nachgelassen, und das seit ihr beiden zusammen am Weg seit. Es hat also auch einen schlechten Einfluss auf Grace. Sie muss nicht unbedingt ebenfalls deine Probleme bekommen" Meine Pupillen zogen sich zusammen. Ihre Worte hallten in meinen Kopf.
‚Schlechter Einfluss...'
„Nun ich kam zu dem Ergebnis, das eine neue Klasse dir eventuell helfen könnte. Deshalb wirst du ab morgen in die 10A gehen. Es sind alles spitzen Schüler die dich unterstützen können. Ich bin der festen Überzeugung das du dich bessern kannst Aiden"
Ich starrte sie fassungslos an.
„Und was ist wenn ich Nein sage?" fragte ich emotionslos.
Sie schaute verwirrt. „Das geht nicht, es ist alles beschlossen. Und komm ja nicht auf die Idee zu schwänzen, nutze die Gelegenheit und verbessere deine Noten" sie lächelte mich an, offensichtlich der festen Überzeugung ihr Plan würde aufgehen.
Das konnte sie vergessen. Meinte sie wirklich es liegt an der Klasse das ich nichts mache? Nein, natürlich nicht, ich hatte einfach keine Zeit. Ich musste Arbeiten, alle Rechnungen zahlen und gerade so irgendwie durch den Monat kommen. Die andere Zeit war ich high, da konnte ich doch nichts für Schule machen. Die Lehrerin entließ mich schließlich und ich ging ohne jegliche Verabschiedung. Vor der Schule wartete Grace auf mich, und ich konnte ihr die Situation erklären. Auch sie starrte mich entgeistert an.
„Ist das deren Ernst? Wie soll ich den Tag ohne dich überleben?" meinte sie verzweifelt. Ich konnte ihr diese Frage nicht beantworten.
Ich überlebte einen Schultag nur durch zwei Sachen.
Erstens, Pillen und Zweitens, Grace.
Jetzt hatte man mir eines genommen.

Broken apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt