A I D E N
Mein Wecker brachte mich dazu aufzustehen, denn aufgewacht war ich vor über einer Stunde. In den letzten Wochen hatte sich mein Schlafrhythmus komplett verabschiedet und ich bekam wenn's gut geht insgesamt vielleicht zwei Stunden Schlaf, doch auch nur eine halbe war gut möglich. Die zwei Wochen Schule hatten mich wieder komplett gefickt und ich war durchgehend müde und angepisst. Heute war Montag und somit fing die dritte nach den Ferien an.
Heute war der 28. Januar.
Mein Geburtstag.
Ich hätte ihn fast vergessen hätte Alex mich nicht daran erinnert und vor ein paar Tagen behauptet, er hätte das perfekte Geschenk für mich gefunden.
Dieses Datum hatte ich noch nie wirklich gefeiert, da ich nie die Möglichkeit dazu hatte.
Doch auch wenn ich in einer anderen Lage gewesen wäre, hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht. Ich sah den Sinn dahinter nicht. Ich bin eben jetzt 17, das wars. Keine große Sache.Energielos wie immer mache ich mich langsam fertig und verlasse dann mit einem Pullover, einer schwarzen Beanie und meinen Kopfhörern in den Ohren die Wohnung.
Eigentlich sprachen die Temperaturen gegen meine Kleidung, doch ich besaß nicht wirklich eine Winterjacke, deshalb musste ich die Kälte wohl oder übel so aushalten.
Mit den Händen in der Tasche meines Hoodies lief ich die Treppe herab und nahm dabei immer zwei Stufen auf einmal. Eine Angewohnheit die ich immer schon hatte, keine Ahnung wieso.
Im Bus schaute ich wie immer aus dem Fenster und bewunderte den Himmel.
So oft wie ich das machte, könnte ich es schon fast mein Hobby nennen. Doch mich faszinierten die Wolken immer wieder aufs neue und die unterschiedlichen, im heutigen Fall Grautöne, könnte ich mir stundenlang ansehen. Es fing an leicht zu regnen, was dann auch sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Regen und jegliche andere Form von Niederschlag waren bei mir immer herzlichst willkommen.Wie zu erwarten war, war der Unterricht Sterbens Langweilig und bereits zwischen der ersten und der zweiten Stunde verzog ich mich kurz aufs Klo.
Als ich die Tür hinter mir schloss, musste ich zu meinem bedauern feststellen, dass ich nicht allein war. Am Waschbecken standen drei Jungs, wenn mich nichts alles täuscht waren sie in einer Parallelklasse. Ich schnaufte genervt und lehnte mich an das Waschbecken neben ihnen und wartete, in der Hoffnung sie würden gleich gehen. Doch das taten sie nicht.
"Bist du nicht der Junkie aus der B?" wurde ich stattdessen von einem blonden gefragt.
Wow so bin ich also bekannt? Einer der anderen zwei warf seinem Freund einen warnenden Blick zu und holte eine Schachtel Zigaretten hervor, von welcher er auch eine herausnimmt und sie anzündet.
"Problem damit? Verpisst euch jetzt" richtete ich genervt an sie.
"Warum denn, willst du dir was spritzen?" fing nun der dritte an und begutachtete mich missbillig.
Ich wollte gerade etwas erwidern, da kam mir der rauchende Typ zu vor.
"Junge, was ist euer Problem, er hat euch doch nichts getan, lasst ihn doch einfach."
Für diese Aussage erntete er zwei überraschte Blicke von seinen Freunden.
Auch ich war etwas verwundert.
"Der ist n' scheiß Junkie, hast du's nicht gehört? Blaire aus der C hats doch jedem erzählt"
Ich verdrehte die Augen. Natürlich hatte sie das. Und von Grace wahrscheinlich die Informationen für ihre Gerüchte. Doch es juckte mich nicht mehr. Sollte doch jeder denken was er will.
"Na und" meinte sein brünetter Freund unbeeindruckt und zündete sich dabei die nächste Kippe an. Wie schnell raucht der Typ bitte. Und vor allem wieso verteidigt er mich vor seinen Freunden.
Die beiden verließen nämlich kurz darauf ohne weitere Worte die Toilettenräume und der Typ blieb zurück. Sollte ich einfach nehmen? Anscheinend stört es ihn ja nicht.
Eine kurze Stille herrschte, ehe er sie brach.
"Was nimmst du."
Ich schaute ihn kurz misstrauisch an.
"Weißt du das nicht schon von Blaire?" stellte ich dann die Gegenfrage.
Er lachte kurz.
"Doch, aber wer weiß was daran alles wahr ist"
Sollte ich einfach die Wahrheit sagen?
"Oxys, Heroin und manchmal Xans" meinte ich dann wahrheitsgemäß, während ich mich daran machte eine Pille des erstgenannten zu zerkleinern.
Den Typ schien es wirklich nicht zu stören, denn er schenkte meinem Tun keine Beachtung.
"Yo wie viel willst du für eine?"
Nun schaute ich von meiner Arbeit auf und schaute ihn verblüfft dabei zu wie der seine Zigarette ausdrückt und auf mich zu kommt. Hat er mich gerade ernsthaft nach Oxycodon gefragt?
"Alles gut, aber wie viel verträgst du? Das sind 80er." meinte ich und schob ihm die Pillen rüber ehe ich mich daran machte meine zerkleinerten, pulverähnlichen Stücke auf meinem Handydisplay zu einer Line zusammen zu schieben.
"Nehm' ich immer, weiß nur keiner" murmelte er.
Mit dieser Antwort war ich zufrieden und zog mir den Stoff durch die Nase. Ich legte den Kopf kurz in den Nacken und wischte mir dann mit dem Handrücken über die Nase. Und schon wieder fing sie leicht an zu Bluten. Man diese Bluterei nervt enorm.
Ich nahm mir meine Pillen wieder und wenig später ließ auch der Brünette Junge ein erleichtertes Keuchen hören. Er stützte sich an dem Waschbecken ab und ließ den Kopf nach vorne fallen. Ich begutachtete ihn für den Bruchteil einer Sekunde, bevor ich mich Richtung Tür bewegte. Die nächste Stunde hatte sicher schon angefangen.
"Hey danke, ich bin übrigens René"
"Aiden" meinte ich bevor ich die Tür hinter mir zufallen ließ.Die nächsten zwei Stunden galt mein Blick größtenteils der Außenwelt und garantiert nicht dem Unterricht der Lehrer. Als endlich die Glocke der Pause läutet begab ich mich nach den anderen schnell nach draußen. Auf dem Weg zu meiner Ecke kramte ich bereits meine Kippen hervor und mir fiel mir dieser René von vorhin wieder auf. Er stand mit seinen beiden Freunden und noch ein paar anderen zusammen, schien sich jedoch nicht sonderlich für deren Gespräche zu interessieren. Kurz hielten wir Blickkontakt bis ich meine Augen abwende und um die Ecke des Gebäudes gehe. Dort angekommen traute ich meinen Augen fast nicht.
Dort stand Alex und wartete anscheinend auf mich. Als er mich erblickten stieß er sich von der Wand ab und umarmte mich plötzlich. Was geht jetzt ab.
"Alles Gute Bro" gratulierte er mir und klopfte mir auf den Rücken.
"Was machstn du hier?"
"Dir dein Geschenk bringen" erklärte er mit einem grinsen im Gesicht.
Was hatte er nur besorgt?
"Nur zur Information, Sky und ich haben zusammen gelegt, sie ist nur grad arbeiten, deswegen gib nur ich es dir"
Ich war nun wirklich gespannt was es war und dachte ich träume als ich sah was er aus seiner Jackentasche holte.
"Was ist das?" fragte ich sogleich und deutete auf die zwei kleinen Tüten mit weißem Pulver darin.
Alex grinste "Koks und H"
Ich schaute ihn ungläubig an.
"Bist du behindert?! Weißt du wie teuer Koks ist?" ich konnte es immer noch nicht recht glauben. Hat der Typ wirklich mehrere hundert Euro auf den Tisch gelegt nur um es mir einfach so zu schenken?
Fassungslos schaute ich ihn an, was ihn zum lachen brachte.
"Das kann ich nicht annehmen." stellte ich klar.
"Oh doch, du hast Geburtstag. Du jammerst immer du hättest keine Energie, Koks pusht dich n'bisschen. Außerdem bist du der Einzige von uns der Heroin nimmt, und wenn ich es behalte verlier ich die Beherrschung und nimm's selbst"
Noch immer konnte ich es nicht wirklich glauben.
"Alles Gute zum Geburtstag" meinte er und schob die beiden Tüten in meine Hoodie Tasche.
"Danke man" nun war ich es der Alex umarmt.
"Kein Ding" erwiderte dieser nur und lehnte sich wieder an die Mauer.
"Wie ist Schule so? Die, die ich davor so gesehen habe, sehen mal mega langweilig aus"
Ich seufzte "die sehen nicht nur so aus."
"Ich hab vorher irgendein Gespräch über dich mitgekriegt, von wegen du wärst voll der Junkie und son scheiß"
Ich lachte leicht.
"Jap ich muss ziemlich interessant sein, gefühlt die ganze Schule redet über mich."
"Hat Grace was ausgeplaudert?"
Ich nickte als Antwort. Alex seufzte.
"Ich mochte das Mädel, aber das alles jetzt ist echt asozial."
Ich gab ein 'Mhm' als Zeichen der Zustimmung von mir.
Mir ging es genau so. Ich mochte Grace. Ihre Art. Ihr Verhalten. Alles an ihr.
Ich habe sie geliebt.
Doch offenbar ist keinem meine Liebe genug.
Oft liege ich nachts in meinem Bett und vermisse die Nächte in denen sie bei mir schlief.
Ich fühlte mich alleine.
Als Grace gegangen ist, hat sie einen Teil von mir mitgerissen. Ich würde alles dafür tun, um sie wieder zurückzubekommen.
Ich würde alles dafür tun, um die Zeit zurückzudrehen und niemals mit dem Heroin anfangen. Den im Endeffekt hat es alles zerstört.

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Broken apart
Teen FictionEin Mädchen dessen Leben gerade am zerbrechen ist, trifft auf einen Jungen dessen Leben schon zerbrochen ist... ,,Menschen sind nicht ohne Grund so wie sie sind. Sie wurden dazu gemacht" Das wird einem aber erst bewusst, wenn man sich selbst verände...